Gambo führt eine breite, mit Mangobäumen be-
pflanzte chausseeartige Straße. Von dort ist nach
dem eine Stunde entfernten Kihara durch die Steppe
(Buga) ein etwa Zm breiter Feldweg angelegt.
Gambo liegt auf dem Abhange eines hier dicht
an Tabora herantretenden Höhenzuges. Sämmtliche
Plätze und Straßen Taboras sind peinlich sauber
gehalten.
Das Klima ist nicht gerade milde zu nennen.
Des Nachts und des Morgens ist es oft recht kühl,
während mittags 35° C. im Schatten nichts Seltenes
ist. Die Regenzeit dauert von November bis Mai,
während der übrigen Monate, Anfang Mai bis
Ende Oktober, herrscht vollständige Trockenheit.
Wegen der ungünstigen Wasserverhältnisse ist Tabora
ein ziemlich ungesunder Platz. Während der Regen-
zeit steht das Grundwasser dicht unter dem ge-
wachsenen Boden, die oben erwähnte Buga ist theil-
weise überschwemmt, und die Brunnenlöcher sind bis
an den Rand mit Wasser gefüllt. Abends liegt auf
der ganzen Ebene ein dicker, weißer Nebel. In der
trockenen Zeit verdunstct die Feuchtigkeit, das Grund-
wasser sinkt immer mehr, und schließlich trocknen bis
auf einige Quellen, aus denen das Wasser nur mäßig
heraussickert, alle Brunnen aus. Es ist zur Zeit
geradezu schwierig, für Menschen und Thiere das
nöthige Trinkwasser zu beschaffen. Zwar ist in einer
gewissen Tiefe noch Wasser vorhanden, indeß scheint
mir dasselbe recht zweifelhafter Natur zu sein. Es
wäre sehr wünschenswerth, daß ein geübter Brunnen-
techniker die hiesigen Wasserverhältnisse studirte und
einige verständige Cementbrunnen anlegte.
Wie oben erwähnt, besteht die Ortschaft aus
einzelnen Gehöften. Es giebt hier gegen 90 Temben
(Häuservierecke), die meist sämmtlich von Baumgärten,
Schamben und unzähligen Strohhütten umgeben sind.
Da sede Tembe in einem Wäldchen von Mango-,
2 , Citronen= und sonstigen Fruchtbäumen liegt,
so macht Tabora, vor Allem von der Höhe hinter
Gambo herab gesehen, einen sehr freundlichen Ein-
druck. 30 weitere Temben liegen inmitten ihrer
Schamben und Baumgärten in Ruinen.
In den drei Stadttheilen Taboras wohnen zur
Zeit insgesammt an Farbigen: 23 Araber, 2 Be-
ludschen, 3 Inder und etwa 40 Suahelis mit ihren
Familien. Sämmtliche Leute betreiben Handel, Acker-
bau und Viehzucht. Hierzu kommt eine große Menge
Waniamwesis, Wangwanas (hier anfässige Küstenträger
und Handelsleute), Watusihirten und Fundis (Hand-
werker). Außerdem sind anzuführen: die 10. Kom-
pagnie der Schutztruppe mit ihren Weibern, Kindern,
Boys und sonstigem Anhang (etwa 1000 Köpfe), ein
deutscher Kaufmann (Schumann) und sieben deutsche
Stationsangehörige mit ihren Leuten. Abgesehen
von den vorübergehend sich hier aufhaltenden Träger-
massen, dürfte nach meiner Schätung der ganze Ort
Tabora etwa 15 000 seßhafte Einwohner aufzu-
weisen haben. . »«
Der Viehbestand von Tabora ist nicht unbe-
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utend. Die Station allein besizt gegen 220 Stück
deuer, und über 350 Schafe und Ziegen. Das
Rindvieh (im Ganzen etwa 1000 Haupt), von dem
hier die Zebn= und Pangarasse gleichmäßig vertreten
sind, kommt gut fort und ist durchaus gesund. Jeden=
falls ist die Viehzucht im Steigen begriffen. Der
Boden der Umgegend von Tabora ist sehr fruchtbar.
Es werden in großer Menge alle Feld- und Garten-
früchte gezogen, die es in Ostafrika überhaupt giebt.
Besonders erfreulich für Europäer ist der reichliche
Anbau von Weizen und weißen Bohnen u. s. w.
ie Handelsverhältnisse hier lassen sich recht gut
an d hiesgen Händler machen leidliche Ge-
schäfte; nach Kisiba, Uganda, Unyoro, sowie nach
Kawande, Ukonongo und Kiwere findet ein recht
lebhafter Karawanenverkehr statt. Die arabischen
Händler Taboras und Uynis haben mich schon ver-
schiedene Male gebeten, eine Ruandaexpedition, in
deren Gefolge sie nach diesem Elfenbeinlande gehen
könnten, dem Gouvernement in Vorschlag zu bringen,
Sie behaupten, die Belgier gedächten von Uvira aus
nach Ruanda vorzudringen. Auch der hier an-
sässige deutsche Kaufmann Schumann ist mit den
Ergebnissen seines Unternehmens zufrieden.
Tabora zerfällt politisch in eine
und kleineren Sultanaten. Die
sind: Unyanyembe (Bibi Nyasso),
* erin dih Urambo (Tugamoto)y,
U#insa Gur Zeit kein Sultan), Uha (Mitale),
Uha (Kihitira), Unyambewa (Kamagi), Uscheto
(Kitewi), Usongo (Mitinginia), Mdala (Bibi Mtan),
Ujui (Majembe), Ungurn (Maharule), Tura (Bibi
Gbooth u. s. w. Der Sultan von Uwinsa, Kassanula,
60 kürzlich gestorben. In Ugalla ist der größte
Sultan Mfsopore von Kanenagule. Auf die Land-
schaften Stauland, Ukaranga, Utongwe, Kawende,
Lon Uha (Luassa) erstreckt sich der eigentliche Macht-
Kreich der Kaiserlichen Station noch nicht. Eigen=
thümlich ist der Umstand, daß man häufig Frauen
als Sultane und Maniangara eingesetzt sindet. Die
Häuptlinge der größeren Landschaften heißen Muami
(König), die der kleineren Ländchen Mtemi (etwa
Fürst). — Von den Arabern und Küstenleuten werden
Aue Häuptlinge gleichmäßig Sultan genannt. Die
Vornehmen eines Landes, die auch den Sultan bei
seiner Abwesenheit zu vertreten haben, heißen:
Mgaue: die Verwandten des Sultans führen der
Titel Manangua; die Geschäftsträger, Ruga-Ruga-
anführer und sonstigen Beamten des Sultans heißer
Waniampara.
Seit Sikes Tode wird die zu Ituru wohnhaftt
Bibi Nyasso, eine Frau von etwa 45 Jahren, al#
Sultanin von Unyanyembe bezeichnet. Sie ist di
Tochter des verstorbenen Sultans Fundi-Kira., dei
Begründers von Tabora, und zur Zeit Wittue
Tippu Tip ist ihr Stiessohn. Sie war verhetrabh
mit dem Vater Tippu Tips, dem Araber Mhar
bin Juma, der hier in Ituru begraben liegt.
Der Bezirk
Menge von größeren