Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

Rus fremden Rolonien. 
Die beuschreckenvertilgung auf Cppern. 
Mit Rücksicht auf das häusige Auftreten der 
Heuschrecken in Afrika verdienen ae asonreichen 
Versuche zu ihrer Bekämpfung, die in Cypern seit 
Jahrzehnten gemacht werden, Beachtung. Das Ver- 
sahren war in den Zeiten, als die Heuschrecken in 
Eem sehr stark auftraten, folgendes: Die Stellen, wo 
ie Heuschreckenschwärme Eier legen, werden genau 
markirt. Sobald die Jungen auskriechen, wird die von 
einen Thieren wimmelnde Masse mit einem Zaun um 
geben, wodurch verhindert werden soll, daß sich die 
Heuschrecken vom Platz entsfernen. Der Zaun bezw. 
Schirm ist 2 Fuß 9 Zoll hoch und 50 Ellen lang. 
Mehrere Schirme können leicht miteinander verbunden 
werden. An ihrem oberen Saume sind die Schirme 
mit einem Streifen Oelpapier versehen, wodurch 
verhütet wird, daß die Heuschrecken über den 
Schirm hinwegkriechen. Die Schirme, welche man 
aus ganz gewöhnlichem Segeltuch herstellt, werden 
durch Holzstäbe straff gespannt und festgehalten, 
welche in gewissen Entfernungen voneinander in die 
Erde gesteckt sind. Längs der Schirme werden in 
Abständen von 30 bis 40 Ellen Gräben ausgehoben, 
welche meistens 5 FuHß lang, 1 Fuß 6 Zoll breit 
und 3 Fuß tief sind. Nach der Mitte des Schirmes 
zu ist der Graben breiter als am Gnde, damit den 
Heuschrecken das Ueberschreiten des Grabens erschwert 
wird. Sobald nun die Heuschrecken an dem Schirm 
anlangen, geschieht ihrem Vorwärtswandern Einhalt. 
Weil aber die Thiere ihre Marschrichtung nicht ver- 
ändern, so sammelt sich in der Folge eine ungehenere 
Masse von Heuschrecken an dem Schirme an, welche 
sämmtlich in den Graben fallen. Wenn dieser an- 
gefüllt ist, wird er mit Erde zugedeckt. Häufig 
wird ein einziger Schirm nicht ausreichen, um einen 
Schwarm abzufangen. Alsdann wird ein zweiter 
Schirm hinter dem ersten aufgestellt und dieses so 
oft wiederholt, bis der ganze Schwarm vernichtet ist. 
Wenn die Entwickelung der Heuschrecke bereits so 
weit vorgeschritten ist, daß sie fliegen kann, vermag 
zu ihrer Vernichtung nur noch ein Geringes bei- 
getragen werden. 
sorgfältig beobachtet und die Brutstellen in Rück- 
licht auf die nächste Kampagne genau festgestellt 
werden. 
Cypern ist durch diese Bekämpfungsmethode in 
den achtziger Jahren von der Heuschreckenplage ver- 
schont geblieben und die Saaten haben seit 1884 
keinen nennenswerthen Schaden erlitten. Die Re- 
gierung sieht daher gegenwärtig davon ab, zum 
Zwecke der Heuschreckenvertilgung die oben beschrie- 
benen umfangreichen Maßregeln zu ergreifen. Jetzt 
werden die Heuschrecken, wie aus dem kürzlich als 
Parlamentsvorlage veröffentlichten Report on the 
Locust Campaign ol 1894 zu ersehen ist, uur von 
der Bevölkerung gesammelt und von der Regierung 
Im Sommer und Winter 
gewichtsweise bezahlt. 
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Ihre Flugrichtung muß alsdann 
– 
werden die „Eier“ der Heuschrecken, dagegen im 
Frühling die „lebenden“ Heuschrecken gesammelt. Die 
Methode der Heuschreckenbekämpfung in der Form 
des Eiersammelns wurde seitens der Regierung im 
Jahre 1882 aufgegeben, jedoch aus mancherlei Grün- 
den sowie auf Rath von erfahrenen Leuten 1894 
versuchsweise wieder ausgenommen. Das System 
des Sammelns von „lebenden“ Heuschrecken war 
vor der britischen Okkupation überhaupt nicht bekannt 
und wurde von der englischen Regierung neu ein- 
geführt. In früheren Zeiten waren mit dieser Me- 
thode nur vereinzelte Versuche angestellt worden, 
welche jedoch keinen Erfolg aufwiesen. Beide Systeme 
erfreuten sich 1894 bei der Bevölkerung einer großen 
Beliebtheit und lieferten ein zufriedenstellendes Re- 
sultat, so daß die Regierung entschlossen ist. beide 
Methoden zu wiederholen. Vor Beginn der Heu- 
schreckenkampagne von 1894 hatte man festgestellt, 
daß die Zahl der Heuschreckeneier gegen die früheren 
Jahre wieder stark angewachsen war, und sollen da- 
mals 578 Millionen Stück vorhanden gewesen sein. 
Durch die Kampagne von 1894 wurde diese Zahl 
auf 171 Millionen reduzirt. Mehr als dreimal so 
viel Heuschrecken als in den vier vorhergegangenen 
Jahren zusammengenommen sollen 1894 vernichtet 
worden sein. ei dem Sammeln von „lebenden“ 
Heuschrecken befolgten die Leute die folgende Methode: 
Solange die Heuschrecken noch klein waren, also im 
März und Anfang April, legten sie Plantücher auf 
die Erde, in deren Mitte sich ein Loch befand, 
worunter ein Sack befestigt war. Auf dieses Plan- 
tuch werden die Heuschrecken zusammengetrieben, als- 
dann wird das Plantuch von mehreren Personen an 
den vier Ecken angefaßt, aufgehoben und die Heu- 
schrecken in den Sack geschüttet. Dieses Verfahren 
wird mehrere Male wiederholt. Ende April und 
im Mai fertigten die Leute Nee aus Gaze an, be- 
festigten sie an Rohrstücke nach der Art von Schmetter- 
lingsnetzen und fingen hiermit die Heuschrecken ein. 
Sobald sie eine gewisse Anzahl beisammen haben, 
stecken sie dieselben in größere Säcke, welche inwendig 
mit Leim ausgepicht sind. 
Der Kuriosität halber mag noch die folgende 
Bekämpfungsmethode erwähnt werden. Im März 
machte man einen Versuch mit Hühnern. Am frühen 
Morgen, bevor die Hühner gefüttert waren, wurden 
sie an den Platz geschafft, wo sich die Heuschrecken 
befanden. Die Hühner bekümmerten sich jedoch gar 
nicht um die Heuschrecken, sondern suchten sich ander- 
weitiges Futter. Die Heuschrecken waren sehr klein 
und schienen die Aufmerksamkeit der Hühner nicht 
auf sich zu lenken. Als den Hühnern größere Exem- 
plare vorgeselzt wurden, machten sie sich zwar über 
die Heuschrecken her, vermochten aber im Verlauf 
eines Tages nur eine kleine Zahl zu verschlingen.
	        
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