Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

besonders durch die Maßregel befördert, daß keinem 
Basuto ein Paß zum Verlassen des Landes ausgestellt 
wird, der nicht eine Bescheinigung über seine Impfung 
beibringt. 
bersuchspflanzungen in Ostindien. 
Den 1894 in Kalkutta erschienenen amtlichen 
Jahresberichten über die in Bengaleu errichteten 
Versuchsfarmen Dumraon, Sibpur und Burdwan 
bei Pala für das Jahr 1893/94 und dem Ge- 
sammtberichte über letztere Farm seit ihrer Errich- 
tung im Jahre 1885 entnehmen wir die folgenden 
wichtigeren Angaben über die angestellten Versuche: 
Beim Anbau von Reis in der Burdwan= und 
Dumraonfarm wurden höhere Erträge an Körnern 
und Stroh erzielt durch Tiefpflügen mit dem Sibpur- 
pflug als durch flaches Pflügen mit dem sonst ge- 
bräuchlichen Landpflug; doch war der Unterschied in 
den Erträgen kein sehr erheblicher. Als bestes 
Düngemittel für den Anbau von Reis (winter 
baddy) hat sich eine Mischung von Knochenmehl 
und Salpeter erwiesen; es wurden hiermit höhere 
Erträge erzielt als mit unvermischtem Knochenmehl 
oder mit Kuhdung. 
Die Kultur von Zuckerrohr hat sich ertrag- 
reicher erwiesen bei Anwendung der in Mauritius 
üblichen Methode der Anpflanzung in regelmäßigen 
parallelen Gräben, als bei der sonst in Indien 
üblichen Anpflanzung in flachen unregelmäßigen 
Furchen. Der Abstand der nach der Mauritius- 
methode angelegten Gräben voneinander beträgt 
2½ Juß. 
Von den beim Anbau von Zuckerrohr an- 
gewandten Düngemitteln ergab eine Mischung von 
Knochenmehl und castor-cake den höchsten Ertrag. 
Mit einer Mischung von Superphosphat, Salpeter 
und Knochenmehl wurde das nächstbeste Resultat er- 
zielt, während der Ertrag bei Anwendung von 
castor-cakc oder Knochenmehl allein erheblich ge- 
ringer ist. Durch Düngung mit Superphosphat 
scheint das Zuckerrohr eine größere Stärke zu be- 
kommen. Beziglich der einzelnen angebauten Zucker- 
rohrarten ist zu erwähnen, daß die Khariart nach 
den in der Sibpur= und Burdwanfarm gemachten 
Versuchen sich besonders für die ratoon-Kultur 
eignet, d. h. es ergeben mehrere Jahre hindurch die 
neuen Schößlinge aus der alten Wurzel des ab. 
geschnittenen Rohres noch gute Erträge, ohnc daß 
es einer Neuanpflanzung bedarf. Bei dieser Kultur 
ist auf der Burdwanfarm der Ertrag des Khari- 
zuckerrohrs im Jahre 1890/91 fast doppelt so groß 
gewesen als im Jahre 1887/88, in dem die Neu- 
anpflanzung stattgefunden hatte. Auch zeichnet sich 
das Kharizuckerrohr durch seine große Widerstands- 
fähigkeit gegen Trockenheit und Insekten aus. 
Als die ertragreichste Art hat sich nach drei- 
jährigen Versuchen auf der Sibpurfarm das red 
Saharanpur-Zuckerrohr (auch black Bombay ge- 
  
257 — 
nannt) bewährt; der Anbau desselben im Lande ist 
aber zurückgegangen, da es zu sehr durch ein Insekt, 
den „stalk borer“, und durch Windbruch leidet. 
Der letzteren Gefahr kann man dadurch begegnen, 
daß man das red Saharanpur-Zuckerrohr zugleich 
mit dem gegen Wind widerstandsfähigeren Samsara- 
zuckerrohr anbaut. 
Bei den Anbauversuchen mit Kartoffeln hat 
sich ergeben, daß die direkt aus England bezogenen 
und die vorher in hoch gelegenen Gegenden Indiens 
aus englischen Kartoffeln gezogenen Saatkartoffeln 
einen reicheren Ertrag und eine bessere Qualität von 
Kartoffeln hervorbrachten, als die auf der Farm 
selbst gezogenen Saatkartoffeln; auch widerstanden 
die eingeführten Kartoffelknollen besser den Einwir- 
kungen der Trockenheit und der Ueberschwemmung. 
Von Düngemitteln wurde beim Kartoffelbau eine 
Mischung von Kuhdünger und Knechenmehl oder 
castor-cake mit größerem Erfolge angewendet als 
diese drei Düngerarten einzeln. 
Bei den Versuchen mit Jute wurden die besten 
Resultate durch Düngung mit Kuhdung erzielt; bei 
Anwendung von Superphosphat und Salpeter, 
Knochenmehl oder castor-cake waren die Erfolge 
geringer. » 
BeidenTabakspflanzvcrjuchcnaufderSibpur- 
farm ist man bestrebt, ein für die Cigarrenfabrikation 
und für den europäischen Geschmack geeignetes Blatt 
zu erzielen. Die Versuche sind noch nicht abgeschlossen. 
Im Jahre 1893/94 wurden zehn verschiedene Tabaks- 
sorten angebaut, doch wurde fast die ganze Ernte 
bis auf einen kleinen vorher eingeernteten Theil durch 
zwei Hagelwetter Anfang März vernichtet. Im 
Jahre 1892/93 waren vier Sorten — Havana, 
Hingli, Nangpur und Matihar — gepflanzt worden; 
die geernteten Blätter waren aber, weil sie nach der 
in Amerika gebräuchlichen Weise im Schatten ge- 
trocknet waren, zur Cigarrenfabrikation nicht geeignet. 
Es sollen deshalb später Versuche mit dem Trocknen 
der Blätter in der Sonne angestellt werden. 
Hafer, der bisher in Niederbengalen fast gar 
nicht angebaut wurde, ist in der Sibpurfarm seit 
1889 mit Erfolg kultivirt. Drei australische Hafer- 
sorten sind jedoch im Jahre 1893/94 völlig aus- 
gefallen. 
Erböhung des Söolltarifs im Niger Coast protectorate. 
Im Niger Coast Protectorate ist seit dem 
22. November 1895 eine beträchtliche Erhöhung des 
Zolltarifs in Kraft getreten, und zwar ist der Zoll- 
satz auf Spirituosen verdoppelt, der auf Pulver ver- 
dreifacht. Der neue Tarif lautet, wie folgt: 
Von Wein, Porter, Ale und Bier von jederlei Art, 
für jede Kiste mit 1 Dutzend Flaschen alten Wein 
oder einen Theil davon — . 6 d. 
Von Brandy, Rum, Gin, Likör und verschiedenen 
Spiritnosen, welche nicht versüßt noch mit irgend
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.