Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

nach Keetmannshoop zu schicken und dafür junge 
Reiter hier zu behalten; für die Witbooisverhältnisse 
scheinen mir außerdem die jungen Reiter geeigneter 
als die alten Mannschaften. Ich habe vorläufig in 
der Kirche oder im Missionsgebäude Quartier 
genommen. Mit dem Bau des Stationsgebäudes 
habe ich bereits auf einer geeigneten Höhe südöstlich 
der Kirche den Anfang gemacht. Ich hoffe und 
wünsche dringend, noch vor der Regenzeit mit dem- 
selben fertig zu werden, da die Gesundheitsverhält- 
nisse in der Tiese des Ortes thatsächlich schlechte 
sind. 
Auf meiner Reise hierher wurde ich am Plom- 
Fischriver von Samuel Isaak mit einigen Reitern 
eingeholt, welcher mir einen Brief seines Kapitäns, 
datirt Harechas 28. September 1894, überbrachte 
und den Austrag hatte, allen Witboois, welche sich 
noch in großer Zahl in den Gibeoner Bergen auf- 
halten sollen, die Nachricht von dem erfolgten Friedens- 
schluß zu überbringen und dieselben alle nach Gibeon 
zu beordern. Samuel erzählte mir dann, daß die 
Witboois zwischen Hudub und Breckhory noch zwei 
große Werften hätten — stets besetzt und mit Vieh 
versehen. — Die Eine wäre ihre Tabakswerst und 
die Andere, wie mir schien, letzte Zufluchtswerft, 
die nach seiner Aussage weit stärker und besser 
gelegen wäre, wie die Naukluft-Werften. An dieser 
Werft wäre die Truppe — so auch der Herr Major 
während der lebten Regenzeit — oft vorbeigezogen, 
ohne dieselbe zu bemerken. Beim letzten Mal sei 
Samuel mit dem größten Theil der Orlogsmänner 
selbst dort gewesen. Ich glaube, daß diese Nachricht 
das Resultat des letzten Krieges wiederum in neuem 
günstigen Licht erscheinen läßt, da dem „auch allein 
flüchtenden Hendrik“ stets eine geeignete Lebens- 
Möglichleit hier geblieben wäre. 
Die ersten Witboois treffen schon jeßt hier in 
Gibeon cin, den Kapitän habe ich bereits in den 
nächsten Tagen und die Werft um den 20. Oktober 
zu erwarten. 
Deutsch-Neu-Guinea. 
Astrolabe-Rompagnie. 
In dem Betriebsjahre 1893, von Oktober 1892 
bis September 1893 gerechnet, war veranschlagt 
bezw. für die Pflanzung vorbereitet 
auf der Pflanzung Yomba eine Fläche 
on 100 Feldern 
ul der Pflanzung 22 eine Fläche 
10 
5 r ver Pflanzung Erima e eine T 
uf derr Pflanzung Sterhonbort eine 
Fläche von. . 1 
zusammen 340 Fe#er. 
47 
  
Die Unmöglichteit, rechtzeitig die nöthigen Ar- 
beitsträfte zu bekommen, der sich noch geltend 
machende Mangel an Ataps und das Auftreten der 
Pocken mit allen durch diese Epidemie hervorgerufenen 
Störungen des Betriebes veranlaßten jedoch, daß im 
Ganzen thatsächlich nur 280 Felder abgepflanzt wurden. 
Verwogen wurden bei Einbringung in die Scheunen in 
Stephansort 72 40 Pfund 
Erima 41 - 
Maraga 11 555 - 
Yomba 64900 = 
im Ganzen also 190 000 Pfund, 
die sich lür den Versand auf 160 000 Pfund redu- 
zirten. Von denselben sind 335 Packen = 44 160 
Pfund in Amsterdam zu befriedigenden Preisen ver- 
kauft worden. Eine weitere Sendung von 602 Packen 
— 72000 Pfund ist im September in Bremen zum 
Verkauf gelangt. Der Rest von etwa 44000 Pfund 
ist im November theilweise eingetroffen und sieht im 
Uebrigen Anfang nächsten Jahres zu erwarten. 
Der Gesammtertrag der in Europa zum Verlauf 
kommenden Ernte von 1893 stellt gegen die 1892.er 
Ernte (108 600 Piund) eine Steigerung um rund 
47 Prozent dar. Im Betriebsjahr 1894 sind nur 
die Pflanzungen Stephansort und Erima in Thätig- 
keit gewesen. Die Pflanzung Yomba wird ge- 
schlossen, weil sich gezeigt hat, daß der Boden in 
erreichbarer Nähe sich nicht für Tabakbau eignet 
und weil die Entlegenheit vom Centrum die Be- 
triebsleitung erschwert. Maraga ruht als Pflanzung 
und ist nur mit der Fabrikation von Ataps und zur 
Gewinnung von Blättern der Nipangpalme in Betrieb 
geblieben. Die im Anschluß an die Pflanzung Yomba- 
s. Z. errichlete Atapfabrik in Friedrich Wilhelmshafen 
wurde im Juni d. Is. vorläufig aufgehoben und von 
den dortigen Arbeitern die Mehrzahl der Station 
Stephansort überwiesen. Der Rest, ausschließlich 
aus Miokesen bestehend, verblieb auf der Station, 
um Bauholz zu schlagen und um bei den Abbruchs= 
arbeiten auf der Station Domba verwendet zu werden. 
Nach dem von dem Hauptadministrator aufge- 
stellten Betriebsplan wird sich die Gesammtzahl der 
in 1894 bestellten Felder auf 270 belaufen. In 
Stephansort waren bis zum 30. August 630 Pikols 
geerntet, es standen noch etwa 200 Pikols auf den 
Feldern und waren von den noch zu bepflanzenden 
Feldern etwa 170 Pikols à 125 Pfund zu erwarten, 
so daß die voraussichtliche Gesammternte elwa 
125.000 Pfund betragen wird. 
In Erima waren bis zum 30. August geerntet 
360 Pikols, es standen noch auf den Feldern 120 
Pkols und waren von späteren Nachpflanzungen noch 
zu erwarten 70 Pikols, das voraussichtliche Gesammt- 
resultat betrug also 550 Pikols = 68 700 Pfund. 
Beide Pflanzungen werden daher bei befriedigendem 
Wetter elwa 190 000 Pfund erbringen. Nach den 
eingegangenen Berichten und den eingesandten Proben
	        
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