Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

in Südwestafrika von dem Zeilpunkt seiner Rückkehr 
nach Deutschland bis zur Gegenwart. — Ueber dieses 
viel genannte und noch heut so wenig bekannte große 
Schutgebiet besitzen wir ein großes strengwissenschaft- 
liches Werk von dem Naturforscher Professor 
Dr. Schinz. Aber abgesehen davon, daß der hohe 
Preis dieses Buchs seiner Verbreitung entgegensteht, 
ist es auch zu gelehrt und zu wenig auschaulich ge- 
schrieben, um die große Masse der Leser genügend 
zu fesseln. Dr. Schinz hat außerdem Südwest- 
afrika schon vor einer längeren Reihe von Jahren 
verlassen und keine Gelegenheit mehr gehabt, die Zu- 
stände daselbst nach der wirklichen Einführung der 
deutschen Herrschaft kennen zu lernen. 
Dem Allen hilft das Bülowsche Werk ab. Es 
ist nicht theuer, der Verfasser hat miterlebt, wie den 
jämmerlichen Zuständen im Laude, die so lange 
herrschten, bis das Denutsche Reich sich entschloß, den 
Ansiedlern den versprochenen Schutz auch wirklich zu 
gewähren, ein Ende gemacht wurde, und er versteht 
es wie sellen ein Reisender, das Gesehene und Er- 
lebte niederzuschreiben. 
Es giebt nicht viele Reiseschilderungen unter 
denen, die es mit der Wahrheit ernst nehmen, welche 
an Lebendigkeit und Anschaulichkeit dem Bülowschen 
Buch an die Seite gestellt werden können. Der 
Versasser vertieft sich mit solcher Liebe in die Schil- 
derung der eigenartigen Natur Südafrikas und 
der vielfach recht eigenartigen Bewohner des Landes, 
daß wir das, was er darstellt, mitzuerleben glauben. 
Auch er beschreibt gelegentlich eine Jagd oder ein 
Gefecht. Aber im Gegensatze zu den meisten der- 
artigen Schilderungen der Afrikalitleratur athmet 
seine Erzählung dann Wahrheit und Mitgefühl. 
Der Leser dürstet mit diesem Erzähler während der 
oft tagelang an leine Wasserstelle führenden Ochsen- 
wagenfahrten, er freut sich mit ihm der schattigen 
Wälder und Gärten, genießt mit ihm die herrlichen 
Farbenspiele des Sonnenauf= und zuntergangs und 
die vielfachen kleinen Abentener. In aller dieser 
Beziehung sieht das Werk einem recht guten Noman 
ebenbürtig zur Seite. 
Aber Herr v. Bülow liesert auch eine sehr 
gründliche und sachliche Darlegung und Kritik dessen, 
was in den letzten Jahren deutscherseits im Schut- 
gebiet geschehen ist. Gerade da er über jeden Ver- 
dacht persönlichen Interesses nach irgend einer Rich- 
tung hin erhaben ist, verdienen seine Ausführungen 
in dieser Hinsicht doppelte Beachtung. Seine Dar- 
siellung des Krieges, mit dem ihm persönlich belannten 
Hendrik Witbooi, seine Schilderungen der Siedelungs- 
verhältnisse im Lande und der Ergebnisse der bis 
jebt in dieser Hinsicht gemachten Versuche treten der 
landläufigen Auffassung in vielen Punkten recht scharf 
entgegen. 
Wer sich über Südwestafrika, welches auf jeden 
Menschen, der es längere Zeit bewohnt hat, einen 
ganz eigenen Reiz übt, ein wirklich lebendiges Bild 
verschaffen will, dem empfehlen wir aufs Wärmste 
  
  
das vorliegende Werk. Es läßt sich annehmen, daß 
auch den deutschen Soldaten und Kolonisten im 
Schutzgebiete, welchen es etwa als Weihnachtsgabe 
zugeht, damit eine besondere Freude bereitet wer- 
den wird. 
Oskar Leuz: Wanderungen in Afrika. Studien 
und Erlebnisse. Wien 1895. Litterarische 
Gesellschaft. 
Das sehr hübsch geschriebene Buch enthält nicht 
nur eine Uebersicht der verschiedenen Reisen des 
bekannten Verfassers in Afrika, sondern bietet auch 
lehrreiche Studien über die Natur und die Ciwvili- 
sation des dunklen Erdtheils. O. Lenz hat so viel 
gesehen und beobachtet, daß seine Schilderungen des 
Missionswesens, Sklaven= und Elfenbeinhandels, des 
Geldes und der Waare sowie der Faktoreien in 
Afrika die besondere Aufmerksamkeit der kolonialen 
Kreise verdienen. Das letzte Kapitel, welches die 
Entstehung und Entwickelung des Kongostaates in 
übrigens sehr zurückhallender Weisc darstellt, fällt 
einigermaßen aus dem Rahmen des Buches. 
Dr. Carl Peters: Das goldene Ophir Salomos. 
Eine Studie zur Geschichte der phönikischen Welt- 
politik. München und Leipzig 1895. Oldenbourg. 
64 S. 8°. 
Report lor the Fear 1893/94 on the german 
colonies in Alrichn and the South Pacilic. 
London 1895. 
Wie im Vorjahre hat Mr. Gosselin, erster 
Sekretär der britischen Botschaft in Berlin, über 
die Lage der deutschen Schusgebicte einen ein- 
gehenden Bericht erstattet, der auch im Handel 
erschienen ist. Die Schrift ist sehr fleißig an 
der Hand des gesammten deutscherseits dem 
Reichstag vorgelegten Materials gearbeitet und in 
vieler Beziehung übersichtlicher als das Lettere, da 
überall die Zahlen des Vorjahres zur Vergleichung 
herangezogen und manche Abschnitte mehr zusammen- 
gezogen worden sind. Der Berichterstatter findet, 
daß im Ganzen der Fortschritt der Schutgebiete 
unverkennbar ist. Er weist u. A. darauf hin, daß 
die Telephonlinien in Togo bis jetzt, außer einer 
militärischen Anlage in Dahomey, die einzigen in 
Westafrika sind. Daß die Schußgebiete zum Theil noch 
Zuschusses bedürften, findet er angesichts der vor der 
Hand noch so jungen, nicht genügend befestigten 
deutschen Herrschaft daselbst begreislich. Es sei in 
dieser Hinsicht und für Oefsfnung neuer Handels- 
gebiete viel geschehen. 
  
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Tikteratur-Verzeichnik. 
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sur le contrnet de t#aril et le lounge Vourrage 
an# colonies. Tome I. sr. 
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