Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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brachte Geschenke. Auch kamen die von ihm und 
Banjok versprochenen Träger pünktlich. So gingen 
zum ersten Mal Gumbaleute als Regierungsträger 
nach Yaunde, und haben sich dieselben im weiteren 
Verlauf der Expedition gut bewährt. Selbstver- 
ständlich wurden Banjok und Bambam reich beschenkt 
und Letzterem bedeutet, daß sein Bruder Tunoja 
sehr unklug handele, sich dem Gouvernement noch 
nicht unterworfen zu haben. Die Gumbastämme 
scheinen in letzter Zeit durch die Bulys gedrängt zu 
werden. Die neuen Ansiedelungen bei Bipindi deuten 
darauf hin, und sitzen die Bulys in unmittelbarer 
Nähe der Station, namentlich südlich derselben, in 
rößerer Anzahl. 
Am 4. Februar war Appell der Truppe und 
der gesammten Träger und am 5. früh erfolgte der 
Abmarsch in der Stärke von 2 Offizieren: Hauptmann 
v. Kamptz, Premierlientenant Bartsch (Lieutenant 
v. Stein am Tage der Abreise aus Kamerun an 
Schwarzwasserfieber erkrankt), 6 weißen Unteroffizieren, 
einschl. Lazarethgehülfe und Büchsenmacher, 145 far- 
bigen Unteroffizieren und Soldaten, 122 Trägern. 
Außerdem schlossen sich noch etwa 100 Yannde, 
die mit Privatlasten in ihre Heimath zurückkehren. 
wollten, der Expedition an. 
Am 5. hatten wir das Yaundegebiet erreicht 
und übernachteten in dem Ngennedorf des Vogebalinga- 
stammes. Dieser Stamm und die südlich des Njong 
wohnenden Banes haben sich an dem Aufstand nicht 
betheiligt. Auch noch am 6. marschirten und über- 
nachteten wir im ruhigen Yaundelande. Alle hier 
Geschenke bringenden Häuptlinge erhielten sehr reichlich 
Gegengeschenke und die beiden mächtigsten die er- 
betene deutsche Flagge. In diesen beiden Tagen 
erfuhren wir erst Sicheres über Ursachen und Aus- 
dehnung des Aufstandes. Der Aufstand zu beiden 
Seiten des Njong war ein allgemeiner. Mit Aus- 
nahme der Stations= oder Lonn-Yaundes, der oben 
erwähnten Stämme und einiger lleiner Ortschaften, 
die mit den Lonn-Yaundes verwandt sind, hatten 
sich Alle am Kampf gegen die Stationstruppe be- 
theiligt und waren jetzt zum Widerstand entschlossen. 
Am Abend des 6. hörten wir auch überall den 
Klang der großen Kriegstrommeln, deren getrommelte 
Worte uns von den befreundeten Yaundes und 
unseren Yaundeheadleuten übersetzt wurden. Wir 
erfuhren auch schon hier, daß die Station Yaunde 
bedroht worden wäre, daß aber Häuptling Amba 
mit seinen Kriegern den Vogebetschi entgegengegangen 
wäre und sie geschlagen hätte. Dieses hat sich später 
bewahrheitet. 
Jedenfalls würde einem schon hier ein größerer 
Unfall, der die Station betroffen hätte, bei der 
bekannten Prahlerei der Yaundes nicht verborgen 
geblieben sein. Daher beschloß ich, in kleinen Tage- 
märschen auf der Karawanenstraße vorzugehen und 
nicht nur die an der Strahe befindlichen, sondern 
  
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auch die weiter abseits liegenden Dörfer empfind- 
lich zu bestrafen. Wo besondere Umstände 
oder stärkerer Widerstand es erforderlich erscheinen 
ließen, strenger zu strafen, sollte ein Aufenthalt von 
mehreren Tayen hierzu Gelegenheit geben. 
Als Ursache des Aufstandes hat sich nach vielen 
eingehend angestellten Ermittelungen Folgendes er- 
geben. 
Die Vogebetschi haben früher einen lebhaften 
Handel nach Bakoko getrieben. 
Durch die neue Verkehrsstraße von der Station 
Maunde nach Kribi, auf der nun alle Waaren unter 
Bedeckung der Stationstruppen abgabenfrei an die 
Küste gelangen, ist die alte Straße nicht mehr 
lohnend; selbige ist vielleicht infolge der Bakokokriege 
ganz gesperrt. Nun hatten die Vogebetschi von 
Anfang an den Anschluß an die Station verpaßt 
und sahen nun zu ihrem großen Aerger, daß die 
früher verachteten Lonn-Yaundes durch die Vortheile, 
die sic direkt und indirekt durch die Station ge- 
nießen, vermögend wurden, während sie selber ver- 
armen. Ebendieselben Gesühle mögen die übrigen 
Maundes gehabt haben, wenn sie sehen, daß die 
Lonn-Yaundes und Anhang ihre Waaren abgabenfrei 
an die Küste herunterbringen und daß die vom 
Gouvernement entlassenen Yaundearbeiter als reiche 
Leute durch ihr Land in ihre Heimath zurückkehren. 
Da nun Alle zusammen die Machtmittel der Weißen 
noch nicht kennen gelernt hatten, so wurde es dem 
einflußreichen und mächtigen Häuptling der Vogebetschi 
leicht, die Unzufriedenheit zu schüren. Unterstüht 
wurde dieser hierin kräftig von seinem Verwandten, 
dem buckeligen Häuptling Ombasamissoko, der südlich 
des Njong wohnt. Dieser hat bis jetzt allen Weißen 
Verlegenheit bereitet. Die Stations-Yaundes haßte 
er besonders. Er nannte sic stets Gouvernements- 
nigger. 
Daß nicht Uebergriffe seitens der Station den 
Aufstand hervorgerufen haben, beweist gerade der 
Umstand, daß die Stations-Yaundes nicht nur nicht 
absielen, sondern zur Hülfe herbeieilten und unter 
den für sie recht fraglichen Verhältnissen treu aus- 
gehalten haben. 
Am 7. Februar führte uns der Weg noch durch 
zwei freundliche Maundedörfer, dann wurde der 
Mbengasumpf durchschnitten, der uns noch von dem 
aufständischen Gebiet trennte. Kurz vorher mußte 
ich den Premierlieutenant Bartsch mit entsprechend 
Soldaten und Trägern nach Lolodorf zurücksenden. 
Premierlientenant Bartsch litt in den letzten Tagen 
an Dysenterie und hatte sich an demselben Morgen 
den Fuß verstaucht, so daß seine weitere Betheili- 
gung ausgeschlossen war. 
Gegen Mittag erreichten wir das erste seindliche 
Dorf, dessen Bewohner versucht hatten, die Stations-= 
karawane auszurauben. Das Dorf war, wie alle 
seindlichen, vollständig verlassen. Das Dorf wurde 
nach dem Verlassen am 8. zerstört.
	        
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