Deutschland sandte, 1894 die Baumwollenstauden aber nur noch als Schattenpflanzen für andere
Kulturen benutzte. Auch bei Mikindani im südlichen Theile des Schutzgebietes sind Versuche des Herrn
v. Quast mit Baumwolle 1894 als unrentabel aufgegeben, während in Witu die Gebrüder Denhardt
mit Sea Island-Baumwolle recht gute Resultatc erzielten, die aber bisher wegen Mangels an Maschinen
zum Entkörnen rc. nicht gehörig ausgenutzt werden konnten. — Trot dieser Schwierigkeiten sollte
man die Kultur von Baumwolle für Deutsch-Ostafrika im Auge behalten; es hat übrigens auch nicht
au Versuchen gefehlt, die Baumwollenkultur bei den Eingeborenen einzuführen, wie die Vertheilung von
Baumwollensamen unter die einhcimische Bevölkerung durch die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft und
das Bezirksamt Pangani beweist.
In Südwestafrika kommt im Ovambolande (nördlicher Theil des Schutzgebictes) wilde
Baumwolle reichlich vor; sic ist aber bisher nur probeweisc in der dortigen Missionsstation Ondonga
verwebt worden.
Baumwollbäume der Gattungen Bombax und Ceiba sind in unseren Kolonien theils alt-
heimisch, theils eingeführt, jedoch wird nirgends daselbst die Samenwollc, die sich zur Matratzen-
ausfüllung sehr gut, zum Gewebe schlecht eignet, in größerem Maße exportirt, obgleich namentlich in
Kamerun die Ceiba pentanch’'a ungemein häufig ist.
Ausgestellt wurden nur Proben der Rohbaumwolle aus Deutsch-Ostafrika (Kikogwe und Tanga),
Togo, Neu-Guinea (Stephansort), sowie vom Bismarck-Archipel (Herbertshöhe); Gewebe und Garn aus
unvermischter deutsch-kolonialer Baumwolle waren nicht erhältlich. Eine kleine Probe der Samenwolle
von Ceiba pentandra aus Neu-Guinea dient zum Vergleich.
Andere Faferstoffe. Andere Faserstoffe kommen für unsere Schutzgebiete als Export-
artikel kaum in Betracht. Einheimische Nohprodukte giebt es dort freilich genug, doch dienen sic bisher
lediglich den Eingeborenen. Im Südseegebiet werden vor Allem die Fasern von Pueraria noro-
guineensis, Abroma mollis und Boehmeria platiplhiilla, einer nahen Verwandten der Ramch,
benutzt, sodann auch der Bast von Hibiscus tiliaceus. In Afrila dienen vor Allem zur Fasergewin—
nung Nanancn, Sazseu#ic’za-Arten und Ananas, auch wohl verschiedene Alukvaceen, 7 /28cccn und
Sterculacc,für gröbere Stricke vor Allem auch der Bast des Affenbrotbaumes (SBaobab).
Der Bast dieses Baumes wurde sogar eine Zeit lang von der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft als
Papiermaterial nach Europa exportirt, jedoch rentirte sich die Sache nicht. Mit Sisalhanf sind jetzt
in Oslafrika größere Versuche im Gange, kleinere auch mit Mauritiushanf. Eine Zeit lang hatte
Woermann bei Groß-Batanga in Kamerun auch eine Sansevieria= und Agavepflanzung angelegt,
doch wurde dieselbe bald wieder aufgegeben. Proben dieser und anderer Fasern befinden sich in der
wissenschaftlichen Halle.
Naphia-Piassava und Naphia-Bast. Bisher wird in deutschen Kolonien Piassava
nur von der Bambu= oder Raphiapalme gewonnen; es sind die groben, frei präparirten oder von
selbst frei werdenden braunen Gefäßbündel der Blattstielbasis von Raphia vinifera. Der Artikel
lommt seit sechs Jahren unter dem Namen Afrika-Piassava oder Bastfaser (bass libre) aus Westafrika in
den Handel. Dieses wichtige Rohmaterial der Bürsten= und Besenfabrikation ist aber für unserc
Kolonien bisher nur von untergeordneter Bedeutung. Nur in unseren tropisch-westafrikanischen
Besitzungen bildet Piassava einen Exportartikel. Kamerun exportirte 1892 11 500 kg im Werthe
von 8000 Mark,*) Togo sogar nur 330 kg im Werthe von 231 Mark, Ostafrika, wo gleichfalls Raphia-
palmen wachsen, sogar anscheinend gar nichts. Bei dem massenhaften Vorkommen der Naphiapalme,
namentlich im nördlichen Kamerun (Rio del Rey), wäre der Export unserer westafrikanischen tropischen
Kolonien einer enormen Ausdehnung fähig, wenn nicht eben die leichte Erlangung großer Quantitäten
auch in anderen westafrikanischen Kolonien den Arlikel unrentabel machte; in Togo z. B. soll sich die
Gewinnung gar nicht mehr lohnen. Das Hauptaugenmerk wird darauf zu richten sein, durch kleine
Erleichterungen 2c. den Artikel derart zu verbilligen, daß er den Exporteuren doch noch einen
kleinen Nutzen läßt; es würden hierdurch bei der hohen Bedeutung des Artikels, der einen Ersatz dex
immer seltener werdenden Bahia-Piassava bildet, enorme Ausfuhrziffern geschaffen werden können.
Freilich sind die Preise, die in der ersten Zeit 42 Mack pro Centner betrugen, dann sogar eine kurze
Zeit bis auf 60 Mark stiegen, jetzt auf 20 Mark gefallen, namentlich durch die Konkurrenz der ähnlichen
als Bassine in den Handel gelangenden Fasern der Palmyrapalme.
Ueber die Entwickelung des Handels giebt die Einfuhrstatistik Hamburgs Aufsschluß; es kamen
im Ehier Jahre 2480 Tons (— 49 600 Centner) Afrika-Piassava nach Hamburg; von der Liberia-
üste allein
1890: 30 ToSs, 1891: 450 Tons, 1892: 1450 Tons, 1893: 1750 Tous, 189.1: 1300 Tons.
*) Die Hambmrger Handelsübersichten geben für „rohe Erzeugnisse zur Bürstenfabrikation“ aus Deussch-
Westafrika viel höhere Zahlen, nämlich
1893 148 500 kux im Werthe von 89 000 Mark,
18946 664000 42000 4
dach mag wohl das Meiste davon in Wirklichleit aus den nördlicher gelegenen englischen Häsen des Nigergebietes
herstammen.