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84.
Für Eingeborene beträgt die Jagdscheingebühr 5 Rupien; betreiben dieselben die Jagd auf
Elefanten oder Nashorne berufsmäßig, so haben sie für die Ertheilung des Jagdscheines 500 Rupien oder,
wenn sie nur Nashorn jagen wollen, 200 Rupien zu entrichten.
Eines Jagdscheines bedarf es nicht, wenn die Jagd lediglich zu dem Zwecke ausgeübt wird, bei
Nahrungsmangel auf dem Durchmarsche Fleisch zu gewinnen.
Doch soll der Karawanenführer gehalten sein, der nächsten auf dem Marsche berührten deutschen
Behörde unter Glaubhaftmachung der Nothwendigkeit und Angabe der geschossenen Stücke nach Art und
Zahl Anzeige zu machen.
86.
Eines Jagdscheins bedarf es ferner nicht zum Abschusse von Wild, welches auf bebautes Land
übergetreten ist, soweit der Zweck, Wildschaden zu verhüten, den Abschuß erfordert.
Jedoch soll die Genehmigung des Bezirksamtmannes bezw. Stationschefs eingeholt werden.
87.
Ferner können ohne Jagdschein jederzeit abgeschossen werden: Affen, alles Raubzeug, Wildschweine,
sämmtliche Vögel mit Ausnahme der Strauße und Kranichgeier (Sekretäre), Kriechthiere.
88.
Verboten ist die Jagd auf:
Alles Jungwild, Kälber, Fohlen, auf junge Elefanten, soweit sie zahnlos sind, oder das Gewicht
des einzelnen Zahnes 3 kg nicht erreicht, auf weibliches Wild, soweit es als solches erkennbar ist, mit Aus-
nahme der im § 7 genannten Arten.
5 9.
Der Einfang junger Thiere zum Zweck - Einlieferung an zoologische Gärten und wissenschaft-
liche Institute ist gestattet. Wird derselbe gewerbsmäßig betrieben, so bedarf es der Lösung eines Erlaubniß=
scheins gegen eine in jedem Einzelfalle zu vereinbarende Gebühr. Die Erlaubniß kann rückgängig gemacht
werden, wenn die Ausübung eine erhebliche Schädigung des Wildstandes zur Folge hat. In schweren
Fällen treten die Strafbestimmungen des § 14 in Kraft.
10. .
Ohne ausdrückliche Genehmigung des Kaiserlichen Gouverneurs ist ferner verboten die Jagd auf:
Zebras im Bezirke Moschi, Elen-Antilopen, Giraffen, Büffel, Strauße und Kranichgeier.
5 11. .
Verboten sind ohne ausdrückliche Genehmigung: Netz-, Feuer= und größere Treibjagden. Im
Falle von Gefahr erheblichen Wildschadens im Verzuge kann die Genehmigung auch von den Bezirks-
amtmännern und Stationschefs vorläufig ertheilt werden.
12.
8
An Schußgeldern werden von Nichteingeborenen erhoben: 4
100 Rupien für jeden ersten und 250 Rupien für jeden ferneren zur Strecke gebrachten
Elefanten, 50 Rupien für jedes erste und zweite, und 150 Rupien für jedes fernere zur Strecke gebrachte
Nashorn.
8 13.
2 .
Es wird vorbehalten, besondere Jagd- und Waldreservationen mit besonderen Bestimmungen
zu schaffen.
8 14.
Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen dieser Verordnung werden mit Geldstrafe von
50 bis 1000 Rupien, oder im Falle einer Abgabenhinterziehung mit dem Fünf= bis Zwanzigfachen der
hinterzogenen Gebühr bestraft.
Sämmtliche auf Grund dieser Verordnung erhobenen Gebühren oder verhängten Strafen fließen
zur Gouvernementskasse, soweit nicht in der Verordnung selbst anders verfügt ist. (§ 2.
Zu Unrecht abgeschossenes Wild oder Theile von solchem (Zähne, Hörner u. s. w.) ist zugleich
zu beschlagnahmen. 4
Auch kann im Wiederholungsfalle die Jagdberechtigung auf Zeit oder dauernd entzogen werden.
Diese Verordnung tritt mit dem heutigen Tage in Kraft.
Dar-es-Saläm, den 7. Mai 1896.
Der Kaiserliche Gouverneur.
(L. S.) gez. Dr. v. Wissmann.