in Höhe von 30 pCt. vom Werthe, sowie den Zoll,
der bisher in Höhe von 10 pCt. vom Werthe er-
hoben wird, künftig bedeutend herabzusetzen, und habe
die Ueberzeugung, daß nicht nur der Holzschlag in
wünschenswerther Weise wieder sich bedeutend ver-
mehren, sondern daß mit dieser Maßregel auch unsere
Einnahmen wachsen werden. Es scheint mir der
Erwägung werth, ob es sich nicht empfehlen dürfte,
durch einen erfahrenen Forstmann einc rationelle
Ausforstung des Deltagebietes einzuleiten. Vom
nördlichsten Arme des Rufidji, ectwa 15 Scemeilen
stromanswärts von der Mündung, ging ich über Land
nach unserer am südlichsten Arme des Deltas ge-
legenen Versuchsplantage Mohorro. Wie solches in
einem Delta erklärlich, führte der Marsch durch fast
absolute Ebene, die von unzähligen, zum Theil aber
nur zeitweise laufenden Wasserarmen und Tümpeln
durchbrochen war. In der ganzen Gegend fand ich
schönen, tiefschwarzen Boden.
Die Versuchsplantage Mohorro ist noch nicht
eingehend geung mit der Kultur ergiebiger Tropen-
pflanzungen fortgeschritten, um ein endgültiges Ur-
theil abgeben zu können. Zuvörderst sind nur größere
Landstrecken urbar gemacht und einheimische Körner-
früchte gepflanzt worden. Immerhin beweisen die
Samenbeete, die zum großen Theil schon aufgegangen
sind, daß jede nur denkbare Niederkultur in diesem
Delta möglich sein muß.
Da eine bedeutende Anzahl von Pflanzungen
unmittelbar an die mächtigen Wasserarme des Deltas
angelegt werden können, so sind die Verkehrsbedin-
gungen für eine Abfuhr der Produkte nach der
See hervorragend günstige zu nennen. Ich habe
einen derzeit die Küste bereisenden Pflanzer, der sich
in Usambara ankaufen wollte, eingeladen, sich die
Verhältnisse am Delta mit anzusehen. Der betressende
Herr wird sich nunmehr voraussichtlich im Rufidji-
delta niederlassen, um dort das erste Privatunter-
nehmen ins Leben zu rufen. In der That finden
sich an den Ufern des Deltas eine große Anzahl
der schönsten Ansiedelungsplätze. Die vielfach vor-
handenen prachtvollen Mangobäume und Palmen ver-
sprechen ein ebenso reizvolles wie schattiges Heim abzu-
geben. Es wäre wirklich außerordentlich wünschens-
werth, die Aufmerksamkeit privater Unternehmer auf
diese günstigen Ansiedelungsbedingungen hinzu-
lenken.
Dem Rufidjidelta ist ein ganzer Inselarchipel
vorgelagert, die zum größten Theil im Laufe der
Jahrhunderte sich auf Korallen aufgebaut haben.
Die größten der Inseln, wo sich Trinkwasser vorfindet,
sind bewohnt und zwar angesichts der Heuschrecken-
plage sogar ziemlich dicht bevölkert. Sie scheinen
ebenso günstige Vorbedingungen für den Landbau,
als auch vornehmlich für die Viehzucht zu bieten.
Von der kleinen Insel Schole aus, wo sich die Haupt-
ansiedelung des ganzen Inselbereiches vorfindet, be-
suchte ich die größte der Inselu, die den Namen
Mafia führt. Mafia zeigt überall da, wo leichter
538
Humus und Sand zurücktritt, rothen und fetten
Boden. Die Insel, deren höchste Spitze sich wohl
kaum über 25 m erhebt, ist von zahlreichen, das
ganze Jahr hindurch fliessenden Bächen durchschnitten.
Auch finden sich eine größere Anzahl von kleinen
Süßwasserseen und teichen auf der Insel zerstreut.
Weit ausgedehnte Kokosplantagen sowie zahlreiche
schattige Mangos geben derselben einen besonderen
landschaftlichen Reiz. Ein Fruchtbaum, hier Mabibu,
von den Portugiesen, welche dessen Früchte zu einem
starken Branntwein brennen, Caju genannt, wilde
Dattelpalmen sowie Dickungen von wild wachsenden
Ananas fielen mir bei der Durchquerung der schmalsten
Stelle der Insel, die im Innern den Charakter der
Parklandschaft trägt, besonders auf. Der größte
Theil von Mafia scheint unter Kultur zu stehen;
Maniok, Bohnen, Erbsenbäume, süße Kartoffeln,
Bananen und Reis machen den Hauptbestandtheil der
Pflanzungen aus. Körnerfrüchte, wie Mais und
Hirse, werden indessen gar nicht gebaut. Die Vieh-
zucht in Masia steht höher als irgendwo in der
Kolonie. Der Grund hierfür ist in dem Umstande
zu suchen, daß die Insel von der Viehseuche der
Jahre 1890/91 verschont geblieben ist, dann aber
auch, weil die dort wachsenden kurzen, weichen Gräser
sich besonders für Rindviehfutter zu eignen scheinen.
Ich habe indessen das Verbot der Rindviehausfuhr
nach fremdem Besitz — insbesondere nach Sansibar
— noch nicht aufgehoben, da mir der Viehbestand
noch immer nicht hinreichend gesichert zu sein scheint.
Kleinvieh und Esel, welch letztere übrigens nur zum
Neiten benutzt werden, werden ebenfalls ausgiebig
gezüchtet. Der Fischreichthum im ganzen Masia-
Archipel ist ein großer, wie die große Anzahl von
Herden jagender Delphine beweist. Während meiner
Abwesenheit von Bord wurde ein Pottwal dicht am
Schiff beobachtet, der an Länge den Dampfer
„Rovuma“ übertraf. Auch Schildkröten werden an
dem Inselstrande häufig gefangen. Auf einer kleinen
benachbarten Insel besuchte ich eine Stelle, woselbst
Fischer in der Höhlung eines Affenbrotbaumes Hun-
derte von Schildkrötenschädeln aufgestapelt haben.
Sie sehen dies wahrscheinlich als ein wirksames
Zaubermittel an, das ihnen zu gutem Fange verhelfen
soll. Auch der Halicore dujong wird am Strande
von Mafia beobachtet und häufig gefangen.
Von Wild kommt nur die Zwergantilope und
das rothe Flußschwein vor. Das letztere repräsentirt
so ziemlich den einzigen Feind der Anpflanzungen
und zwingt die Eingeborenen, ihre Felder mit starken
Einfriedigungen zu versehen. Zahlreiche Sumpf= und
Wasservögel halten sich besonders an den kleinen
Süßwasserseen der Insel auf; Perl= und Savannen-
hühner sowie unzählige Tauben vervollständigen die
Thierfauna.
Der einzige Sport der nie durch Kriege oder
sonstwie von außen her aufgestörten Eingeborenen
besteht in dem Fangen der Wildschweine, deren
Fleisch sie jedoch verschmähen. Mit ausnahmsweise