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einen guten Eindruck auf mich machte, hatte bereits
von meinem Kommen erfahren und fragte mich, was
ich mit dem Boot zu thun beabsichtige, im Sanaga
(Lom) gäbe es nur Felsen und Steine bis weit
hinauf und würde ich mit dem Boot niemals weiter
kommen. Mvpim sprach dieses mit einer solchen
Ueberzeugungstreue aus, daß ich ihm glaubte, er-
klärte ihm aber, daß ich nun selbst zum Flusse gehen
würde, um mich von der Wahrheit seiner Schilderung
zu überzeugen.
Ich verließ Mpim hierauf und erreichte den Lom
nach 1 ¼ stündigem Marsche. Hier fließt der Fluß
ruhig, obgleich ich weiter oberhalb deutlich Schnellen
erkennen konnte.
Gegen Mittag traf ich wieder wieder im Lager
ein. Ich setzte nun am nächsten Morgen (15.) mit
der Expedition den Marsch über die Ndungeberge—
Njambeadorf und so weiter fort und traf gegen Nach-
mittag in Mpimufer ein.
Den Bekokleuten, welche sich als Träger an-
geboten hatten, war es ein Kleines, mit den schweren
Bootslasten die schlechten Stellen zu überschreiten —
ein Beweis, daß es für den leichtfüßigen Neger in
dieser Beziehung kaum ein Hinderniß giebt.
Ich war recht froh, die Bootslasten unversehrt
bis Mpim gebracht zu haben, aber auch entschlossen,
dem schwierigen und kostspieligen Transport nun ein
Ende zu machen.
Mit den gegenüber wohnenden Babimbis (Ndo-
gonims identisch mit Ramsays: Dungem) versuchte
ich in Unterhandlung zu treten, doch wiesen dieselben
in frechster Weise jede Unterhandlung schroff ab und
erklärten, sie wollten kein Freundschaftsverhältniß mit
dem Gouvernement, vielmehr Krieg. Hierbei fielen
zwei Schüsse.
Ich berichtete darauf an den Kaiserlichen Gou-
verneur unter dem 16. Januar und bat um sofortige
Bestrafung der Babimbis, da ich auf dem Weiter-
marsch die Expedition für gefährdet hielt. Leider
konnte meinen Bitten nicht nachgegeben werden, da
die Truppe bereits nach Ya#nde beordert war.
Ich entschloß mich demmach, in Mpim am Ufer
eine provisorische Station zu errichten, und begann
sofort mit den Abholzungsarbeiten, sowie mit dem
Bau eines Wohnhauses. Letteres, aus Knüppel-
wänden mit Blätterüberdachung hergestellt, war bereits
Anfang Februar beziehbar.
Premierlieutenant v. Besser, welcher inzwischen
erfahren hatte, daß das über die Edeafälle gesandte
Kam nicht über Mangala hinauskommen könne,
sandte sofort zwei kleine Kanus auf dem Landwege
unter Führung des Unteroffiziers Schmidt von Edea
fort, welche, von Edealenten getragen, am 24. Januar
in Mpim eintrafen.
Am 31. erschienen dann auch die von Sakebayeme
abgeschickten Weyjungen und erklärten, daß es ihnen
unmöglich sei, das Kann, welches sie in Mangala
den Logobiheleuten zur Aufbewahrung übergeben
hätten, weiter über die Felsen im Flusse zu tragen.
Ich legte auch weiter keinen Werth darauf,
dasselbe in meinen Besitz zu bringen, da ich es auf
der weiteren Tour doch nicht hätte verwenden
können. Allenfalls hätte es auf der Station Mpim
verbleiben können.
Lieutenant Schmidt beorderte ich sofort von
Sakebayeme zurück und übergab ihm am 1. Februar
die Leitung der provisorischen Station. Demselben
ertheilte ich schriftlich folgende Instruktion:
„Am 2. Februar setze ich mit der Expedition den
Marsch über Ndokupe fort und übergebe Euer Hoch-
wohlgeboren die Leitung der provisorischen Station.
Hierzu gehört vor Allem, für Aufrechterhaltung der
Ruhe und Ordnung auf derselben Sorge zu tragen.
Alsdann wird es Ihre nächste Aufgabe sein, sich
eingehende Kenntniß der hiesigen Verhältnisse zu
verschaffen.
Sämmtliche Geräthe und Inventarstücke sind zu
überwachen und ein Verzeichniß evident zu halten.
Es ist Ihre erste Pflicht, gute Beziehungen zu
den umwohnenden Eingeborenen zu pflegen und sich
schon aus diesem Grunde jeder Einmischung in deren
geringsügige Angelegenheiten zu enthalten, dagegen
über alle wichtigen Vorkommnisse unverzüglich der
Kaiserlichen Regierungsstation Edea Bericht zu er-
statten.
Ueber das Stationspersonal steht Ihnen dis-
ziplinare Gewalt zu. Jede Bestrafung im Disziplinar-
wege ist unter Angabe des Grundes zu buchen.
Betreffs Verlegung der Station bei Beginn der
militärischen Aktion nach Logotum werden Ener
Hochwohlgeboren noch besondere Instruktionen zu-
gehen.
Sämmtliche von der Expedition eintreffende Be-
richte sind unverzüglich nach Edea zu senden.
Das zerlegbare Stahlboot, welches zu Fluß-
fahrten nicht zu benußen ist, verbleibt bis auf
Weiteres auf der Station, und wollen Euer Hoch-
wohlgeboren für geeignete Unterbringung und Kon-
servirung desselben Sorge tragen.
An schwarzem Personal werden Ihnen über-
wiesen: 10 Arbeiter, 4 Soldaten."“
Inzwischen bot sich mir Gelegenheit, das Fluß-
bett unterhalb Mpim (Logotum) zu untersuchen.
Das Resultat war auch hier wieder Fälle. Unter-
halb Mpim wird der Fluß durch große Felspartien,
welche sich molenartig von beiden Ufern zur Mitte
hinziehen, auf etwa 40 bis 50 m eingeengt. Der
Strom fließt hier noch verhältnißmäßig ruhig, stürzt
jedoch 500 m weiter unterhalb unter starkem Getöse
über große Felsen herab und bildet hier die Logotum-
fälle (siehe die Aufnahmen).
Die Felspartien an dieser Stelle des Flußbettes,
auf welchem außer niederem Krüppelholz mit zahl-
reichen langen Bartflechten nur Euphorbiumbäume
wachsen, nehmen zum Theil kolossale Dimensionen an.
Einen interessanten Anblick bieten die Ausspü-
lungen im Gestein, welche in der Hochwasserzeit
durch Strudel entstanden sind; dieselben weisen mit-