Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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Die Afrika-Piassava wird fast ausschließlich zur Herstellung grober Besen verarbeitet, namentlich 
werden Straßenbesen, Schiffsschrubber, Topfpinsel 2c. daraus verfertigt. 
Noch bedeutender ist jetzt die Verwerthung des sogenammten Raphiabastes; es ist dies kein 
Nindenbast, sondern die untere Epidermis der Fiedern der jungen kaum sich öffnenden Blätter, die von 
den Eingeborenen in sehr primitiver Weise nach Entfernung der Mittelrippe der Fiedern zwischen Hand 
und Messer abgestreift wird. Es hat sich diese Naphiabastgewinnung zu einer Exportindustrie speziell 
in Madagaskar entwickelt, von wo jetzt ganz enorme Quantitäten versendet werden. In Deutsch- 
Ostafrika, wo dieselbe Palme wie in Madagaskar (Kapse whet) vielfach vorkommt, wird dieser Bast 
bisher nur von den Eingeborenen lokal gewonnen und als Bindematerial sowie als Garn und zu 
Musiksaiten verbraucht. In Westafrika, woselbst andere Raphiaarten heimisch sind, speziell die als 
Piassavalieferant erwähnte Raphia vinifera, verarbeiten die Eingeborenen diesen Bast zwar zu 
Stricken, Matten und zeugartigen Geflechten, ein Exportartikel ist dieser Bast als solcher aber noch nicht 
geworden, und die ersten im letzten Jahre unternommenen Versuche haben keine glänzenden Erfolge erzielt, 
ob infolge mangelhafter Präparation oder weil die dazu verwendete Palmart eine weniger gute 
Qualität liefert als die in Madagaskar wachsende, ist nicht recht klar. Der Naphiabast ist seit 50 Jahren 
eingeführt und hat Preisbewegungen von 20 Mark bis 100 Mark pro 5 kg durchgemacht. Die Zufuhr 
steigt von Jahr zu Jahr. Es kamen nach Hamburg: 
1890: 2 100 Ballen à 2 Centner, 1893: 2 150 Ballen à 2 Centner, 
1891: 2800 = 1894: 4000 
1892: 1350 1895: 5000 = « · 
Der äußerst haltbare Raphiabast wird hauptsächlich zu Bindezwecken in Weinbergen und 
Gärtnereien benutzt, sodann in sieigendem Maße zur Verfertigung von Körben und zu billigen Fabrikaten 
aus Raphiabast-Flechtwerken. 
Es wurde ausgestellt ein junges Raphiablatt, im Begriff sich zu entfalten, Raphiabast von 
KNapla umfera aus Westafrika und wh, aus Deutsch-Ostafrika und Madagaskar, Rohpiassava von 
von Raphia vinifera, ein Fruchtstand von Raphida vinifera sowie Raphiamatten ungefärbt und 
gefärbt durch das Faser-Importgeschäst von Steidtmann & Nagel in Hamburg; ferner als Fabrikate 
der geflochtenen Naphiafaser: Pantoffel, Schuheinlegesohlen, Taschen, Tornister, Helme und Mützen durch 
die Firma Kulstrunk & Co. in Bakow a. Iser; sodann Arbeitskörbe, Spankörbchen, Henkelkörbchen, 
Kuvertsständer und Flaschenhülsen durch Herrn Dr. Fleischmann in Coburg; Piassavabesen und ein 
kleiner Schiffsschrubber durch Carl Demmin in Elmenhorst, ein großer Schifssschrubber, Straßen- 
besen und Topfpinsel durch Paul Schultze in Berlin. 
Borassus-Piassava oder Bassinc. Diese Faser, in gleicher Weise wie die Raphia-Piassava, 
aber von der Palmyrapalme (Borassus Maetlse) gewonnen, ist in den allerletzten Jahren in enormen, 
immer steigenden Massen aus Ceylon und Indien exportirt worden. Da die gleiche Art (die sogenannte Deleb- 
palme) in unseren afrikanischen Kolonien sehr häufig ist, so würde sich vielleicht auch dort die Bereitung der 
Bassine lohnen. Es wurden eine Probe der Faser sowie ein Besen daraus durch Herrn Paul Schulfec, 
Bürsten= und Pinselfabrikant in Berlin, zur Ausstellung eingesandt. 
Nohstoffe für Flechtarbeiten. Rohmaterial für Flechtarbeiten sowie Flechtwerke 
daraus bilden in Deutsch-Ostafrika einen bedeutenden Ausfuhrartikel. Die Statistik beziffert den Ex- 
port von 
Flechtgras und Waaren daraus?) 1893: 669 000 engl. Pfund im Werthe von 13 600 Dollar, 
1894: 1 322 000 = - - - 24 100 - 
Sonstige Gras= 2c. Waaren 1893: 247000 --- 2200- 
1894: 342 000 = OD - - -3800 - 
Wenn auch die Statistik nicht angiebt, was Alles unter diese Rubriken fällt, so ist doch klar, 
daß es sehr geringwerthige Artikel sind, da 50 bis 100 Pfund nur einen Dollar kosten; vermuthlich 
spielen die Blätter der wilden Dattel= und Dumpalme, die besonders viel zur Mattenfabrikation, 
einer bedeutenden Industrie in Sansibar, benutzt werden, in diesen Rubriken eine große Rolle, sowie 
vielleicht auch die sogenannten Makutis, Dachdeckmaterial aus Palmblättern. 
Ein Export dieser Artikel nach Europa scheint kaum stattzufinden. 
Im Sübdseeschutzgebiet wird vor Allem das Panudanusblatt als gutes und leicht zu be- 
schafsendes Flechtmaterial benutzt, während zum Dachdecken vorzügliche Rohstosse in den Blättern der 
Sago-, Steinnuß= und Nipapalme vorliegen. Ein Export in diesen Erzeugnissen findet aber nicht 
statt, ebenso wenig in Westafrika, wo namentlich die Bambupalme die gleiche Nolle spielt. 
m à n 
*) Die Statistik von 1890/91 unterscheidet: 
Kokosfaser und strike 25000 Pfund im Werthe von 1 600 Dollar, 
en Körbe und Säcke 7370000 - - - -14100- 
BattmbGraszmthlechten..258000- - - -3700
	        
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