Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

Die Reise führte mich über Rehoboth, Hornkranz, 
durch die rothen Berge über Areb, Hauchas, Bülls 
Port, durch das Naukluftgebirge nach Sessriem weiter 
über Karris, Zaris, Grootfontein, Gibeon, Keetmans- 
hoop, Warmbad, Vellhon, Jerusalem, Stolzenfels am 
Orangefluß, Blydeverwacht, Wamas, Kais, Hasür, 
Rietfontein, Kocs, Gochas, Swartfontein, Hoachanas 
durch das Schafrevier nach Windhoek zurück. Ich 
habe den Eindruck gewonnen, daß das Land voll- 
ständig beruhigt ist, wozu hauptsächlich die Militär= 
stationen beigetragen haben, die bei auch nur geringer 
Stärke mit ihren an guten Wasserstellen gelegenen 
lesten Gebänden von großer Bedeutung für das Land 
geworden sind. Sie wirken in Friedenszeiten haupt- 
sächlich als Polizeistationen, gewähren Weisen und 
Eingeborenen Schutz gegen Uecbergriffe Einzelner, 
sind in Kriegszciten Allen ein sicherer Zufluchtsort. 
Leider herrscht im ganzen Süden grose Trocken- 
heit, welche zu der Befürchtung Veranlassung giebt, 
daß unter der armen eingeborenen Bevölkerung schwere 
Noth eintreten wird. 
Bei der näheren Besichtigung des Naukluft= 
gebirges habe ich die Ueberzeugung gewonnen, daß 
nur derjenige in der Lage ist, die-Leistungen von 
Führern und Mannschaften der Truppe in dem 
Kampfe gegen Witbooi voll zu würdigen, der selost 
das Gebirge gesehen und durchklettert hat, wozu ich 
auf dem nächsten Wege bei vorzüglichen Führern 
drei Tage und zwei Nächte gebraucht habe. 
Das Land um das Naukluftgebirge, der Eingang 
zur Naukluft und das ganze Tsoakhaubthal, wie 
serner das ganze Terrain von hier aus südlich bis 
Karris und Zaris erscheint für eine Ansiedelung be- 
sonders Heeignet. Dort ist überall gutes Wasser, 
vorzügliche Weide, im Flußbett Gelegenheit zum Ge- 
treidebau und endlich ausgezeichnete Jagd. Karris 
hat einen starken Wasserfall, den man ½ Stunde 
weit hört. Leider liegen diese Plätze etwas weit 
von jedem Verkehr ab, den Weg Karris—Groot- 
sontein hat nachweislich vor mir noch kein Weißer 
gemacht. Doch werden sie wie auch Grootfontein 
Einen großen Werth gewinnen, wenn wir in der 
Hottenkottenbai einen geeigneten Landungsplatz und 
einen Zugang durch die Dünen dorthin finden. 
Das Verhältniß der Truppe zu den Missionaren, 
den übrigen Weißen und der eingeborenen Bevölke- 
rung ist überall ein gutes. Sehr vortheilhaft für 
die Entwickelung des Schutzgebietes, und deshalb 
wenn möglich zu unterstützen, sind die Bestrebungen 
der Missionare, in den Schulen die deutsche Sprache 
zu lehren. 
» Auf fast allen Stationen werden bis zum Ein- 
tritt der Re 
bänden untergebracht sein. 
Kosten verursacht, 
als die Gebäude nicht nur als Defensivkasernen 
nöthig waren, sondern gleichzeitig ein Wahrzeichen 
deutscher Macht und deutschen Fleißes im Lande 
bilden. Die stattlichen Gebäude sind von deutschen 
Leßtere haben wohl große 
105 
genzeit die Mannschaften in guten Ge- 
sind aber insofern gerechtfertigt, 
– 
Soldaten erbaut unter Zuhülfenahme der armen Ein- 
geborenen, denen auf diese Weise Gelegenheit gegeben 
ist, sich ihren Lebensunterhalt verdienen und arbeiten 
zu lernen. 
Was die Frage nach der Heranziehung von Ein- 
geborenen zum Militärdienst betrifft, so sind meines 
Erachtens auf allen Stationen zuverlässige Farbige 
als Polizeisoldaten sest anzustellen. Diese Leute er- 
halten Bewaffnung und ein Pferd und werden im 
Schießen, Reiten und Meldedienst ausgebildet. 
Im Allgemeinen bemerke ich, daß die Kriegs- 
bereitschaft überall nach jeder Richtung hin gesichert 
ist. Nur der Zustand der Pferde läßt zu wünschen 
übrig, und muß jedenfalls eine Verbesserung des 
Pferdematerials allmählich eintreten. 
Pockenepidemie in Südwestafrika. 
Nach einem Berichte des Kaiserlichen Landes- 
hauptmanns zu Windhock vom 15. November 1895 
ist im September 1895 in den östlich vom deutschen 
Schutgebiete in Südwestafrika gelegenen Gebieten 
die Pockenepidemic ausgebrochen und hat in manchen 
Orten bereits einen bedrohlichen Umfang angenommen. 
Nach Mittheilung von Privatleuten hat sich die 
Epidemie von Johannesburg in östlicher NRichtung 
über Upington und im Süden von Britisch-Betschuana- 
land bis nahe an die Ostgrenze des deutschen Schutz- 
gebietes verbreitet. Es sind die erforderlichen Sicher- 
heitsmaßregeln sofort getroffen worden, insbesondere 
ist der Grenzverkehr nur unter der Bedingung ge- 
stattet, daß die von auswärts kommenden Leute mit 
einem behördlicherseits ausgestellten Gesundheitsatteste 
versehen sind. Auch ist die Beschaffung von Lymphe 
behufs Impfung angeordnet. Der in Keetmanshoop 
stationirte Assistenzarzt 2. Klasse Dr. Schöpwinkel 
ist angewiesen, nach Eintreffen derselben alsbald mit 
einer Impfung der weißen und farbigen Bevölkerung 
im Bezirk Keetmanshoop zu beginnen. 
  
  
  
vom Bersabavolke. 
Das dem Kapitän des Bersabavolkes Dietrich 
Goliath vom Kaiserlichen Landeshauptmann be- 
willigte Jahresgehalt von 1000 Mark ist nach dem 
Tode des Kapitäns auf seinen Nachfolger Christian 
oliath übertragen worden. 
1 Rus dem Bereiche der Wissionen und 
der Antisklaverei-Bewegung. 
Die evangelische Missionsgesellschaft für 
Deutsch-Ostafrika (Berlin III) ist von einem 
schweren Verlust betroffen worden. Am 28. Januar 
starb Missionar Kraemer in Heluan in Aegypten. 
Mifsionar Kraemer war im Jahre 1888 nach
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.