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achrichten aus den deukschen Schuhgebieken.
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder theilweise nur mit Quellenangabe gestattet.)
Drutsch-Hlkafrika.
Ueber die Lage im Süden des Schutzgebietes
liegt von dem Kaiserlichen Gouverneur nachstehender
sernere Bericht *) vor:
Dem Programm entsprechend ist am Mawudji
von einer Kompagnie ein befestigtes Lager errichtet
worden, welches noch mehrere Monate bestehen bleiben
loll, bis das Land von Hassans Anhängern vollständig
gesäubert und wieder ruhig geworden ist. Dieser
Kompagnie und den drei anderen, welche das Land
durchstreift haben, ist es gelungen, eine ganze Reihe
bedeutender Parteigänger Hassans dingfest zu machen.
Ueber diese ist in Kilwa ein Kriegsgericht abgehalten
worden, dessen Spruch ich bei meiner Anwesenheit
daselbst bestätigt habe. Es sind dadurch Hassan bin
Omari und fünf seiner Hauptführer sowie die beiden
Akidas von Kilwa, von deren verrätherischer Rolle
ich schon in dem vorigen Berichte gesprochen habe,
zum Tode verurtheilt worden. Von diesen ließ ich
Hassan und drei andere in Kilwa hängen, der Akida
Makran bin Schande starb im Gefängniß, wahr-
scheinlich an den Folgen einer Selbstvergiftung. Die
übrigen drei nahm ich nach Lindi mit und ließ die
Hinrichtung dort vollstrecken, um die Wirkung auf
Matschemba dadurch zu erhöhen. In Kilwa ließ
ich ferner noch zwei Inder verhaften, welche durch die
bei Hassan gefundenen Briefe stark kompromittirt sind.
Nachdem die Exekution in Lindi vollstreckt war,
begab ich mich, da die Truppen noch nicht eingetroffen
waren, nach Mikindani und Kionga. In Milindani
traf ich die nöthigen Anordnungen für die dortigen
Bauten und begab mich alsdann nach Sudi, um mit
den dort anwesenden Verwandten und Ministern
Matschembas zu verhandeln. Diese Leute, deren
Anerbietungen ich bisher zurückgewiesen hatte, wieder-
holten hier die Bitten Matschembas um Frieden.
Ich ließ deshalb das Expeditionskorps, das inzwischen
in Lindi eingetroffen war, nach Sudi kommen und
beauftragte den Kommandeur, mit den Leuten
Matschembas nach dessen Hauptort zu gehen, die
Verhältnisse dort, wenn mit Aussicht auf Nachhaltig=
keit möglich, friedlich zu ordnen, jedenfalls Matschemba
unsere Macht zu zeigen, von ihm Tribut in Elfen-
bein oder anderen werthvollen Produkten zu fordern,
seine Boma niederzureißen, Vorkehrungen für einen
später etwa doch noch nöthig werdenden Angriff zu
treffen und vor Allem möglichst nachhaltige Friedens-
garantien zu schaffen. Auf dem Wege nach Luagalla
egegnete Matschemba, der sich endlich doch noch
entschlossen hatte, selbst zu kommen, dem Komman-
deur, der ihn wieder nach seinem Lande mit zurück-
ahm.
*) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1896, S. 6 ff.
I Von Sudi aus begab ich mich wieder nach Lindi,
wo noch sechs Führer Hassans zum Tode verurtheilt
und hingerichtet wurden. Diese Letzteren, zum Theil
noch Leiter des Aufstandes vom Jahre 1889, wurden
meist von eingeborenen Häuptlingen und Akidas des
Gouvernements eingeliefert.
Der Kommandeur hat die Operationen im Süden
mit großer Umsicht und gutem Erfolge geleitet. Ich
erwarte den Abschluß der Matschemba-Angelegenheit
in wenigen Tagen.
Nachdem so die Ordnung im Süden hergestellt
ist, darf zur Zeit das ganze Schutgebiet als beruhigt
gelten. Der Kompagnieführer Johannes hat am
Kilimandjaro die Leute von Aruscha jun gezüchtigt
und meldet im Uebrigen, daß der Bezirk sicher sei.
Kompagnieführer Leue hat Taragalla, der die Geißel
von Ugalla war, vernichtet, dem Kompagnieführer
v. Elpons ist es gelungen, einen dem Anschein nach
dauernden Frieden mit dem Oberhäuptling der
Wahehes zu schließen, Schabruma hat in Kilwa um
Frieden gebeten und von der Station Ulanga die
deutsche Flagge erhalten. Wenn die mit Bestimmt-
heit zu erwartende Nachricht von der Erledigung der
Hassan= und Matschemba-Angelegenheiten hier eintrifft,
werdc ich telegraphische Meldung erstatten.5) Als-
dann sind alle nennenswerthen Gegner der Regierung
entweder niedergeworfen oder haben unsere Oberhoheit
anerkannt, so daß im Augenblick wohl zum ersten
Male von der Kolonie gesagt werden kann: Alles
ruhig.
Nach neueren Berichten hat das in Kilwa über
die Anhänger Hassan bin Omaris eingesetzte Kriegs-
gericht inzwischen fernere 16 Einwohner von Kilwa
wegen ihrer Betheiligung an dem Aufstande zum
Tode verurtheilt. Der Kaiserliche Gonverneur er-
achtet indeß durch die bisherigen Aburtheilungen das
Ansehen der Regierung gegenüber der Bevölkerung
bereits in ausreichendem Maße wiederhergestellt und
hat deshalb die vorstehend erwähnten 16 Todes-
urtheile nicht bestätigt. Die Todesstrafe ist vielmehr
in eine längere Freiheitsstrafe verwandelt worden,
deren Abbüßung im Norden des Schutzgebietes, in
der Nähe des Kilimandjaro erfolgen soll. Soweit
die Verurtheilten Vermögen besitzen, wird ihnen
zur theilweisen Deckung des angerichteten Schadens
eine angemessene Geldbuße auferlegt werden.
" Beendigung der verhandlungen mit den Wahbebes.
Der Kompagnieführer v. Elpons meldet unter
dem 21. Dezember v. Is. aus Dar-es-Saläm, daß
er am 20. Dezember mit der vom Sultan von Uhehe,
*) Ist bekanntlich inzwischen erfolgl.