Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

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Nachxrichten aus den denkschen Schuhgebieken. 
  
Deulsch · Pstafrilta. 
Ueber den bisherigen Verlauf des Feldzuges 
gegen die Wahehe 
berichtet der Kaiserliche Gouverneur unter dem 1. De- 
zember 1 
Am v9 5E# Fender 1894 marschirten von Dar- 
es= Saläm der Stab, 4. und 12. Kompagnie, von 
Bagamoyo dic 3. Kompagnie, und am 2. September 
von der Rufidjimündung die 5. Konwagnie ab; die 
6. Kompagnie war bereits am 15. Juni von Kilwa 
aus in Marsch gesetzt. Als Vereinigungspuntt war 
sämmtlichen Kompagnicn das Dorf des Magoha am 
Ulanga angegeben, woselbst sie spätestens am 27. Sep- 
tember eintreffen sollten. Von hier aus sollte der 
eigentliche Vormarsch gegen Uhehe angetreten werden. 
Im Vordergrunde stand von vornherein die Ver- 
pflegungsfrage; um die Verpflegung sichergzustellen, 
halten die Stationen Kisaki und Ulanga den Besehl 
erhalten, an gewissen Punkten Magazine durch Auf- 
kaufen von Lebensmitteln zu errichten. Einzelne 
andere Magazine sollten von der Küste aus vor- 
geschoben werden. Leßteres kam zur Ausführung, 
das Erstere stellte sich schon im Monat 
mmöglich heraus, da infolge der Heuschreckennoth 
und der Trockenheit des Jahres im Innern ein 
solcher Mangel an Lebensmitteln eingetreten war, 
daß die Stationen nichts kaufen konnten. 
der Anlage der Verpflegungsmagazinc zu unterstüten, 
wurde deshalb eine genügende Ouantität von Pro- 
viant durch Träger und Voote den Rufidji strom- 
auf bis Kungulio gesandt; von hier aus sollten so- 
wohl die Station Kisali wie Ulanga die nöthigen 
Vorräthe zur Errichtung der verschiedenen Magazine 
abholen. 
So stand die Sache, als die Expedition am 
1. September den Marsch antrat. Am zweiten 
Marschtage trafen aus dem Innern durch Eilboten 
die Nachrichten ein, daß die befohlenen Magazine 
noch nicht hätten errichtet werden können, da die 
Vorräthe in Kungulio durch mangelhafte Träger- 
besorgung zum Theil noch nicht eingetroffen wären, 
vor allen Dingen aber die Stationen selbst aus 
Mangel an Trägern die vorhandenen von dort nicht 
hötten abholen können. Thatsächlich befand sich auf 
der Hauptmarschroute Kisaki— Mgunda—llanga, wo- 
selbst Magazine errichtet werden sollten, nichts. 
Um nicht jetzt schon unverrichteter Sache umdrehen 
zu müssen, beschloß ich, aus den beiden Magazinen, 
welche bis Kisaki bestanden und für den Rückmarsch 
mitausgcrüstet waren, alle Verpflegung nach Kisaki 
mitzunehmen, so daß auf einige Tage die Expedition 
dort in ihrem Unterhalt gesichert war, und dann von 
hier aus mit den Trägern der Expedition die weitere 
Füllung der Magazine vorzunehmen. Gleichzeitig 
wurde von der Küste ein genügender Nachschub von 
1 
Träger 
Juli als 
Um sie in 
Verpflegung nach Kisaki angeordnet. Es kam dies 
zur Ausführung, so daß mit Hülfe von noch in Kisalki 
angeworbenen Trägern und unter Zuhülsenahme der 
des Feldwebels Witte, welcher bereits 
21 Tage früher mit Baulasten für die Station 
Ulanga abmarschirt war, die Verpflegung bis Ulanga 
so weit sicher gestellt war, daß am 20. September, 
nach einem siebentägigen Aufenthalt dortselbst, der 
Weitermarsch von Kisaki mit der 3., 4. und 12. Kom- 
bagnie etappenweise angetreten werden konnte. Die 
Vereinigung mit der 3. Kompagnie hatte bereits am 
10. September stattgefunden. 
Am 26. September erfolgte die Ankunft in der 
Ulangastation. 
Dortselbst war am 24. ein Brand ausgebrochen 
und die in Stroh und Holz aufgeführte provisorische 
Station mit fast allen Vorräthen, vieler Munition, 
den Schlagröhren für das 6,7 cm Geschütz total 
niedergebrannt. Zum Glück war wenigsiens die bis- 
her dort niedergelegte Verpflegung gerettet. 
Die 6. Kompagnie war bereits am 10. Sep- 
tember in Magoha am Ulanga eingetroffen; bei dieser 
befand sich der Feldwebel Witte, der mit der Er- 
richtung des Magazins dortselbst beauftragt war. 
Auch hier war es nicht möglich gewesen, durch Kauf 
irgend welche nennenswerthen Vorräthe zu erwerben, 
so daß nunmehr zur Füllung dieses Magazins ge- 
schritten werden mußte. Die Anordnungen hierfür 
woaren bereits getroffen, die Trägerkolonnen mit der 
  
Verpflegung besanden sich theils schon auf dem Marsche 
hierher, theils waren sie in Bewegung nach Kisaki 
bezw. Kungulio, um die Verpflegung zu holen. Der 
Lientenant Nachtigall mit 600 Trägern wurde 
zuletzt noch abgeschickt, um von Kisaki Verpflegung 
zu holen, welche dort mittlerweile von der Küste ein- 
getrossen sein mußte. Nachdem das allmählich 
wachsende Magazin, welches bei Mtolohera am Ulanga 
in Verbindung mit einem großen Hüttenlager au- 
gelegt war, es gestattete, wurde das Expeditionskorps 
etappenweise dorthin vorgeschoben. 
Am 18. Oktober war Alles dort versammelt 
und es lag gleichzeitig eine zehntägige Verpflegung 
für das gesammte Expeditionskorps bereit. Von 
hier aus konnte Kuirenga in zehn Tagen erreicht 
werden, und alle Nachrichten stimmten darin überein, 
daß, wenn auch nicht viel Verpflegung in Uhehe 
vorhanden wäre, doch die Expedition genügenden 
Lebensunterhalt würde finden können, so daß ein 
nunmehriger Marsch nach Kuirenga, wenn auch 
immerhin noch sehr gewagt, doch nicht geradezu ein 
abenteuerliches Unternehmen zu nennen war. 
Am 19. Oktober wurde der Vormarsch gegen 
Uhehe angetreten. Die Stärke der Expedition, 
bestehend aus der 3., 1., 5., 6., 12. Kompagnic und 
40 Mann der 7. Kompagnie Ulanga, war: 16 Offiziere 
und Aerzte, 17 Unteroffiziere und Lazarethgehülfen,
	        
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