Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

— 130 — 
An Geweben ist eingeführt worden: 
I. Quartal für 193 570 Mk. 
II. « 320940- 
III. 399 375 - 
Togo. 
Inspeltionsreisen. 
Der Leiter der Station Kete-Kratschi, Lieutenant 
Graf Zech, hat im Herbst Bismarckburg, Pessi, Kebu, 
Akposso, Atakpame und Kpele besucht und hat gegen- 
wärtig eine Reise nach Tschautscho (Paratau) an- 
getreten. 
Ueber das Rrankenhaus in Togo 
wird in „Unter dem rothen Kreuz“ berichtet: 
Stabsarzt Wicke hat den Versuch gemacht, den 
fast nur aus Sand bestehenden Boden des Grund- 
stückes zum Schutz und zur Verschönerung zu be- 
pflanzen. Die Anpflanzungen sollen Schutz gewähren 
gegen die Seebrise, die mit einer in den verschie- 
denen Jahreszeiten wechselnden Heftigkeit aus der 
Südwestecke heranweht. Diese weht zeitweise so stark, 
daß ein Verweilen auf der vorderen Veranda dann 
ein Ding der Unmöglichkeit ist. Zum Schutz also 
gegen die Brise sind Kokospalmen angepflanzt, in 
der Südwestecke in vier bis fünf Reihen, sonst nur 
ein bis zwei längs der Front des Hauses. Auf 
der Hinterseite des Hauses ist ein Versuch gemacht 
mit den sogenannten Schattenbäumen, einem dicht 
belaubten, reichen Schatten spendenden Baum, von 
dem man nur ein Stück Stamm in die Erde zu pflanzen 
braucht zur Fortpflanzung. Diese Stämme sind gut 
angewachsen, haben aber nur auf der der Seeseite 
abgewendeten Seite grüne Zweige getrieben. Zum 
Schmuck der Beete sind bunte, längs des Strandes 
wachsende Pflanzen gezogen worden. Zur Einfassung 
der Beete nimmt man draußen die umgekehrten, ihres 
Inhalts entleerten Selters= u. s. w. Flaschen, da man 
sie anderweitig nicht verwenden kann, da Rücktrans- 
port des Glases theurer als der Gloswerth ist. 
Die Verpflegung für das Hospital geschieht ent- 
weder durch afrikanische Landeserzeugnisse, oder durch 
Sendungen von Europa, wozu an dieser Stelle be- 
merkt sei, daß z. B. von hier aus gesandte Aepfel 
in ganz vorzüglicher Beschaffenheit drüben anlangten, 
während Birnen sich alle total verfault zeigten. Im 
Orte selbst finden täglich Märkte statt, allein der 
Europäer geht nicht dahin, schickt auch nicht seine 
Leute, sondern wartet, bis die umherziehenden Händler 
ins Haus kommen, ihre Waaren anzubieten, bezw. 
bestellt schon am Tage vorher seinen Bedarf bei 
denselben. Als Fleisch ißt man natürlich haupt- 
sächlich den üblichen Hammel, alle Monat vielleicht 
auch einmal Rindfleisch. Enten, Hühner und Trut- 
hühner werden aus Accra bezogen, Gänse aus Europa: 
  
Das Gemüse ist, wenn möglich, selbst zu ziehen, und 
mit Ausnahme von Kartoffeln und Blumenkohl ist 
es Herrn Stabsarzt Wicke bis jetzt stets gelungen, 
das gepflanzte Gemüse zur ertragsfähigen Reife 
heranzuziehen. Der Garten des Hospitals liegt in 
der vor Wind am meisten geschützten Ecke, im Nord- 
osten des Grundstücks. - · 
Die Zubereitung der Speisen erfolgt durch einen 
äußerst tüchtigen, von Stabsarzt Wicke selbst an- 
gelernten schwarzen Koch. Das übrige Personal des 
Hauses besteht aus einem versönlichen Diener des 
Herrn Stabsarztes, ein zweiter Diener hilft bei Tisch 
und verrichtet sonstige Hausarbeit. Der speziellen 
Aussicht der Schwestern unterstehen drei Mädchen, 
etwa 7 Jahre alt, in Misahöhe befreite Sklaven. 
Der Koch hat in der Küche ein bis zwei Kochjungen. 
Für grobe Arbeit sind im Etat zwei Arbeiter ein- 
gestellt. Der medizinische Stab besteht aus dem 
Assistenten Vittorino, einem Lehrling und einem 
Apothekengehülfen. 
Der Wirkungskreis des Arztes umfaßt zunächst: 
die Kolonie Togo mit den Ortschaften Klein-Popo, 
Sebbe, ½2 Stunde zu Fuß entfernt; Lome (44 km), 
Porte Seguro (2½ Stunden) und Togo am Togosee 
(3 Stunden Kanufahrt); dann nach der französischen 
Seite finden sich Patienten in Agweh (2 Stunden 
Kanufahrt), Grand-Popo, je nachdem Ebbe oder 
Fluth ist, 6 bis 8 Stunden Kanufahrt, am Strande 
in der Hängematte 5 Stunden, und Wydah, das 
eine Tagereise von Grand-Popo entfernt liegt. 
Früher war der Arzt mehr darauf angewiesen, die 
Kranken in ihrer Häuslichkeit aufzusuchen und zu 
behandeln, jetzt, nachdem den Kranken im Hospital 
gute Pflege und Behandlung geboten werden kann, 
suchen dieselben immer mehr das Krankenhaus auf, 
besonders viel Franzosen kommen jetzt in das Nach- 
tigal-Krankenhaus, nachdem das Lazareth in Wydah 
wegen Mangels an Betheiligung aufgehoben ist. 
Deutsch-Südwelktafrika. 
Rünstliche Bewässerung. 
Im vergangenen Jahre ist in Berlin ein Komitee 
zur Erschließung von Deutsch-Südwestafrika durch 
Anlage von Staudämmen und Wasserwerken zu- 
sammengetreten mit der Absicht, eine Gesellschaft zur 
Ausführung solcher Unternehmungen, von denen eine 
Erschließung der Kolonie zu erhoffen sei, ins Leben 
zu rusen. Auf Grund einer im vergangenen Jahre 
im Verlage von Dietrich Reimer, Berlin, erschie- 
nenen Broschüre: „Ein Vorschlag zur wirthschaftlichen 
Erschließung Deutsch-Südwestafrikas von Dr. Sander, 
Marine-Stabsarzt a. D.“, hatte das Komitee zunächst 
die Anlage eines Staudammes bei der Awispoort 
in allernächster Nähe von Windhoek ins Auge gefaßt. 
An dieser Stelle nähern sich die Bergwände der das 
Flußthal umgebenden Höhenzüge bis auf eine Sohlen-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.