Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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Selbst Rottang (Stuhlrohr) wird bisher leider noch gar nicht aus unseren Kolonien 
cxportirt, obgleich Neu-Guinea unter den vielen dort einheimischen Kletterpalmen wohl zweifellos auch 
brauchbare Sorten beherbergt; auch in Kamerun bilden Calamusarten an manchen sumpfigen Stellen 
(3. B. am Sannaga) ganze Wälder und könnten dem Handel Stuhlrohr in Menge liefern, wenn- 
hleich das bisher von dort probeweise unter dem Namen „Bushrope“ importirte Rohr sich als nicht 
besonders brauchbar für Stuhlflechterei erwiesen haben soll. Die hübschen Kamerunmatten, von denen 
eine Probe ausgestellt ist, bestehen großentheils aus solchem Bushrope, im Verein mit Raphiabast, und 
auch sonst wird Stuhlrohr in Kamerun allgemein zum Hüttenbau, zum Nähen der Dachmatten, zum 
Flechten von Körben und Fischreusen benutzt. 
Arzneistoffe. 
Der Export von Arzneistossen aus unseren Kolonien ist bisher ein so minimaler, daß von einer 
Ausslellung derselben Abstand genommen wurde, zumal sie sämmtlich in der wissenschaftlichen Halle 
Berücksichtigung gefunden haben. Die wichtigsten sind folgende: 
Kalabarbohne. Diese Samen einer bohnenartigen Schlingpflanze (7M/9808kihmc rene- 
noscm) kommen in kleinen Quantitäten aus Kamerun, wo sie namentlich von den Bakwilis am 
Kamerungebirge gesammelt werden. Es wurden von Kamerun exportirt: 
1892 . 462 kg im Werthe von 199 Mark, 
1893 ** . 506 = 2 * - 163 * 
Da die Bohne nur zu dem in der Medizin wenig benutzten Physostigmin benutzt wird, ist ein 
bedeutenderer Aufschwung des Handels nicht zu erwarten. 
Colombowurzel. Die gelbe in Querscheiben geschnittene und dann getrockuete Wurzel 
der hübschen Schlingpflanze Jatcoreco Colm#b wird in sehr geringen Mengen aus Deutsch-Ost- 
afrika exportirt. Genauere Angaben fehlen in den Statistilen, aber da der Gesammtexport an Arzneien 
1894 nur 730 engl. Pfund im Werthe von 484 Dollar, der Gesammtexport an Drogen (nebst Par- 
fümerien) 1071 Pfund im Werthe von 22 Dollar betrug, so kann der Colombowurzelexport nur gering 
sein. Auch die südlich gelegene portugiesische Küste exportirt etwas davon, von Ibo z. B. kamen 1891 
für 52 Mark, 1892 für 4392 Mark, wovon für 1760 Mark nach Deutschland ging. Sansibar und 
Mozambique sind die Hauptexportplätze, Bombay, London und Hamburg die wichtigsten Importplätze 
dafür. Die Colombowurzel hat speziell für die Augenheilkunde einige Bedentung. 
Strophanthus. Die Samen mehrerer Arten dieser Gattung liesern das neuerdings in der 
Heilkunde als Herzmittel so in Aufnahme gekommene Strophanthin. Die augenblicklich wichtigste Art 
dieser Gattung, Strophantus Kombe, ist zwar bisher für Deutsch-Ostafrika noch nicht sicher nach- 
gewiesen, dürfte aber wohl dort vorkommen, da sie im benachbarten Britisch-Centralafrika so häufig ist. 
In letzterem Gebiete ist es ein nicht unwichtiger Handelsgegenstand geworden, indem 1893 schon 
2311 engl. Pfund im Werthe von 279 Pfd. Sterl., 1894 sogar 7939 Pfund im Werthe von 
557 Pfd. Sterl. Strophanthussamen von dort exportirt wurden. 
Massoi. Die Rinde dieser mit dem Zimmetbaum verwandten Pflanze, Massoia aromutica, 
die in Neu-Guinea recht häufig ist, wird von den Eingeborenen des malayischen Archipels als Heil- 
mittel (namentlich bei Dysenterie) sehr geschätt, so daß sich schon seit langer Zeit ein reger Export- 
verkehr in dieser Droge von Holländisch-Nen-Guinea nach dem Archipel zu entwickelt hat. Massoirinde 
ist dadurch einer der wichtigsten Exportartikel Neu-Guineas. Der deutsche Theil der Insel scheint aber 
bisher an diesem Handel kaum oder gar nicht theilzunehmen. 
Hölzer. 
Der Holzexport unserer Kolonien ist nicht unbedeutend; Deutsch-Südwestafrika ist das einzige 
Schutzgebiet, von wo keine Hölzer exportirt werden. Entwickelt sich daselbst, wie zu hoffen, eine 
bedeutendere Minenindustrie, so würde man wohl auch dort, wie in Transvaal, an eine Aufforstung 
mit Eucalyptus denken müssen. 
Auch der Holzexport des Togogebietes ist bisher ein ganz minimaler, trotzdem namentlich die 
Ufer des Waho= und Sioflusses ausgedehnte, werthvolle Wälder besitzen; wic schnell sich der Export 
entwickeln kann, zeigt die benachbarte Goldlüstenkolonie, die 1887 erst für 80 Mark, 1892 dagegen 
schon für 720 000 Mark Holz exportirte. 
Deutsch-Ostafrika dürfte fürs Erste wohl kaum für den Holzexport nach Europa besonders in 
Betracht kommen, da die meisten größeren Waldungen (Usambara, Kilimandjaro) zu weit im Inlande 
liegen; freilich liegen südlich vom Rufidji die Verhältnisse besser. Hingegen dürfte sich bei der Besserung 
der Kommunikationsmittel im Lande selbst ein regerer Holzauslausch von holgzreichen Distrikten nach 
holzarmen entwickeln lassen, während jetzt selbst die schönen Wälder Handeis bei Aulegung der Kaffee- 
plantagen einfach gefällt werden und nutzlos verderben, trotzdem in einer gar nicht großen Entfernung 
an der Küste der Holzbedarf von Europa aus gedeckt werden muß.
	        
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