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Kakao. Der Kakaobaum (7 coh-om## Cuego) der in seinen an den dicken Aesten oder am Stamme
sibenden Früchten die zu Kakao verarbeiteten sogenannten Kakaobohnen enthält, wird von den deutschen
Kolonien, vor Allem in Kamerun, mit großem Erfolg kultivirt. Der bisher ausschließlich für Kakaokultur
in Anspruch genommene Fuß des Kamerungebirges entwickelt sich jetzt außerordentlich schnell zu einem
wichtigen Centralpunkt für westafrikanischen Kakao. Es sind daselbst augenblicklich drei größere Privat—
unternehmungen, ferner die Regierungsplantage und einige kleinere Anpflanzungen der Eingeborenen
die für Kakaokultur in Betracht kommen. "
Anm wichtigsten sind die 18814 begonnenen Pflanzungen der Kamerun Land= und Plantagen-
Gesellschaft nahe bei Victorin, die im vorigen Jahre im Kriegsschiffhafen 200 d0o, in N'Bamba-
62 000 Kakaobäume ausgepflanzt stehen hatten; sie produzirten 1893/94 83 400 kg, 1894/95
90 000 kg Kakao. Hierauf folgt an Bedentung die 1888 begonnene Pflanzung von Jantzen, Thor-
mählen und Dollmann bei Bibundi am Westfuß des Kamerungebirges, die im vorigen Jahre auch
schon die stattliche Anzahl von 44 500 ausgepflanzten Kakaobäumen aufwies, aber noch beträchtlich aus-
gedehnt wird; jedoch produzirt sic noch wenig, 1893/94 noch keine 4000 kg, 189•1,95 schon 10 000 kg.
Am besten wird die Entwickelung dieser zwei führenden Plantagen durch ihre Erträge in den auf-
einanderfolgenden Jahren demonstrirt: .
1889... 5 Sack im Werthe von etwa 360 Mark,
189900 170 „ - -- 11400-
1891...340-- - -- 18800-
1892...750-- -- 43370-
1893...1320-- - 75600-
1894...1800-- - -100000-
1895 220 „ - - 120000-
1896 dürfte auf 3300 Sack im Werthe von etwa 182 000 Mark zu rechnen sein, von
dann an mäßig gerechnet auf eine jährliche Vergrößerung der Ernte um 1000 Sack (— 55 000 Marz).
Eine dritte Pflanzung bei Debundscha (etwas südlich von Bibundi), jeßt der Firma Linnell
4 Co. gehörig, besaß 1895 gleichfalls schon etwa 41 000 Bäumchen, die aber meist noch sehr jung
sind und 1893/94 erst 750 kg, 1894/95 2050 kg Kakao ergaben. Relativ geringsügig ist natur-
gemäß auch die Qnantität des auf der nur für Versuche bestimmten Regierungsplantage in Viktoria
geernteten Kakaos, 1894/95 etwas über 3000 kg. Hingegen konnte die farbige Bevölkerung Viktorias
aus ihren Privatgärten im vergangenen Jahre schon die respektable Quantität von 13 000 kg an die
dort ansässigen Exportfirmen verkaufen.
Die offizielle Statistik ?) ergiebt einen Export Kameruns an Kakao:
1892 50 800 kg im Werthe von 62 000 Mark,
1893. 78000 - -10100
1894 135 000
Das Produkt ist ein gutes,“) auch soll sich die Qualität von Jahr zu Jahr veredeln; schon
jetzt erzielen die Kakaobohnen Kameruns die gleichen Preise (etwa 50 Mark pro 100 Pfund) wie
gute südamerikanische Sorten (Machala, Arriba). Sie zeichnen sich durch besonders hohen Eiweiß-
gehalt aus und eignen sich deshalb vorzüglich zur Herstellung von Kakaopulver, welches in Bezug auf
Nährwerth (nach der Analyse von Dr. Erwin Kayser in Dresden) den besten holländischen und deutschen
Marken voranstehen soll. Da das ausschließlich aus Kakao von Kamerun hergestellte Pulver noch zu
kräftig und streng schmeckt, gelangt es mit südamerikanischem milderen Kalao (Arriba) im Verhältniß
von 4 Kamerun zu 1 Arriba vermischt in den Handel unter dem Namen Kamerun-Kakao-Marke
Bibundi und erzielt Detailpreise von 2,60 bis 2,80 Mark pro Pfund.
In Togo gedeihen die Kakaopflanzen auf dem trockenen und harten Lateritboden der küsten-
nahen Gegenden natürlich nicht besonders; kleine Versuche hat man deshalb aufgegeben; vermuthlich
dürsten am Fuße des Anstieges zum Gebirge günstigere Lokalitäten gefunden werden.
In Deutsch-Ostafrika ist das Klima wohl nur in gewissen Gegenden dauernd feucht geung,
um Kakao mit Erfolg bauen zu können; abgeschlossene Versuche von solchen Lokalitäten liegen bisher
noch nicht vor. Augenblicklich wird der Anbau von Kakao in Angriff genommen von der Westdeutschen
Handels= und Plantagengesellschaft bei Tanga, von der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft bei Mpungamingi,
sowie im Süden bei Lindi von Perrot.
*) Nach den offiziellen Angaben in den Reichstagsdenkschriften betrug der Gesammtexport
1891192 25000 ktx im Werthe von 29 000 Mark,
189293. 550000 - - 69 000
1893/94 111 000 - -138 000
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*“) Der im Jahre 1894 unter der Marke Aline Wörmann in den Handel gekommene Kamerun-Kalao
erhielt auf der Dresdener Internationalen Ausstellung desselben Jahres die goldene Medaille.
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— - 137 000
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