Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

arme Uriifian und Kankan bis zum Meere örtlich 
festgestellt wurde, die Errichtung einer Zollstation 
am Rio del Rey Kriek selbst ermöglichte. Um die 
nach Nordosten hin zwar in ihrer allgemeinen 
Richtung vereinbarte, örtlich aber noch nicht fest- 
gelegte Grenze wenigstens in der näheren Umgebung 
der Zollstation genauer zu erforschen, begab sich 
Clauß mit Kann nach Oron und trat von dort aus, 
nachdem er vorher die geographische Lage des Ortes 
zu dem Schniktpunkte der beiden oben erwähnten 
Wasserläufe festgestellt hatte, zu Fuß den Marsch 
nach Nordosten zu an, wobei er die geographische 
Lage des Weges, so gut es seine Hüilfsmittel 
erlaubten, feststellte. 
Von Oron aus führt ein guter Weg in vier 
Stunden nach dem Dorfe des Häuptlings Ekanemessin. 
Das Land ist dicht mit Jams-, Koko-, Kasata= und 
Planten-Farmen bebaut. Ekanemessindorf selbst, das 
nach den Feststellungen des Zollassistenten Clauß 
auf deutschem Gebiet liegt, ist keine geschlossene Ort- 
schaft, besteht vielmehr aus einer Reihe nach Art 
niedersächsischer Bauernhöfe in sich abgeschlossener, 
weitausgedehnter Farmen, unter denen sich besonders 
diejenigen des Häuptlings Ekanemessin durch Kakao- 
pflanzungen und schöne, breite Wege auszeichnen. 
Ekanemessin, ein intelligenter, nach einheimischen 
Begriffen sogar gebildeter Mann, bewohnt ein großes 
in drei Quadrate eingetheiltes Lehmhaus. In der 
ersten Abtheilung sind die Sklavenweiber, in der 
dritten die Frauen untergebracht. Die zweite, von 
Ekanemessin selbst bewohnte Abtheilung ist mit gut 
eingerichteten Fremdenzimmern versehen. Ekanemessin 
nahm den Zollassistenten Clauß, der ihm von zwei- 
maligem Besuche aus dem Jahre 1891 her bekannt 
war, freundlich auf und stellte ihm ein Fremden- 
zimmer zur Verfügung. Der Häuptling besitzt eine 
Faktorei, die, was die Mannigfaltigkeit der vor- 
handenen Waaren anlangt, sich mit europäischen 
Niederlassungen messen kann, und führt mit seinen 
Boys, wozu er sämmtliche unter seinem Einfluß 
stehenden Eingeborenen rechnet, einen schwunghaften 
Taouschhandel. Nicht sehr angenehm berührt schien 
er deshalb, als ihm Clauß eröffnete, daß er, da 
seine Ländereien im deutschen Schutgebiet liegen, 
in Zukunft für sämmtliche zollpflichtigen Güter, welche 
er aus englischem Gebiet einführe, die deutschen 
Einfuhrzölle zu entrichten habe. Indeß stellte er 
auf Verlangen einen Aufenthaltsraum für drei Mann 
zur Verfügung, welche als vorläufige Zollwache in 
Ekanemessindorf stationirt wurden. 
Zollassistent Clauß sette sodann seine Reise 
nach Mosangeselledorf sort. Dieser Ort wurde in 
drei Stunden auf bequemem, durch wellenförmiges, 
mit schönen Farmen bebautes Land führenden Wegen 
erreicht. Auch hier erscheint der Boden zur Anlage 
von Kakao= und Kaffeepflanzungen wie geschaffen. 
Auf dem Marsch begegneten dem Reisenden Leute, 
welche Gummi und Planten mit sich führten, um 
diese Produkte bei Ekanemessin gegen Waaren um- 
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zutauschen. Von Mosangeselledorf fuhr Clauß mit 
dem Kanu in 5½ Stunden nach der Zollstation am 
Rio del Rey zurück. 
Toyv. 
Reise nach Salaga. 
Der auf der Station Misahöhe beschäftigte 
Lientenant a. D. Klose hat im Oktober v. Is. auf 
Veranlassung des Leiters der Station, Dr. Gruner, 
in Begleitung einiger Leute Salaga besucht und sich 
über die dortige Lage durch persönlichen Augenschein 
unterrichtet. Nach der Meldung des Lientenants 
Klose liegen die Städte Salaga und Pembi fast 
ganz in Trümmern. Nur wenige Gehöfte sind noch 
bewohnt. Der Sultan Tsafa macht verzweifelte 
Anstrengungen, um seine im Kriege mit Jendi ge- 
flüchteten und zerstreuten Unterthanen wieder zu 
sammeln und nach der Stadt zu ziehen, aber ohne 
Erfolg. Lientenant Klose fand sehr freundliche 
Aufnahme bei dem Sultan Tsafa. 
Don Dr. Gruners Expedition. 
Nachrichten aus Togo zufolge hat der Führer 
der Togo-Expedition, Dr. Gruner, einem Auftrage 
des Landeshauptmanns entsprechend, auf seinem 
Marsche in das Innere in Kete-Kratji die gefährdele 
Nuhe wieder hergestellt. Auf Ersuchen dorliger 
Häuptlinge hat er den weit und breit durch seine 
Mordthaten und Brandschatungen der Haussahändler 
berüchtigten Fetischpriester Mosumsu und seinen Hel- 
sershelser Okla gesangen genommen und nach vor- 
gängigem Verfahren erschießen lassen. Die Bewohner 
von Kratji sowie die dortigen Haussahändler gaben 
ihrem Dank hierfür durch Geschenke und Festlichkeiten 
Ausdruck, und es sieht zu erwarten, daß der Handel 
jenes Gebietes nunmehr einen erfreulichen Ausschwung 
nehmen wird. Fir die nächste Zulunft dürsten Nach 
richten von der Expedition nicht zu erwarten sein, 
da sie sich seit November außerhalb des Bereiches 
der Beziehungen zur Küste befindet. 
Dandel mit palmkernen. 
Die Verordnung des Kaiserlichen Landeshaupt- 
manns vom 12. September v. Is., betresfend Maß- 
nahmen gegen das Feilbieten nicht genügend gereinig- 
ter Palmkerne in Bagida und Lome ist bis auf 
Weiteres außer Krast gesetzt worden, da sich die 
Erwartung auf Erlaß einer ähnlichen Anordnung 
in den benachbarten englischen Orten nicht erfüllt hat.
	        
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