Ansicht einer intensiveren Bewirthschaftung der Sta-
tionen zu kommen. Vollkommen selbst ernähren wird
sich keine Station mit größerer Besatzung können,
besonders keine solche, welche nur den üblichen Küsten-
schop, wie Koko, Kassada und Planten pflanzt, denn
hierzu würde ein zu ausgebreitetes Areal, das auch
nicht genügend beaussichtigt werden könnte, gehören.
Maispflanzungen sind schon bedeutend ausgiebiger.
Das Einzige, was sich jedoch bei rationeller Arbeit
lohnen dürfte, ist die Reiskullur. Ich habe den
Reis im Schutgebiete in den verschiedensten Gegen-
den, in Mundame, Bali, Edea, Mlole, Yaunde und
Adamaua, als Berg= und Sumpfreis gedeihen sehen.
Die Royal Niger Company verpflegt am Benne ihre
Arbeiter lediglich mit dem von den Eingeborenen
gebauten Neis. Es dürfte also doch nur auf das
Verständniß des Stationsleiters ankommen, in dieser
Hinsicht den Betrieb erheblich zu verbilligen.
In Buea liegt ein großes Stück Regierungs-
terrain brach, das nicht nur die Station, sondern
auch einen Theil der Arbeiter von Victoria mit Reis
versehen könnte. Mlole, soll es nicht unverhältniß-
mäßig theuer werden, ist auf den Reisbau an-
gewiesen, und in Yaunde müßte im Verein mit Mais,
Planten u. s. w. ebenfalls Reis im Großen angebaut
werden.
——–
Ueber eine Bereisung des Sannaga,
die in der Zeit vom 22. bis 31. August der Kaiser-
liche Gounverneur v. Puttkamer in Begleitung des
Korvettenkapitäns Walther unternommen hat, liegt
folgender Bericht des Gonverneurs vor:
Die beiden bei dieser Gelegenheit von mir be-
suchten großen und schönen Missionsstationen —
Lobethal der Basler Mission und Marienberg der
Pallotiner — machen einen vortresilichen Eindruck.
Beide Missionen scheinen friedlich und mit gutem
Erfolg nebeneinander zu arbeiten.
Die Regierungsstation Edea fand ich in trefflicher
Ordnung vor. Das neue, massiv aus Bruchsteinen
erbaute Stationsgebäude ist der Vollendung nahe;
es liegt auf cinem lustigen Hügel am Strom mit
freier Aussicht auf die Südsälle, deren gewaltige
Wassermassen sich donnernd über schrosse Felswände
in den Flußkessel hinabstürzen. Edea ist landschaftlich
unbedingt einer der schönsten Punlte des Schutz-
gebietes.
Die Friedensunterhandlungen mit den durch
v. Stetten besiegten Bakokostämmen schreiten langsam
vorwärts. Lieutenant Schmidt unlerstützt zunächst
den Stationschef v. Brauchitsch in seiner dorligen
Thätigleit, um sich mit afrikanischen Dingen und
Verhältnissen vertraut zu machen. Sobald die Regen
nachlassen, wird Herr v. Brauchitsch den ersten
vorbereilenden Vorstoß nach Osten machen und wohl
zunächst mit den bieher seindlichen Dogodjeés behufs
Anlage einer fliegenden Station in Beziehungen zu
treten suchen.
516
Nachdem nunmehr die seinerzeit von Assessor
Wehlan bestraften, am Flusse ansässigen Bakoksoorte
die ihnen auferlegte Kriegsentschädigung zum großen
Theil bezahlt, habe ich ihnen den Rest im Gnaden-
wege erlassen und eine allgemeine Amnestie prokla-
mirt, um den Lenuten endlich Frieden und Ruhe
wiederzugeben und sie zu veranlassen, sich wieder
mehr mit Handel und Anbau zu beschäftigen.
Die Ausweisung der Dualla aus Edea hat nach
einstimmiger Aussage der Woermannschen Faktoristen
in Edea und Malimba einen durchaus wohlthätigen
Einfluß auf den Handelsverkehr ausgeübt. In Edea
besonders ist seit Kurzem ein ziemlich reger Elsen-
beinhandel aufgeblüht, und zwar verkaufen die Leute
ihr Elfenbein wesentlich gegen Salz, welches über
Malimba in großen Mengen eingeführt wird. Die
ehemals zerstörten Malimbadörfer sind größtentheils
wieder ausgebaut, wobei sich in Aufban und Anlage
der Häuser der eivilisirende Einsluß der Mission
unverkennbar geltend macht. Einen recht freundlichen
Eindruck machen die zahlreichen, mit schwarzen Leh-
rern besetzten kleineren Zweigstationen der Basler
Mission am unteren Flußlauf mit ihren Glocken-
thürmchen und deutschen Flaggen.
Der Dampfer „Soden“, auf welchem die Fahrt
gemacht wurde, bewährt sich nach Vollendung der
großen Reparatur vortrefflich und dürfte noch Jahre
lang gute Dienste leisten, wenn er auch leider infolge
seines Tiefganges und seiner Größe in der trockenen
Jahreszeit nicht zu brauchen ist.
Als Kuriosum möchte ich noch erwähnen, daß
vor der Nordmündung des Flusses, in der Nähe der
Woermannjfaltorei, zwei langgestreckte Felsenbänke
liegen, welche die vorzüglichsten Austern liefern, die
mir bis jetzt in Afrika vorgekommen sind.
Togv.
Dandel.
Nach den Handelsausweisen für das 1I. Onartal
d. Is. hat die Ausfuhr in diesem Zeilraum einen
Werth von 821 985, die Einfuhr einen solchen von
506 143 Mark besessen. Unter den Ausfuhrartikeln
standen oben an Palmlerne und Palmöl im Werthe
von 381 479 und 104 993 Mark. An dritter
Stelle lommt diesmal Gummi im Betrage von
32 544 Mark, während bisher die Gummiausfuhr
Togos ganz unbedentend war. Scehr erfreulich ist,
daß jelt auch Kassee und Kopra unter den Export-
artikeln sich befinden. Sind sie auch vor der Hand
nur mit 473 und 187 Mark bewerthet, so werden
sie bei dem stetigen Fortschreiten und guten Gedeihen
der Pflauzungen doch voraussichtlich bald das Bild
der Ausfuhr Togos bedeutend beeinflussen. Im
entsprechenden Quartal des Vorjahres beirug die
Ausfuhr nur 733 027 Mark.