beiter, die geräuschlose Willigkeit, der anständige Ton,
der unter ihnen herrschte — ein großer Fortschritt
gegen früher.
Nach später eingetroffenen Briesen des Missionars
Meyer ist das ihm gesandte Harmonium glücklich und
unversehrt in Rungue angelangt, nachdem es über ein
Jahr in Iniana gestanden. Nambasika besorgte mit
30 Eingeborenen die Beförderung zu voller Zu-
friedenheit. Nach gründlicher Reinigung und In-
standsetzung einzelner Töne überraschte es die Em-
pfänger freudig durch seinen kraftvollen Wohllaut. —
Die Trauung der Schwestern Jepsen und Künzel,
die laut anderweitiger Nachrichten vom 20. November
1895 auf ihrer Reise bis zum Schire vorgedrungen
waren, mit den Missionaren Bachmann und Häfner
wird hoffentlich Ende November bis Anfang Dezember
stattgefunden haben. Eine Zusammenkunst mit Mis-
sionar Kretschmer von Rutenganio hatte Missionar
Meyer am 11. Oktober auf dem Berge Ninkuyn,
der zwei Stunden südlich von Rungue und zwei
Stunden ostnordöstlich von Rutenganio liegt. an
kann von dem Gipfel aus beide Stationen wie die
Spitzen des Mbeyaberges bei Utengule, ja bei klarer
Luft den See mit der Ikombehalbinsel und der
NRumbirabucht sehen. Theils wollten die Brüder an
Ort und Stelle sich über die Dorsschaften ver-
ständigen, in denen jeder von seiner Station aus
das Evangelium verkündigen sollte, theils wollte
Missionar Meyer sich noch einmal durch eigenen
Augenschein davon überzeugen, in welcher Weise am
besten eine Abgrenzung der beiderseitigen Arbeits-
gebiete zwischen den Berliner Brüdern und der
Brüdermission zu treffen sei. Denn am 16. Oktober
brachte ihn ein achtstündiger Marsch nach dem in
großartiger Umgebung gelegenen Muakaleli (Mua-
kareri), wo von Donnerstag den 17. bis Sonnabend
den 19. Oktober eine Konferenz mit den Berliner
Brüdern stattfand, zu der Missionar Richard von
Utengule aus auch am Donnerstag Abend emtraf.
Die Zustimmung der beiderseitigen heimathlichen
Missionsdirektionen vorbehaltend, machte man Fol-
hendes aus: Der Gedanke eines sogenannten „neu-
tralen Gebiets'“ am See zwischen den Mündungen
der Kibira und der Möaka, in welchem Missionare
beider Gesellschaften arbeiten sollen, wird als un-
zweckmäßig abgelehnt. Die Thätigkeit im Gebiet
des Häuptlings Muanyabala (Muandiabara) an der
Mündung der Mkbaka wird den Missionaren der
Brüdergemeinde zugewiesen, da sie von deren Station
Ipiana leichter auszuüben ist als von Ikombe aus,
zumal Versuche mit dem Dampfer „Paulus“ (den
Verliner Brüdern gehörig und in Ikombe stationirt)
ergeben haben, daß die Mkaba-Mündung mit ihrer
wechseluden Barre keine zuverlässige Einfahrt gewährt.
Die Mbaka weiter stromaufwärts und in ihrem
Quellgebiet soll sie und die Suma (ein Nebenbach
der Mbaka im Quellgebiet letzterer) wie bisher die
Grenze bilden. Das Gebiet der Safua, welches
Missionar Richard auf seinem Marsch durchwanderte
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und welches ein gutes Stück nördlich von Muakaleli
und Rungue liegt (beide Stationen liegen auf der
Karte unter gleicher Breite, in einer wagerechten
Linie), soll wegen seiner Lage und Zugehörigkeit zu
Merere der Brüdermission überlassen werden, wäh-
rend man die Frage nach Besetzung des Buanyi-
gebictes, östlich von den Sasua, offen lassen will
bis zur Klärung des getrübten politischen Verhält-
nisse; am natürlichsten wird es wohl dann von
Muakaleli aus, von den Berlinern Brüdern, in
Angriff genommen werden, die außerdem eine Aus-
dehnung ihres Werkes nach Süden zu am Seeufer
planen und Amaliabay nächstens besetzen wollen. —
Der sprachseste Berliner Missionar Nauhaus hat
bereits eine Uebersetzung des Lulasevangeliums
fertiggestellt, die nächstens im Druck erscheinen soll.
Die aus 7 Berlinern und 2 Missionaren der Brüder-
gemeinde bestehende Konferenz erließ ein Schreiben
an die deutsche Regierung in Langenburg. Sie
sprach darin ihren Dank aus für alle erfahrene
Unterstützung und Hülfe, die der Mission bisher von
den Behörden geleistet worden.
Für Otjimbingue, die Station des Missionars
Meyer, ist nach den „Berichten der Rheinischen
Mission“ jüngst eine wichtige Entscheidung gefällt.
Laut eines alten Kaufvertrages aus dem Jahre
1864 besitzt nämlich die Rheinische Missionsgesell-
schaft ein Anrecht auf den Platz sammt dem dazu
gehörigen Weidefeld auf dem Südufer des Tsoakhaub.
Gerade bei den jetzt allenthalb g Grenz
regulirungen war es nöthig geworden, diese Rechte
anzumelden. Durch eine Entscheidung des Kaiser-
lichen Gerichtes in Windhoek vom 3. Oktober 1895
ist dieser Kaufvertrag für rechtsgültig und dement-
sprechend die Rheinische Mission als Eigenthümerin
des Platzes erklärt worden. Der Bestand der
Station, der ohne das südlich vom Tsoakhaub ge-
legene Weidefeld in Frage gestellt worden wärc, ist
dadurch gesichert. Ob ein weiterer Platz, Namens
Ahniwood, der Mission noch zugesprochen wird, da-
rüber schweben noch die Verhandlungen.
Otjimbingue liegt so recht eigentlich an der durch
den Tsoakhaub laufenden Hauptverkehrsader von der
Walfischbai her nach Windhoek. Wie groß oft der
Verkehr ist, geht daraus hervor, daß 10 000 bis
12 000 Zuchtochsen jährlich zweimal, d. h. auf dem
Hin= und Rückweg, den Platz passiren. Durch diesen
großen Verkehr haben die Bewohner manche Vor-
theile. Die äußeren Verhältnisse heben sich darum
auch zusehends, besonders bei den armen, gedrückten
Bergdamara. Einige haben ganz nette Riethäuser,
darinnen die Hausfrau mit Umsicht waltet. Auf
der anderen Seite hat der Verkehr aber auch manche
Nachtheile im Gefolge. So die Gefahr, daß die
für die Rinder so gefährliche Lungenseuche einge-
schleppt wird, und einen fast beständigen Futter-
mangel auch trotz des reichlichen Regens, der im
letzten Jahre fiel.