Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

Ramernn. 
Ausbildung von Ramerunnegern zu Pandwerkern. 
Die beiden Negerknaben Demba und Lukenje, 
welche seiner Zeit von dem Hauptmann Kund nach 
Deutschland mitgenommen wurden, sind unter der 
Aufsicht der Schwester desselben, Frau Dörfling, 
in Görlitz erzogen worden. Nach beendeter Schul- 
zeit im Frühjahr 1894 haben die Knaben ein 
Handwerk erlernt, zu welchem Zwecke Lukenje bei 
dem Zimmermeister Rothenburg und Demba bei 
dem Schlossermeister Kirchhoff zu Görlitz in die 
Lehre gegeben wurden. Nachdem sie in einjähriger 
Lehrzeit bei gutem Betragen und unermüdlichem 
Fleiß sich einige Fertigkeit im Handwerk angceeignet 
hatten, sind die Knaben im Mai 1895 nach Kamerun 
zurückgesandt, zu welchem Zweck sie von Frau 
Dörfling, welcher sie in hohem Maße zugethan 
waren, nach Hamburg gebracht wurden. 
Nach einem Bericht des Gouverneurs von Ka- 
merun werden Demba und Lukenje, die sich zu einer 
vierjährigen Dienstzeit beim Gonvernement verpflichtet 
haben, in der dortigen Reparaturwerkstätte unter 
Aufsicht europäischer Handwerker beschäftigt. Sie 
haben auch dort sich recht fleißig erwiesen und sind 
insbesondere stets regelmäßig und pünktlich zur Ar- 
beit erschienen. Da auch ihre Leistungen zufrieden- 
stellende waren, hat sich der Gouverneur in der Lage 
besunden, den beiden Knaben einen Monatslohn von 
20 Mark auszusetzen. Die Erhöhung desselben auf 
30 Mark soll nach Ablauf von sechs Monaten bei 
weiteren guten Leistungen in Erwägung genommen 
werden. 
Rus dem Bereiche der Wissionen und 
der KAntishlaverei-Bewegung. 
Am Dienstag, dem 5. November, nachmittags 
6 Uhr wurden in der St. Makthäiklirche die vom 
Deutschen Fraucnverein für Krankenpflege in den 
Kolonien für den Dienst in den Schutzgebieten be- 
stimmten Schwestern: Anna Bäßler, Helene Miehe, 
Theodora Struckmeyer und Katharine Fath, durch 
den Herrn Archidiakonns Fischer feierlich aus- 
gesegnet. 
Ueber das Wirken der Rheinischen Missions- 
gesellschaft in Deutsch-Südwestafrika wird berichtet: 
Im Ovambolande hat der Missionar Wulfhorst 
auf der Station Omupanda am 21. Juli d. Is. 
die ersten Taufen, 13 an der Zahl, vollziehen können. 
Im Hererolande hat der Missionar Kremer im 
Otavigebiet einen Platz für eine neuc Berg-Damara= 
Station zum Ersatz der aufzugebenden Station 
Otiombnuima ausgesucht und als solche den Ort Oniha 
ausgewählt, wohin er bereits übergesiedelt ist. 
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Ueber eine Reise durch das Adeliland berichtet 
der Missionar der Basler Missionsgesellschaft 
A. Mischlich unter dem 26. September d. Is.: 
Ich hatte schon lange die Absicht, nach Aeble und 
weiter in das Innere zu gehen, um die dortigen 
Verhältnisse in Augenschein zu nehmen. Ende Juli 
konnte ich endlich aufbrechen und reiste über den 
Theil von Akposo, der unter dem König von Börada 
steht, nach Akäbu. Nirgends wurden wir so freund- 
lich aufgenommen wie in diesem von der Natur so 
sehr begünstigten herrlichen Gebirgsländchen, das uns 
ungemein gefiel. In Adeli fanden wir bbenfalls 
liebreiche Aufnahme. Die Häuptlinge glaubten, wir 
würden sogleich bleiben. Das war freilich nicht 
möglich, aber ich hoffe, im Januar dorthin überzu- 
siedeln. Bis eine solide Missionsstation errichtet ist, 
hosfe ich in Bismarckburg Wohnung nehmen zu 
können; von Adeli gingen wir, nachdem wir Adwati 
besucht hatten, nach Anyanga. In Blitta spielten 
mir meine Träger einen argen Streich. Ich wollte 
nämlich von hier aus nach Paratau in Tschautscho 
und nach Bafilo. Meine Träger erklärten aber 
rundweg aus Furcht, nicht gehen zu können. Obwohl 
ich schon einen Führer bestellt hatte, war ich daher 
gezwungen, umzukehren. Nach Besuch Akbandes 
erreichten wir Gbassi (Pessi) am Mono, wo wir 
von dem Häuptling auf das Freundlichste empfangen 
wurden. Es hätte ihn gefreut, wenn wir sogleich 
bei ihm geblicben wären und eine Schule errichtet 
hätten. Von hier giungen wir nach Agbanda in 
Akposo. Es ist ein großes Land, das größte nach 
Tschautscho. Einen Stammeshäuptling besitzt es nicht. 
Jeder Orl hat seinen eigenen Häuptling. Ueber 
Ntalpame und Vo gingen wir dann nach Dai, einem 
prächtigen Gebirgsländchen. Sehr freute ich mich an 
den strammen Exerzitien, welche die hoffnungsvolle 
Jugend hier vornahm. Etwa 20 junge Krauslöpfe 
machten auf einem freien Platze ganz nette militä- 
rische Uebungen. Jeder Junge war mit einem 
selbstgeschnitzten Gewehr ausgerüstet. Mit aller Ge- 
walt möchten sie eine Schule haben. Ich mußte sie 
nach Amedshove (der Bremer Missionsstation) ver- 
weisen. Ueber Miripc und Lölobi ging es dann 
nach Borada und Woräwora zurück, das wir nach 
50 tägiger Abwesenheit gesund erreichten. 
Die katholische Mission in Neu-Pommern 
hat eine Station in dem Bezirke Tingenavuddu er- 
öffnet. Die neue Niederlassung ist 10 km von der 
Küste entfernt und ist somit die am weitesten land- 
einwärts gelegene bewohnte Station im Schutzgebiete. 
  
Aus dem apostolischen Vikariat Nord-Sansibar 
der Väter vom heiligen Geist berichtet 
P. Etienne in „Gott will es“: 
Von Januar 1893 bis November 1894 sind an 
300 Personen, Männer, Frauen und zumeist Kinder, 
befreit und in die Mission von Bagamoyo ausge- 
nommen worden.
	        
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