Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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Stämme zu erhalten. Es ist demnach nicht fraglich und schon wiederholt in den Regierungs- 
berichten ausgesprochen, daß ohne energische Maßnahmen die Exportziffern über kurz oder lang werden 
sinken müssen. 
Kautschuk in Plantagenbau vortheilhaft zu gewinnen, ist bisher noch nirgends gelungen. Immer- 
hin haben sich den zahlreichen Versuchen anderer Länder auch solche in unseren Kolonien hinzugesellt. 
So besaßen in Togo die Gebrüder d'Almeida im vorigen Jahre schon 1500 Bäume von Alanot 
Glaztorit (Cearakantschuk) als Schattenbäume des Kassees, die Plantagengesellschaft Kpeme will in diesem 
Jahrc beim Dorfe Togo gleichfalls eine Kautschukplantage anlegen. Versuche mit der gleichen Pflanze 
in Kamerun (Viktoria) als Schattenbäume mußten aufgegeben werden, da sie die Kaffeebäume zu sehr 
schädigten, jetzt sind Versuche mit dem Parakantschukbaum (Jierc# brasiliensis) im Gange. In Deutsch- 
Ostasrika hat Perrot auf der Mkulumuziplantage der jetzigen Westdeutschen Handels= und Plantagen- 
gesellschaft über 10 000 Cearakantschukbäume angepflanzt; auch die v. St. Paulsche Pflanzung bei Tanga 
hat 30 000 Kautschukpflanzen ausgesetzt. Allc diese Unternehmungen sind aber noch zu jung, um schon 
jetzt irgend welche Resultate erzielen zu können. 
Ausgestellt wurden durch die New-York-Hamburger Gummiwaaren-Compagnie 
(Fr. Döhner) verschiedene Rohkautschuks unserer afrikanischen Kolonien (Lindi, Togo, Lome, Kamerun, 
Batanga), die successive Verarbeitung des Kautschuks (gewaschen und getrocknet, gemahlen, mit Schwefel- 
blumen gemischt, vulkanisirt) sowie schließlich Proben der verschiedenen Endprodukte und Fabrikate, 
sowohl Hart= als Weichgummi. 
Kopal. Einen wichtigen Exportartikel bildet der Kopal vor Allem in Deutsch-Ostafrika; 
der Export betrug daselbst nach den statistischen Angaben: 
1891 345 000 engl. Pfund im Werth von 88 000 Dollars, 
18992 41372000 - -, - 142 000 - 
1893 4131 000 = - - - 90000 - 
1894 3063 000 - - 177000 
Der ostafrikanische Kopal wird theils aus der Erde ausgegraben, in Gegenden, wo die Kopal— 
bäume nicht mehr wachsen, theils findet er sich unter den lebenden Kopalbäumen oder sogar noch an 
den Bäumen hängend. Es 'ist das ausschwißende Harz von Lracljlobium Ilornemannianum, 
welches sehr schnell erhärtet und sich lange im Erdboden erhält. Der fossile Kopal ist von einer 
weißen werthlosen Verwitterungskruste umgeben, unterhalb deren sich der reine klare Kopal befindet, 
dessen Oberfläche gänsehautartig faccttirt erscheint. Der fossile Kopal ist der werthvollste, 150 bis 
200 Mark pro 100 kg im natürlichen ungewaschenen Zustande, je nach der Oualität, gewaschen, d. h. 
nach Entfernung der Verwitterungskruste durch Alkali, kosten die röthlichen Stücke 100 bis 150 Mark 
pro 100 kg, die hellen Stücke sogar 500 bis 600 Mark je nach Ort und Marktlage. Der neue Kopal 
ist viel billiger, die Kugeln (d. h. dice rundlichen Stücke) kosten ungereinigt 120 bis 225 Marl, die 
flachen Stücke ungereinigt 100 bis 200 Mark, je nach Qualität. 4 
Der ostafrikanische Kopal dient zur Herstellung feiner Oellacke, aus dem fossilen Kopal werden 
3. B. die besten Kutschenlacke hergestellt im Handel wird er als Sansibar-Kopal verkauft und gilt als 
die beste aller Kopalsorten. 4 
Zuweilen findet man in dem Sansibar-Kopal kleinere Thiere, namentlich Insekten und Spinnen, 
eingeschmolzen; auch soll es auf Sansibar eine Art Industrie geben, Inselten in den Kopal einzu- 
schmelzen; solche Kopale mit Einschlüssen sind dort billig zu kaufen, werden aber anderswo zuweilen als 
kostbare Raritäten hoch bezahlt. 
Der Kamerun-Kopal spielt im Handel einc viel unbedcutendere Rolle; es wurden von 
dort exportirt: 
1892. . . éctwa 1400 kg im Werthe von 1300 Mark. 
1893 3100 kg - -(angcblich?)6300- 
Dieser weit geringwerthigere Kopal besitzt augenblicklich einen Handelswerth von 55 bis 
130 Mark pro 100 kg, je nach der Qualität. Er wird gleichfalls gegraben, findet sich also ebenfalls 
in subfossilem Zustand, jedoch stammt er zweifellos von einem anderen, bisher übrigens noch nicht 
sicher ermittelten Baum. 
Daß von Neu-Guinea noch keine Kopale kommen, liegt gewiß nur an dem Mangel an Handels- 
verkehr im Innern der Insel sowic an der Rückständigkeit der Ersorschung dieser Insel. Es kommen 
sowohl Canarium= als Dammaraarten dort vor, also könnte die Insel ebenso gut Kopal und Dammar 
liesern wie die Molukken, Celebes und die Philippinen. 
Ausgestellt wurden durch die Kopal-Importfirma E. H. Worlée in Hamburg neben dem 
Kamerun-Kopal (naturell und gewaschen) von ostafrikanischen Kopalen einerseits der fossile, sowohl unge- 
waschen (naturell), als auch gewaschen in röthlichen und hellen Stücken, serner recenter Kopal (unge-
	        
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