Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

Holz ½ bis 1 Stunde weit herangeholt werden, und 
dürfte es sich daher empfehlen, ein eventuell zu er- 
bauendes Dampfboot für Kohlen= oder Petroleum- 
heizung einzurichten. 
Flußpferde beleben den Strom an den berschie- 
densten Orten, oft in zahlreicher Menge. Sie werden 
voraussichtlich kein Hinderniß für die Schifffahrt 
bilden, obgleich sie sich theilweise sehr angriffslustig 
zeigten und in drei Fällen die Boote attackirten, 
doch da es den Einbäumen stets gelang, sich durch 
vermehrte Eile der Verfolgung zu entziehen, ohne 
daß die Abgabe eines Schusses nothwendig wurde, 
so dürfte dies bei einem Dampfsschiff in erhöhtem 
Maße der Fall sein. Im Mündungsgebiet, wo die 
Thiere wohl mehr verfolgt werden, zeigten sie sich 
durchweg ängstlich und verschwanden bei Annäherung 
eines Bootes sofort unter Wasser. 
Krokodile wurden während der ganzen Fahrt 
nur vier gesehen, doch soll nach den Angaben der 
Eingeborenen der Fluß keineswegs arm daran sein 
und sich die Thiere zur Zeit wegen des hohen 
Wasserstandes mehr in den Seiten= und todten 
Armen aufhalten. 
Bis Kooni etwa ist infolge der früheren Mafiti- 
einfälle nur das linke Flußufer bewohnt; die alten 
Dorsstätten rechterseits sind meist durch Mango- 
gruppen gekennzeichnet, wie sich denn überhaupt beide 
Ufer von etwa Mtansa durch auffallend reiche Mango- 
bestände auszeichnen. Von Kooni ab sieht man 
rechter Hand zunächst vereinzelte Hütten, bald aber 
zahlreiche kleine Ortschaften. 
In jagdlicher Hinsicht scheint nur die Gegend 
von Kungulios altem Dorf flußaufwärts auf beiden 
Ufern Interesse zu bieten. In der Trockenzeit soll 
nach den Angaben der Eingeborenen allerdings das 
Wild (namentlich Wasserbock) etwas näher an den 
Fluß treten, doch war es nicht möglich, genauere 
Angaben darüber zu erhalten. Die Jagd auf Feder- 
wild ist dagegen vorzüglich und artenreich. 
Was die Fahrt selbst anlangt, so steigerte ich die 
Stundenzahl von Tag zu Tag, über Mittag stets 
eine längere Pause machend, und erreichte Simba 
Uranga am 16. März abends 6⅛½ Uhr. In runden 
Zahlen wurden zurückgelegt: 
am 13. März 234 Stunden, 
14. 6½ - 
15. 7 - 
’16. 11 
zusammen 27½ Stunden. 
Davon sind am 16. März 3½ Stunden gegen 
die Fluth zurückgelegt worden, so daß unter günstigen 
Umständen (die in 3½ Stunden gegen Fluth zurück- 
gelegte Strecke — 1 Stunde bei Ebbe gesetzt) die 
Fahrt in 25 Stunden hätte zurückgelegt werden 
können, was sich bei einem Dampfschiff wohl gut 
auf die Hälfte reduziren dürfte. 
Wie sich die Reisezeit bei einer Bergfahrt in 
Anbetracht der starken Strömung des Rufidji gestalten 
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würde, entzieht sich meiner Schätzung, doch glaube ich, 
daß sie mindestens das 2½= bis 3fache der zur 
Thalfahrt nöthigen Stundenzahl beanspruchen wird. 
Reichspostdampferlinie bHamburg —Durban. 
Die Fahrten auf der Reichspostdampferlinie 
Hamburg — Durban und den beiden Zweiglinien 
werden vom Monat Juni ab versuchsweise nicht 
mehr wie bisher in vierwöchigen, sondern in drei- 
wöchigen Zwischenräumen ausgeführt werden. 
Kamerun. 
Ueber den nach Vaunde ausgeführten ug 
berichtet der stellvertretende Kommandeur der Schutz= 
truppe Hauptmannv. Kampt unterm 29. Februar d. Is. 
Folgendes: 
Am 24. d. Mts. erfolgte in Kribi im Verlauf 
des Tages die Landung der Truppe, der Lasten 
und der von Kamerun aus mitgesandten 57 Yaunde- 
träger und die Uebernahme der von dem Bezirksamt 
Kribi gestellten 150 Mabeaträger, die jedoch nur 
bis Lolodorf zu tragen verpflichtet waren. Der 25. 
wurde zum Ordnen der Expeditions= und der für 
Lolodorf und die Station Yaünde in Kribi lagern- 
den Lasten benutzt, und erfolgte am 26. 9 Uhr 
vormittags der Abmarsch von Kribi. Wegen vieler 
schwächlicher Yaundeträger konnten die ersten Märsche 
durch den Urwald nur gering ausfallen. Erst hinter 
Bipindi, wo die Yaunde im Genuß der gewohnten 
Pflanzenkost sich kräftigten, wurde die Marschleistung 
zufriedenstellend. Am 29. erreichte die Expedition 
Bipindi. Dort hatte der sich oberhalb des Ortes 
neu angesiedelt habende Gumbahäuptling Dandi eine 
dem Faktoristen Bockmann der Firma Lübcke an- 
gehörige Karawane angehalten und Letteren selbst 
mit der Waffe bedroht. Es glückte, den Dandi zu 
fangen. Derselbe wurde während der Nacht in 
Gewahrsam gehalten und, entsprechend verwarnt, gegen 
Zahlung von Ziegen wieder entlassen. Die zwischen 
Tunga und Lolodorf wohnenden Häuptlinge von 
Epussi, Bo und Mabeaman erhielten die erbetenen 
deutschen Flaggen. 
Am 2. Februar erreichte die Expedition ohne 
Verlust von Menschen und Lasten Lolodorf. In 
Lolodorf war der Rest der Yaunde-Stationsbesatzung 
und annähernd 50 Yaundeträger. Da die bis- 
herigen Mabeaträger nur durch Gewalt zum weiteren 
Mitgehen zu bewegen gewesen wären, so beschränkte 
ich lieber die Lasten. Außerdem hatte der Häuptling 
Banjok von Lolo und der Häuptling Bambam, der 
Bruder des Häuptlings Tunga, Träger versprochen. 
Durch seinen Bruder scheint sich Tunga der Regierung 
nähern zu wollen. Dieser Häuptling Bambam hat 
sich in letzter Zeit freundlich gegen die Station 
Lolodorf gezeigt. Er erschien zur Begrüßung und
	        
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