Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

Ein Mdoc des Häuptlings Kipanga von Wuga be-- 
gleitete ihn, um ihn bei den Leuten zu legitimiren. 
Missionar Bokermann hat sich von Kisserawe 
nach Maneromango begeben, um den Missionar Maaß 
bei der Anlage der neuen Station zu unterstützen. 
Die Norddeutsche Mission hat in Lome eine 
Außenstation errichtet. Dem von dem schwarzen 
Missionar Andreas Aku, welcher sie eingerichtet hat, 
erstatteten und im „Monats-Blatt“ mitgetheilten 
Berichte entnehmen wir: 
Ich konnte die Schule früher anfangen, als ich 
dachte. Am Montag, den 1. April fing ich eine lleine 
Schule an, und am Vormittag und Nachmittag kamen 
im Ganzen 17 Kinder, die sich für unsere Schule 
anmeldeten. Ich freute mich natürlich über einen 
solchen schönen Anfang. Aber das war nur vorüber- 
gehend. Zum Anfang hatten wir auch keine eigent- 
lichen Bänke. Erst nach zwei Wochen waren einige 
Schrannen und ein langer Tisch für die Schule ver- 
fertigt. Ordentliche Schulbänke haben wir noch nicht. 
Ich sagte, der reichliche Anfang war nur vorüber- 
gehend, denn nach einigen Tagen verließen die meisten 
wieder unsere Schule und kehrten zu den Katholiken 
und Wesleyanern zurück. Sie hatten leine Lust, ihre 
Muttersprache, die Eohesprache, zu lernen. Englisch! 
Englisch! sagten die meisten, und wieder andere sag- 
ten: „Ihr sollt mit den beiden Sprachen, Evhe und 
Englisch, gleich ansangen.“ Die meisten Kinder, be- 
sonders Knaben, gehen lieber zu den Katholiken und 
Wesleyanern in die Schule, nur weil sie gleich am 
Anfang Englisch unterrichten. Auch einige Eltern 
sagen: „Wir wünschen, daß unsere Kinder nur fremde 
Sprachen lernen sollen, nämlich Englisch und Deutsch, 
die eigene Muttersprache brauchen sie nicht mehr in 
der Schule zu lernen, weil sie dieselbe nicht in der 
kaufmännischen Arbeit bei den Weißen brauchen.“ 
Auch einige, die unsere Norddeutschen Missionsschulen 
früher besucht haben und da zuerst die Eohesprache 
gelernt haben, waren unter diesen Leuten und sagten, 
sie wären jetzt „civilizech men“ und vernünstiger 
geworden, deshalb möchten sie nicht mehr ihre Kinder 
in die Eoheschule, das heißt die Schule, in welcher 
die Evhesprache gelehrt wird, schicken. 
Am Sonnabend, den 4. Mai, war Herr Ulrich, 
ein Missionar der Wesleyaner in Klein-Popo, hier. 
Er ist ein Württemberger. Am solgenden Sonntag 
Nachmittag hielt er eine Versammlung und frug die 
Leute, die anwesend waren, ob sie ihre Kinder in 
unsere Norddeutsche Missionsschule schicken wollten, 
im Fall er seine Schule, nämlich die Wesleyanische 
Schule, von Lome zurückziehe, oder ob sie durchaus 
die Wesleyanische Schule in Lome haben wollten. 
Die Antwort der wenigen anwesenden Leute war: 
„Wir wollen die Wesleyanische Schule hier haben, 
damit unsere Kinder Englisch und Deutsch lernen 
können. Unsere Kinder schicken wir nicht in die 
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Eoheschule, um die eigene Sprache zu lernen.“ 
Es ist sehr traurig mit unserer christlichen Ge- 
meinde in Lome. Die meisten Christen sind aus- 
geschlossen, entweder vom heiligen Abendmahl oder 
ganz von der Gemeinde. Sie leben in Vielweiberei 
und treiben zum Theil auch andere heidnische Sachen. 
Als eigentliche Gemeindeglieder außer uns, mir und 
meiner Frau, sind nur sieben Seelen zu nennen, 
nämlich fünf junge Leute und eine Familie. 
Der erste Wesleyaner Lehrer, Herr Pastor 
Lawson, war seit sieben Wochen wieder von Lome 
nach Popo versetzt. Ein anderer junger Lehrer ist 
gegenwärtig hier an seiner Stelle. giebt jetzt 
Englisch und Deutsch in ihrer Schule nach dem 
Wunsche der Leute. 
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Die Norddeutschen Missionare haben in Ho 
einen tiefen Brunnen gegraben und damit endlich 
gutes Wasser erreicht. Da die Verderblichkeit des 
Klimas vielsach auf schlechtes Wasser zurückgeführt 
wird, ist es ein großer Segen, daß die Station gutes 
Wasser bekommen hat und so reichlich, daß für die 
Europäer genug da ist. Der Brunnen in Ho hat 
denn auch schon zur Nachahmung gereizt. Missionar 
Seceger besuchte im Juli Ho und sagte bei der 
Gelegenheit den Gemeindeältesten von Achlicha, sie 
sollten doch auch in ihrem Thale nach Wasser suchen. 
Die Achlichaer haben Ernst gemacht und da sie diese 
Arbeit nicht allein thun können, so sind sie gekommen 
und haben gebeten, Missionar Holzapfel möge ihnen 
helsen. Die Bitte konnte man ihnen nicht wohl ab- 
schlagen. Missionar Spieth spricht sich darüber so 
aus: „Ho ist ein quellen= und wasserarmes Land. 
Die Leute sind, abgesehen von dem Banyakoebächlein, 
an zwei pfützenartige Löcher gewiesen. Achlicha 
kommt dabei am schlechtesten weg, weil es in. Mitte 
der Hostädte liegt und nach allen Wasserorten ziem- 
lich weit gehen muß. Diese kümmerlichen Wasserplätze 
sind aber auch alle Fetisch und stehen darum ganz 
unter heidnischen Gesetzen. Ein vernünftiger Vorschlag 
kann deshalb nicht zur Ausführung kommen. Soust 
würde z. B. der Unsug abgeschafft werden, daß Ge- 
sunde und Kranke sich am Wasserplatz baden. Hier- 
durch wird das Wasser mit vielen krankhaften Stoffen 
durchseucht. Die Folge davon ist in diesem Jahre 
daran zu sehen, daß ein unverhälmißmäßig großer 
Theil der Bevölkerung am Guincawurm leidet. 
Namentlich wurde Achlicha und Achoe, die an dem- 
selben Orte ihr Wasser schöpfen, heimgesucht. Gutes 
Wasser würde sie von diesem Uebel befreien. Das 
war denn auch der Grund, warum wir der Achlicha- 
gemeinde, die ja jetzt das ganze Dorf beherrscht, die 
Sache erleichtern wollten. Wir haben ein Abkommen 
mit ihnen getroffen, wonach sie die Arbeiter stellen 
und wenn nöthig bezahlen, wir dagegen geben ihnen 
von unseremübriggebliebenen Dahmenit zum Sprengen.“ 
Holzapfel wird die Arbeit leiten, und die Missio- 
nare hoffen, daß in kürzerer Zeit, vielleicht in fünf 
Wochen, der Brunnen sertig sein wird. Derselbe
	        
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