— 289
brachte Geschenke. Auch kamen die von ihm und
Banjok versprochenen Träger pünktlich. So gingen
zum ersten Mal Gumbaleute als Regierungsträger
nach Yaunde, und haben sich dieselben im weiteren
Verlauf der Expedition gut bewährt. Selbstver-
ständlich wurden Banjok und Bambam reich beschenkt
und Letzterem bedeutet, daß sein Bruder Tunoja
sehr unklug handele, sich dem Gouvernement noch
nicht unterworfen zu haben. Die Gumbastämme
scheinen in letzter Zeit durch die Bulys gedrängt zu
werden. Die neuen Ansiedelungen bei Bipindi deuten
darauf hin, und sitzen die Bulys in unmittelbarer
Nähe der Station, namentlich südlich derselben, in
rößerer Anzahl.
Am 4. Februar war Appell der Truppe und
der gesammten Träger und am 5. früh erfolgte der
Abmarsch in der Stärke von 2 Offizieren: Hauptmann
v. Kamptz, Premierlientenant Bartsch (Lieutenant
v. Stein am Tage der Abreise aus Kamerun an
Schwarzwasserfieber erkrankt), 6 weißen Unteroffizieren,
einschl. Lazarethgehülfe und Büchsenmacher, 145 far-
bigen Unteroffizieren und Soldaten, 122 Trägern.
Außerdem schlossen sich noch etwa 100 Yannde,
die mit Privatlasten in ihre Heimath zurückkehren.
wollten, der Expedition an.
Am 5. hatten wir das Yaundegebiet erreicht
und übernachteten in dem Ngennedorf des Vogebalinga-
stammes. Dieser Stamm und die südlich des Njong
wohnenden Banes haben sich an dem Aufstand nicht
betheiligt. Auch noch am 6. marschirten und über-
nachteten wir im ruhigen Yaundelande. Alle hier
Geschenke bringenden Häuptlinge erhielten sehr reichlich
Gegengeschenke und die beiden mächtigsten die er-
betene deutsche Flagge. In diesen beiden Tagen
erfuhren wir erst Sicheres über Ursachen und Aus-
dehnung des Aufstandes. Der Aufstand zu beiden
Seiten des Njong war ein allgemeiner. Mit Aus-
nahme der Stations= oder Lonn-Yaundes, der oben
erwähnten Stämme und einiger lleiner Ortschaften,
die mit den Lonn-Yaundes verwandt sind, hatten
sich Alle am Kampf gegen die Stationstruppe be-
theiligt und waren jetzt zum Widerstand entschlossen.
Am Abend des 6. hörten wir auch überall den
Klang der großen Kriegstrommeln, deren getrommelte
Worte uns von den befreundeten Yaundes und
unseren Yaundeheadleuten übersetzt wurden. Wir
erfuhren auch schon hier, daß die Station Yaunde
bedroht worden wäre, daß aber Häuptling Amba
mit seinen Kriegern den Vogebetschi entgegengegangen
wäre und sie geschlagen hätte. Dieses hat sich später
bewahrheitet.
Jedenfalls würde einem schon hier ein größerer
Unfall, der die Station betroffen hätte, bei der
bekannten Prahlerei der Yaundes nicht verborgen
geblieben sein. Daher beschloß ich, in kleinen Tage-
märschen auf der Karawanenstraße vorzugehen und
nicht nur die an der Strahe befindlichen, sondern
–—
auch die weiter abseits liegenden Dörfer empfind-
lich zu bestrafen. Wo besondere Umstände
oder stärkerer Widerstand es erforderlich erscheinen
ließen, strenger zu strafen, sollte ein Aufenthalt von
mehreren Tayen hierzu Gelegenheit geben.
Als Ursache des Aufstandes hat sich nach vielen
eingehend angestellten Ermittelungen Folgendes er-
geben.
Die Vogebetschi haben früher einen lebhaften
Handel nach Bakoko getrieben.
Durch die neue Verkehrsstraße von der Station
Maunde nach Kribi, auf der nun alle Waaren unter
Bedeckung der Stationstruppen abgabenfrei an die
Küste gelangen, ist die alte Straße nicht mehr
lohnend; selbige ist vielleicht infolge der Bakokokriege
ganz gesperrt. Nun hatten die Vogebetschi von
Anfang an den Anschluß an die Station verpaßt
und sahen nun zu ihrem großen Aerger, daß die
früher verachteten Lonn-Yaundes durch die Vortheile,
die sic direkt und indirekt durch die Station ge-
nießen, vermögend wurden, während sie selber ver-
armen. Ebendieselben Gesühle mögen die übrigen
Maundes gehabt haben, wenn sie sehen, daß die
Lonn-Yaundes und Anhang ihre Waaren abgabenfrei
an die Küste herunterbringen und daß die vom
Gouvernement entlassenen Yaundearbeiter als reiche
Leute durch ihr Land in ihre Heimath zurückkehren.
Da nun Alle zusammen die Machtmittel der Weißen
noch nicht kennen gelernt hatten, so wurde es dem
einflußreichen und mächtigen Häuptling der Vogebetschi
leicht, die Unzufriedenheit zu schüren. Unterstüht
wurde dieser hierin kräftig von seinem Verwandten,
dem buckeligen Häuptling Ombasamissoko, der südlich
des Njong wohnt. Dieser hat bis jetzt allen Weißen
Verlegenheit bereitet. Die Stations-Yaundes haßte
er besonders. Er nannte sic stets Gouvernements-
nigger.
Daß nicht Uebergriffe seitens der Station den
Aufstand hervorgerufen haben, beweist gerade der
Umstand, daß die Stations-Yaundes nicht nur nicht
absielen, sondern zur Hülfe herbeieilten und unter
den für sie recht fraglichen Verhältnissen treu aus-
gehalten haben.
Am 7. Februar führte uns der Weg noch durch
zwei freundliche Maundedörfer, dann wurde der
Mbengasumpf durchschnitten, der uns noch von dem
aufständischen Gebiet trennte. Kurz vorher mußte
ich den Premierlieutenant Bartsch mit entsprechend
Soldaten und Trägern nach Lolodorf zurücksenden.
Premierlientenant Bartsch litt in den letzten Tagen
an Dysenterie und hatte sich an demselben Morgen
den Fuß verstaucht, so daß seine weitere Betheili-
gung ausgeschlossen war.
Gegen Mittag erreichten wir das erste seindliche
Dorf, dessen Bewohner versucht hatten, die Stations-=
karawane auszurauben. Das Dorf war, wie alle
seindlichen, vollständig verlassen. Das Dorf wurde
nach dem Verlassen am 8. zerstört.