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70 pCt. —, waren aber leider wegen Samenmangels
nur in unbedeutender Menge gepflanzt. Maniok ist
gediehen und wird eine ausgedehnte Aussaat im No-
vember ermöglichen. Süße Kartoffeln rentiren sich
vorzüglich, die diesmalige, natürlich leine Ernte reicht
immerhin allein aus, einen Theil der Soldatenver-
pflegung auf 1 bis 2 Monate zu bestreiten, die
Knollen sind sehr groß, und die an der Wurzel in-
takt gebliebenen Pflanzen werden zur nächsten Saat-
zeit Stecklinge ad libitum liefern.
Bezüglich des Gesundheitszustandes hierselbst be-
merke ich gehorsamst, daß bei mir, Lieutenant
Charisius, Unteroffizier Linck und Lazarethgehülsen
Schnopp der Marsch von Kuirenga hierher nach
den vorhergehenden Anstrengungen die Konstitution
erschüttert zu haben scheint, die dann neuen klimati-
schen Angriffen wenig standhielt und im Falle von
Schnopp und Linck sogar unterlag. Soyst ist die
Gesundheit der anderen Europäer nicht gerade un-
günstig seit Bezug der provisorischen Station. Bei
den Mannschaften ist sic sogar vorzüglich, Malaria
kommt da fast gar nicht vor.
Politisch ist das Bild im Wesentlichen dasselbe
wie früher. Dic Herrscher in Ngurn und Ugunda
haben in Verkennung ihrer Zugehörigkeit zu Tabora
Elfenbein hierher geschickt. Dasselbe wurde ange-
nommen, Schauris aber abgelehnt, die Gesandten
nach Tabora verwiesen, wohin auch diesbezügliche
Mittheilung abging. Auch der letzte Mgogochef im
Distrikt — Kossira von Luato — hat durch Gesandt-
schaft und Elfenbein seine Annäherung an die Station
eingeleitet. Gleichfalls ist aus Uwambara Elsenbein
gebracht worden; um Einsicht in die dortigen Ver-
hälmisse zu erlangen, habe ich der Abordnung einen
Stationsboten mitgegeben.
Von größerem Interesse ist die Ankunft zweier
Wahehe von Njangai am Ruaha, die im Namen der
dortigen beiden Wassagira (d. h. Chefs) um Schauri,
Frieden und Flagge bitien. Auf meine Erklärung,
dazu wäre ein völliges Sich-lossagen von Mquawa
erste Bedingung, erwiderten sie, das hätten sie sich
überlegt, Mquawa wäre ihnen zu weit, wir zu nahe.
Nicht ganz in Einklang hiermit zu bringen war ihre
weitere Behauptung: Mquawa habe ihnen Erlaubniß
ertheilt, sich der Station zu unterwerfen; bekäme
dies ihnen gut, würde er es auch thun. Auf dieses
hin setzte ich den Leuten auseinander: an Mquawas
Aufrichtigkeit glaube kein vernünftiger Mensch mehr,
es sei denn, er käme selbst; Zwischenhändler verbäte
ich mir, die Kondoakomödie käme nicht mehr vor.
Wenn die Leute Njangais für sich selbst sprechen und
nach gründlicher Ueberlegung der für sie durch den
Besitz unserer Flagge resultirenden Pflichten her-
kommen wollten, dürften sie es. Auch bei ihnen
verbäte ich mir eine weitere Zwischenhändler-Wirth-
schaft. Wir sind jebt in so günstiger Lage, daß wir
einen Versuch mit ihnen riskiren dürsen. Deshalb
wird eventuell den Njangaileuten die Flagge gewährt
werden, aber mit ausdrücklichem Verbot der Ansiede-
lung in Ugogo, zumal in ihrem alten Platze Nondoa,
höchstens vielleicht in unmittelbarer Nähe der Station.
Die wenigen, in Nondoa noch vorhandenen Wahehe
haben sich den eingesetzten Wagogochefs gefügt.
Dem Allem hörte eine Gesandtschaft zu. die soeben
Elsenbein und einen Brief von Merere brachte.
Kiwere hat ebenfalls Elfenbein geschickt. Ich
werde die Gesandten von dort und von Merere mit
dahin nehmen und hoffe, von dort an die genehmigte
Karrenrequisition am besten bewerkstelligen zu können.
Bis jebt sind 3 Rekruten: 2 Manjema, 1 Mon-
aheli, angenommen und einer dreimonatlichen Prüfung
ausgesetzt worden. Der schlechteste ist wieder weg-
gelaufen; die Einstellung der beiden anderen habe
ich nunmehr dem Kaiserlichen Kommando vorgelegt.
Es wird allmählich möglich sein, Wagogo anzuwerben,
mit welchem Resultat, wird aber erst die Erfahrung
lehren lönnen. Jedenfalls ist in Anbetracht des
Baues und des ausgedehnten, zum Theil unbekannten
Stationsgebietes, das viele kleine Expeditionen erheischt,
eine Ergänzung der Kompagnie auf ihre Etatsstärke
von der Küste her wünschenswerth.
Ueber ein Gefecht mit dem Däuptling Tagaralla von
enii,
welches der auf einem Marsch nach Ujiji befindliche
Kompagnieführer Leue am 10. August d. Is. be-
standen hat, berichtet er:
Ich habe nach dreistündigem, hartnäckigem Kampfe
die große Tembenboma Limuene des berüchtigten
Näuberhäuptlings Tagaralla von Usenji, der hier das
ganze Land brandschatzte und sich frech und rebellisch
erwies, mit Sturm genommen. Die Boma wurde
von etwa 100 Ruga-Rugas, die sämmtlich mit Ge-
wehren bewassnct waren, vertheidigt. Der Feind
wurde völlig vernichtet. Der Sultan Tagaralla
selbst siel beim Ausfall aus dem brennenden Quikuru.
Von deutscher Seite sind drei Askari gefallen und
vier verwundet worden.
Der Sturm über die Dächer erwies sich als un-
durchführbar, da fast alle Leute oben Schüsse er-
hielten. Ich ließ daher mit Sturmböcken, Aexten
und Hacken Eingänge in die Temben schlagen und
eroberte so von außen nach innen Tembe um Tembe,
Haus um Haus. Die Feinde fochten so erbittert,
daß sie von innen ihre Wohnungen selbst in Brand
steckten. Leider ist auch das QOuikuru, aus dem schon
der Sultan Tagaralla in der höchsten Noth mit
brennenden Kleidern den Ausfall machte, mit allen
Elfenbeinschätzen ein Naub der Flammen geworden.
Denkmalenthüllung.
Am 19. August wurde in Kilwa unter Betheili-
gung der dortigen Europäer und der zahlreich ver-
sammelten farbigen Bevöllerung die feierliche Ent-