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Buloa etwa 100 000 ausgepflanzte Bäume, hierzu kommt noch eine kleincre erst wenige Tausend Bäume
umfassende Pflanzung eines Herrn Mismahl im südlichen Handei.
Von Derema gelangten 1895 ekwa 200, von Nguelo etwa 400 Centner Kaffee zur Verschissung,
was immerhin doch schon eine Summe von mehr als 50 000 Mark repräsentirt, wogegen im Jahre
vorher noch nicht für 1000 Mark Kassee exportirt wurde. In diesem Jahre dürfte der Werth des Kaffce-
exportes wohl schon an 200 000 Mark heranreichen, da schon als erste diesjährige Ernte etwa 1000 Centner
(800 von Nguelo, 200 von Derema) herübergekommen sind, wogegen die Haupternte erst in den Sommer fällt.
Auch die Liberia-Kaffeekultur macht in Deutsch-Ostafrika außerordentliche Fortschritte. Im
Handeigebiet stellt die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft bei Lunguza größere Versuche damit an,
besonders aber erweisen sich Boden und Klima Bondeis als sehr geeignet dafür. Die Deutsch-Ostafrikanische
Plantagengesellschaft hatte schon 1895 bei Lewa und Magila 60 000 Liberia-Kaffeebäumchen ausgepflanzt
und hofft bis Mitte dieses Jahres schon eine Plantage von ½ Million Bäumen zu haben. In der
flußabwärts am Pangani gelegenen Plantage Buschirihof hat dieselbe Gesellschaft gleichfalls 300 ha
für Liberia-Kaffee bestimmt, im vorigen Jahre waren schon die ersten 6000 Bäume gepflanzt. Auch
die Deutsch-Ostafrilanische Gesellschaft beabsichtigt, den sich nicht lohnenden Baumwollbau bei Kikogwe
und Muera durch Liberia-Kaffee zu ersetzen. Die Plantage Perrot der Westdeutschen Handels= und
Plantagengesellschaft nahe bei Tanga am Mkulumuzi befaß im vorigen Jahre etwa 35.000 ausgepflanzte Liberia-
Kaffeebäume, von denen einige auffallenderweise schon 18 bis 10 Monate nach dem Auspflanzen zu
blühen begannen. Auch in Bondei begründete dieselbe Gesellschaft eine Liberia-Kaffcepflanzung und hat
im vorigen Jahrc schon mehrere Tausend Bäumchen ausgepflanzt. Endlich hat neuerdings auch Herr
Perrot im Süden des Schuszgebietes (bei Lindi) eine größere Liberia-Kasseepflanzung anzulegen begonnen.
Es existiren demnach in Deutsch-Ostafrika, wenn man von kleineren Versuchspflanzungen absieht, schon
sieben wirkliche Liberia-Kaffeepflanzungen, wenngleich die Zahl der ausgepflanzten Bäume bis zum letzten
Herbst kaum mehr als 100 000 betragen haben wird.
In Togo macht gleichfalls die Liberia-Kaffeekultur merkbare Fortschritte, die Plantage der
(eingeborenen) Brüder d'Almeida zählte voriges Jahr schon 25 000 Bäume und wurde stark ausgedehnt,
die Plantage des Bremer Kaufmannes J. K. Vietor in Klein-Popo trug 30 000 Bäume und soll gleichfalls
bedeutend erweitert werden, verschiedene Eingeborene besitzen noch kleinere Plantagen, und die Gesammtzahl
der ausgepflanzten Bäume im Togogebiet dürfte jetzt 100 000 schon wesentlich überschritten haben. Auch
die vorjährige Ernte (1895) war noch sehr gering, Alles in Allem vielleicht 20 Centner: der Export im
Jahre 1894 war etwa 130 kg; die diesjährige Ernte dürfte wohl mindestens doppelt so groß werden wie
die des Vorjahres; die erzielten Preise waren recht befriedigend, 84 Pf. pro Pfund unvergollt.
In Kamerunn macht der Kasfeebau noch am wenigsten Fortschritte. Vor Allem besitzt die
Versuchsplantage der Regierung in Kamerun Pflauzungen von arabischem und liberischem Kaffec, von
denen letzterer unter einem Schimmelpilz an den Früchten leidet, ersterer hingegen brillante Resultate
aufweist; im vorigen Jahr wurde die erste kleine Ernte, etwa 10 Centner, exporlirt. Ferner hat die
Kameruncer Land= und Plantagengesellschaft sowohl am Kriegsschiffhafen als auch in N'Bamba kleinere
Liberia-Kaffeeplantagen (8000 bis 12 000 Bäume), die 1893/94 11 Centner, 1894/95 13 Centner
Kaffee ergaben, während 1891/92 überhaupt erst ½ Centner und 1892/93 kaum 1 Centner Kaffee
aus Kamerun exportirt wurde, das Uebrige diente dem Selbstgebrauch. Es ist zu hoffen und zu
erwarten, daß der glänzende Erfolg des Viktoria-Kaffces, der, trotzdem er noch nicht auf westindische
Weise bereitet war, dennoch schon auf 1 Mark pro Pfund taxirt wurde, das Kapital ermuthigen wird,
größere Plantagen arabischen Kaffees in Kamerun zu gründen, mit um so mehr Wahrscheinlichkeit des
Erfolges, als es dort einerseits vortreffliche Lagen und vorzüglichen Boden in Menge giebt, andererseits
die Transportkosten bis zum Schiff bei der Nähe der Küste minimale sind, endlich aber auch, weil
Kamerun noch frei ist von der Hemileia-Kaffeekrankheit.
Auch im Südsee-Schutzgebiet ist die Kaffeekultur merkwürdigerweise auffallend vernach-
lässigt worden, obgleich die klimatischen Bedingungen einer gedeihlichen Kultur sämmtlich vorhanden
sind. Die kleinen Versuche auf Neu-Guinea selbst haben zur dauernden Begründung von Plantagen
nicht geführt; die 10 ha, welche die Firma E. E. Forsayth in Ralum auf der Gazellenhalbinsel
(Neu-Pommern) mit Kaffec bepflanzt hat, liefern zwar ein recht gutes Produkt, genügen aber kaum
für den Lokalkonsum des Schutzgebietes. Bei der Nähe des großen Konsumgebietes von Australien
dürfte die Aufnahme der Kaffeekultur im Großen nur anzuempfehlen sein.
" Wic wir also sehen, haben unsere sämmtlichen afrikanischen Tropenkolonien das Versuchs-
stadium in Bezug auf den Kaffec schon überschritten und sind jetzt im Begriff, in die Periode der
praktischen Ausnutzung zu treten; schon die nächsten Jahre werden auch über die finanzielle Seite
(Rentabilität) der Pionierplantagen Ausschluß zu geben im Stande sein.
Ausgestellt wurden Proben fast sämmtlicher hier aufgeführten Kafjeesorten durch die Firma
A. Zuntz sel. Ww., der dieselben von der Kolonial-Abtheilung des Auswärtigen Amtes zur Begut-
achtung überwiesen worden waren.