wurde, und nun ein zusammenschließendes und zur
Erllärung der Geländebildungen jener Gegenden
taugliches Bild der dortigen Formationen giebt.
In einer kleinen geologischen Uebersichtskarte (Maß=
siab 1:3 000 000) ist dies Bild skizzirt.
Danach besteht Adamaua nördlich vom süd-
afrikanischen Plateau hauptsächlich aus Guneis, Lager-
granit und Amphibolit, worüber längs des Benus-
flusses Sandstein gelagert ist, sowie älteres Alluvium
am oberen Lauf dieses Flusses. Die Gebirge be-
stehen aus Massivgranit, eruptivem Granik und
jüngeren Eruptivgesteinen, wozu noch Krystallin-
schiefer und Gänge von Quarzporphyr, Porphyrrot
und Diabas treten.
An die geologische Beschreibung schließt sich eine
eingehende Schilderung der Verwitterung unter den
starken tropischen Einflüssen, mit besonders aus-
führlicher Berücksichtigung des Laterits. Für die
Erklärung dieses merkwürdigen Gesteins bringt Dr.
Passarge ganz neue Gesichtspunkte bei, welche hier
zu erwähnen zu weit führen würde. Nur auf die
interessante Beziehung zwischen dem Nichtauftreten
des Laterits an Stellen, wo man ihn erwarten
sollte, und den Regenwürmern sei hingewiesen.
Dr. Passarge weist nach, daß letztere den Laterit
reduziren. Uebrigens hat der Verfasser in einem
Vortrag auf dem internationalen Geographen-Kongreß
zu London seine weiteren Forschungen über den Laterit
kurz zusammengefaßt und ein besonderes Werk über
diesen Gegenstand in Aussicht gestellt.
Die Bildung der Ackerkruste durch die Ver-
witterung führte zur Pflanzenwelt hinüber, der ein
lurzes Kapitel gewidmet ist. Ueber die botanische
Ausbente sagt Dr. E. Gilg, von dem eine lUeber-
sicht über die von der Expedition gesammelten und
beobachteten Pflanzen dem Werk beigegeben ist:
„Eine Sammlung, welche zwar nur verhältniß-
mäßig wenig Arten enthält, die aber doch sehr
werthvolle Beiträge zur Kenntniß der pflanzen-
geographischen Verhältnisse am oberen Benus er-
bracht hat. Denn einmal war in jenen Gebicten
überhaupt noch nie gesammelt worden, und dann
richtete Dr. Passarge seine Aufmerksamkeit darauf, nur
solche Arten aufzunehmen, welche als Charakter=
gewächse gelten lonnten oder die in irgend einer
Hinsicht unter der gewöhnlichen, allgemein verbreiteten
Flora hervortreten. Endlich hat sich r. Passarge
dadurch ein ganz besonderes Verdienst erworben,
daß er an den meisten der gesammelten Pflanzen
genaue Angabe über Standort und Standortsver-
hältnisse, Habitus der Pflanze, Art des Vorkommens,
eventuellen Nutzen, einheimischen Namen u. s. w.
gegeben hat.
Die Flora des Benusthales lernen wir als eine
solche kennen, die fast nur allgemein verbreitete Typen
aufweist. Theils liegen aus diesem Gebiete Pflanzen
vor, welche in dem gesammten Tropengebiete ver-
breitet sind, theils solche, die bekannt sind aus den
Küstengebieten des ganzen tropischen Westafrika.
586 —
Dagegen sind die Floren von Adamaua und besonders
diejenige des Hochlandes von Ngaumdere als sehr
interessante zu bezeichnen, und zweifellos werden uns
die Sammlungen der Folgezeit noch mit zahlreichen
wichtigen Typen bekannt machen. Adamaua kann
als ein typisches Steppengebiet bezeichnet werden,
dessen Buschbäume größtentheils aus eigenartigen
Formen der Combretaceen bestehen. Sehr interessant
ist in diesem Gebiete ferner die Flora der Galerie-
wälder, welche, trotzdem sie als Alluvialwälder zu
bezeichnen sind, enge Beziehungen zu der Urwald-
flora Kameruns erkennen lassen.
Sehr zu bedauern ist es, daß Dr. Passarge
nicht Gelegenheit gegeben war, längere Zeit auf den
Hochsteppen von Ngaumdere zu sammeln. Dem die
Flora dieses Gebietes hat sich als ganz besonders
reich an neuen und interessanten Formen erwiesen,
die theilweise deutliche Beziehungen zu den Floren-
elementen der ostafrikanischen Hochländer und Ge-
birgssysteme erkennen lassen.
Besäße ein großer Theil der Afrika durch-
kreuzenden Reisenden dasselbe Interesse, so würden
wir über die pflanzengcographischen Verhältnisse
dieses Erdtheiles schon bei Weitem besser orientirt
sein.“
Sein Hauptinteresse hat der Verfasser der Be-
völkerung zugewendet, wie dies in Afrika eben jedem
Forschungsreisenden zu gehen pflegt. Linguistisches,
Anthropologisches, Kleidung und Bewaffnung, Woh-
nungen und Hausgeräthe, Landbau und Viehzucht,
Industrie, Handelsverhältnisse, soziale und politische
Verhältnisse, Religion, Sitten und Gebräuche, Cha-
rakteranlagen, Geschichte der verschicdenen Stämme
sind eingehend behandelt. Der Verfasser ist der An-
sicht, daß vom Nordrande des Sudan, dem Südrande
der Sahara, aus seit vielen Jahrhunderten und noch
jetzt unnnterbrochen die Einwanderung kräftiger, durch
den Kampf ums Dasein in den harten Bedingungen
des Wüstenlebens gezüchteter Stämme nach dem eigent-
lichen Sudan vor sich gegangen ist.
„Durch die beständige Zuwanderung der Wüsten-
stämme in den Sudan sind eine Reihe gut ver-
anlagter Mischvölker hervorgegangen, welche dank
der günstigen geographischen Lage, welche ihnen den
Verkehr mit den Mittelmeerländern gestattetc, und
dank dem wohlthätigen Einflusse seitens des Islams
große Staaten und eine verhältnißmäßig hohe Kultur
geschaffen haben, wie die Mandingo, Bambarra und
Torode im Westsudan, die Gobir und Kanuri im
Central-, die Bagirmi-, Wadai= und Darfurleute im
Ostsudan.
Allmählich ist dann aber eine Decadence der
ursprünglich kräftigen Völker eingetreten und zwar
ist die Ursache hierfür die beständige Neuaufnahme
von Negerblut und die damit verbundene körperliche
und geistige Vernegerung. Während die ursprüng-
lichen Mischvölker nicht selten starl genug waren,
die unruhigen Stämme der Wüste im Zaume zu
halten, ja zu unterwersen — ich erinnere an die