Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

kommt vereinzelt vor, aber nicht in seiner schlimmsten 
Erscheinung; die Eingeborenen haben nicht einmal 
einen besonderen Namen dafür. Häufig tritt dagegen 
das Malariafieber auf, gewöhnlich allerdings in einer 
milden Form. Die Eingeborenen leiden durch Pneu- 
monie und Pleurose, namentlich beim Wechsel der 
Jahreszeiten, sehr stark; letztere tritt geradezu epide- 
misch auf. Rheumatismus und Elesantiasis wird 
angetroffen; Diphtherie und Krebs scheinen nicht vor- 
handen zu sein, Lungenschwindsucht tritt ab und zu 
auf. Die verbreitetste Hautkrankheit ist der Ring- 
wurm (tinen desquamans), auch Geschwürbildungen 
durch Insektenstiche kommen vor. Diese letteren 
Arten von Krankheitserscheinungen sind aber leicht zu 
behandeln und zur Heilung zu bringen. Geschlecht- 
liche Erkrankungen sind unter den Eingeborenen un- 
bekannt. Schlangen sind zahlreich verbreitet; der 
Biß vieler ist tödtlich. 
Die Breitenlage von Britisch-Neu-Guinea ent- 
spricht der der Insel Ceylon; ersteres ist aber 3½ 
mal größer als letzteres, seine Berge sind fast zwei- 
mal so hoch und seine Abwechselung an Boden und 
Klima größer als die Ceylons. Im Allgemeinen 
darf daher gesagt werden, daß jedes tropische Er- 
zeugniß im Lande gedeihen kann. Vorzugsweise 
scheint es indeß geeignet zur Aupflanzung von Zucker- 
rohr, Thee, Kaffee, Vanille, Kalao, Kolanuß, Baum- 
wolle, Guttapercha, Mais, Tabak, Gewürzen und 
Tropenfrüchten jeder Art. Tabak im Besonderen 
findet sich in dem größeren Theil des Hauptlandes, 
am Berge Kuntsford, landaufwärts an allen in die 
Sce mündenden Flüssen und nahe an dem Berüh- 
rungspunkte der holländischen, englischen und deutschen 
Grenze; an der Nordostküste kommt er dagegen nicht 
vor, ebenso nicht auf anderen Inseln in wildem Zu- 
stande; er scheint daher einmal eingeführt worden 
zu sein. Der Tabak ist schmalblätterig und soll 
daher einen besonderen Marktpreis besitzen. Baum- 
wolle und Reis sind keine einheimischen Gewächse, 
sinden aber ebenso wie Thec und Kaffee ein gedeih- 
liches Fortkommen. 
Sechs Monate im Jahre, vom Mai bis zum 
November, weht der Wind von Südosten; im übrigen 
Theil des Jahres herrscht eine nördliche Windrichtung 
vor; in dieser Zeit fällt der meiste Negen unter 
Begleitung heftiger Gewitter. Die Dichtigkeit des 
Regenfalles ist vertheilt und schwankt von 30 bis 
zu 120 Zoll und darüber. Die miltlere Tages- 
lemperatur beträgt 80 bis 85° Fahrenheit im Schatten 
und vermindert sich in der Nacht um 5 bis 6 Grad. 
Von Wirbelstürmen wird die Besitzung nicht heim- 
gesucht. An Arten des Vodens findet sich Schwemm- 
land und vulkanischer Boden, der Zusammensetzung 
nach Thon, leichter und schwerer Lehm, Sand u. s. w. 
Die Bodengestaltung wechselt zwischen flach, sanft 
geneigt und abschüssig. Der größte Theil des Landes 
ist mit Waldungen bedeckt, es kommen aber auch be- 
trächtliche Flächen Rohr= und Grasland vor. Ein 
guter Theil des an den Buchten und Flüssen ge- 
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legenen Landes eignet sich zur Ansiedelung. Die 
Auswahl sicht dem Ansiedler frei, ein Kaufabschluß 
ist aber, wie schon hervorgehoben, nur mit der Re- 
gierung, nicht mit den Eingeborenen möglich; der 
niedrigste Preis ist 2 s. 6 d. der Acre Landes. 
An Zöllen gelangen bis jetzt zur Erhebung 1 s. 
vom Pfund Tabak und 10 péCt. des Werthes der 
eingeführten Tuch= und Eisenwaaren. Jeder Ansiedler 
hat außerdem eine feste Abgabe zur Unterhaltung 
der Polizeitruppe zu leisten. 
Die Seefischerei, die Gewinnung von Perlmuscheln 
und Schwämmen in den Küstengewässern ist der Ent- 
wickelung fähig; über die Regelung der rechtlichen 
Verhältnisse schweben zur Zeit Verhandlungen zwischen 
der Regierung und Qucensland. 
Am Purarifluß wurden große Sandsteinlager 
und verschiedene Arten von Kohlen entdeckt, welch 
letztere nach vorgenommener Untersuchung von besserer 
Beschaffenheit sein sollen. Unter den Louisiaden be- 
finden sich jedenfalls Gold tragende Riffe; in den 
Buchten von Tagula und Misima ist Waschgold ge- 
wonnen worden; auch Europäcr waren dort bereits 
thätig, aber mit getheiltem Erfolg; die meisten Flüsse 
führen Gold mit sich, es ist aber noch nicht auf- 
geklärt, woher dasselbe kommt. 
Der Handel hat bereits ein Feld der Thätigkeit 
vor sich, insofern es sich jedenfalls lohnt, dic cin- 
heimischen Erzeugnisse, wie Guttapercha, Pfeffer, 
Sago u. s. w. zu sammeln und auszuführen. Das 
Landesinnere birgt dazu große Vorräthe an Sandel- 
holz. Soweit bis jeßt ein Ueberblick möglich ist, 
wird künftig jedensalls der Ackerbau die Haupt- 
erzeugnisse des Landes liefern. Dem nutbringenden 
Betriebe der Viehzucht stehen der Mangel an Weide- 
plätzen und der tiese Wald entgegen; auch der Markt 
ist für eine Fleischausfuhr zu weit entfernt. 
Die vorstehenden, namentlich für die wirthschaft- 
liche Entwickelungsfähigkeit von Britisch-Neu-Guinea 
sehr günstig lautenden Angaben sind einem Vortrage 
entnommen, den der Gonverneur dieser Besitzung, 
Sir William Mac Gregor, im Februar d. Js. 
in einer Sondersitzung des Noyal Colonial Institute 
in London gehalten hat. 
Dandel von Dawali im Jahre 1894.7) 
Die Gesammteinfuhr belief sich auf 5 713 181 
Dollars gegen 5 346 809 Dollars im Vorjahre. 
Die Gesammtausfuhr von Hawaii betrug 
9 140 795 Dollars gegen 10 818 158 Dollars im 
Vorjahre. 
Der weitaus größte Theil der Einfuhr und Aus- 
fuhr sällt den Vereinigten Staatken von Amerika zu, 
er beträgt etwa 90 pCt. 
Der Werth der Waaren deutschen Ursprungs, 
welche nach Hawaii eingeführt wurden, belief sich auf 
140 233 Dollars gegen 73956 Dollars im Vorjahre. 
*) Aus dem Deutschen Handels-Archiv 1895, S. 4909. 
 
	        
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