Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

deren Bevöllerung in dem Ruse steht, der Regierung 1 
feindlich gesinnt zu sein. 
Nach anderthalbstündigem Marsche, der mich zu- 
nächst durch die Nyassa benannten Schamben von 
Kikale, dann durch welliges, unbewohntes Geländc 
führte, erreichte ich das hinter einer größeren Höhe 
gelegene erste Magongodorf Makoge. 
Hier wie in den anderen Dörfern lief ein großer 
Theil der Bewohner davon und ließ sich durch 
keinerlei Zuruse zum Bleiben bewegen. 
Mittags hatte ich in Tschukivi Gelegenheit, die 
aus mehrstündiger Entfernung zusammengekommenen 
streitbaren Magongolente zu sehen. Es waren einige 
Hundert mit Gewehren, Spceren, Messern und 
Aexten bewaffnete Männer erschienen, meist hohe 
kräftige Gestalten, die mich mit scheuer Spamung 
betrachteten, da den meisten in meiner Person der 
erste Weiße zu Gesicht kam. 
In dem eine Stunde entsernten Nyuaranywa blieb 
ich bis zum nächsten Tage, an welchem ich um 
10 Uhr in Ngarn anlangte. Hier ließ ich meine 
Leute zurück und ging zunächst nach dem nahen 
Singayongo. 
Singayongo ist ein elwa 30 m hohes Lager von 
Eruptivgestein mit intensivem Schwefelgeruch. Der 
Anblick dieser weißen Steinhöhe, zu der man aus 
völlig steinloser Gegend und auf waldbestandener 
Fläche gelangt, ist ein in hohem Grade eigenartiger. 
Etwa 150 m entfernt befindet sich ein zweites, 
flaches Steinlager, dem ebenfalls der Schwefelgeruch 
eigen ist, seine Länge mag elwa 100 m, seine Breite 
etwa 40 m betragen. 
Von hier gelangt man in einer halben Stunde 
zum Ruhoi, der sich an dieser Stelle seeartig er- 
weitert, aus Nordwest (Nyandanga) kommt und nach 
Südost fließt, um unweit Mbumi in den RNufidji 
einzumünden. 
Nach einer weiteren Viertelstunde traf ich in 
Nyongoni cin. 
Blick, Gehör und Geruch finden sich gleichzeitig 
in Anspruch genommen: im Ucberschwemmungs- 
gebiet des Ruhoi erheben sich drei, über 1 m hohe 
und mehrere Meter breite Ablagerungen, in deren 
weiswandigen Trichtern klares Wasser brodelt, 
während dem Ganzen ein starker Schweselduft ent- 
strömt. Neben einem über 1½ m tiefen Trichter 
und dementsprechendem Ablagerungsherde sind kleinere 
und ganz kleine vorhanden, andere Quellen, offen- 
bar jüngerer Entstehung, brodeln zu ebener Erde, 
und zu vielen Tausenden zählen die nur eine einzelne, 
bald verschwindende und gleich ersetzte Blase bildenden, 
von einem unbedeutenden gelben Hof umgebenen 
Quellchen. Die letzteren im Verein mit dem Brodeln 
erinnern in Aussehen und Geräusch an den auf 
Wasser niederfallenden Negen. 
Die Quellen erstrecken sich über eine Fläche von 
etwa 200 m Länge und über 50 m Breite, deren 
Abdämmung ohne Schwierigkciten durchzuführen wäre. 
  
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Ein jeder der erwähnten großen Ablagerungs- 
herde enthält mehrere Quellen, und zwar verschiedener 
Temperatur. 
Zur Messung der Temperatur stand mir nur ein 
Badethermometer zur Verfügung. Die gesundenen 
Temperaturhöhen können demnach nicht als absolut 
genaue gelten. Nach Ansicht der Leute wäre das 
Wasser früher heißer gewesen. 
Mehrere etwa 2 m breite Abflüsse aus diesem 
Quellengebiet mit weißlichem bis roth-, grünlich= und 
dunkelgelbem Grunde lassen beim Durchwaten eine 
unangenehme Wärme empfinden. 
Auffallend war, daß eine große Zahl kleiner 
Fische in einem dieser Wasserläuse von 44° C. sich 
durchaus wohl zu befinden und denselben zum slän- 
digen Aufenthalt gewählt zu haben schienen. Da- 
gegen war ein Frosch, der in ein Bassin von 
51 /° C. hineinsprang, nach wenigen wilden Fluchten 
regungslos und innerhalb einer halben Minute ver- 
endet. Flußpferdspuren waren zahlreich auf den 
Ablagerungen zu sehen. 
Von Nyongoni, von wo aus der Rufidji in fünf 
Stunden zu erreichen sein soll, kam ich nach ein- 
stündigem Marsche am späten Nachmittag wieder in 
Ngarn an, ging am nächsten Tage bis Makoge 
und traf am darauffolgenden Morgen wieder in 
Kikale ein. 
Magongo ist eine Berglandschaft, die sich aus- 
zeichnet durch große Fruchtbarkeit, ziemlich dichte 
Bevölkerung, zahlreiche sanbere Dörfer mit gut ge- 
bauten Hütten, lange Schambenreihen, die förmliche 
Wälder von Mhogo und Mbasi bilden, eine grosie 
Anzahl Fruchtbäume und andere Fruchtpflanzen, wie 
Kokospalmen, Mangos, Orangen, Limonen, Papayas, 
Bananen, Ananas, und endlich durch schöne Aus- 
blicke auf die eigenen Höhen und auf die Matumbi- 
berge. 
Die Bevölkerung ist zur Zeit mit fremden 
Elementen stark durchsetzt. Vornehmlich sind Be- 
wohner von beiden Seiten des Rufidji, aus Unden- 
dereko und von Kisiyn infolge der Hungersnoth 
nach Magongo zusommengeströmt, das zwar auch die 
Heuschrecken gehabt hat, aber mit Mohogo, Mbafi, 
Viazi, Kunde, Schiroko reichlich versehen ist. Auch 
Mtama findet sich. Kautschuk und Kopal werden 
gewonnen, und Sesam ist ebenfalls vorhanden. 
Bebaut werden fast nur die Höhenplateaus, die 
meist sandigen Lehmboden rothgelber Farbe zeigen. 
Vereinzelt sind auch schmale Thalsohlen bestellt. Ein 
fast zwei Stunden langes Thal vor Ngaru mit 
vorwiegend schwerem, humosem Lehmboden ist nach 
Angabe der Leute früher in Kuliur gewesen, doch 
sei dieselbe aufgegeben, weil der Boden zu schwer 
und die Feldfrüchte durch die Sonne ausgebrannt 
worden wären. Zum größten Theil weist das Land 
milden Lehmboden auf. Ganz unfruchtbarer Sand 
findet sich nur etwa eine Stunde weit zwischen 
Makoge und Magaraba, und auffallend ist eine
	        
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