geborenenvolk des Trosses, das bei dem Kugelregen
die Besinnung zu verlieren drohte, in Ordnung zu
halten.
Ich befahl nun dem Lieutenant Eggers, einen
Theil der Mannschaften aus der Schützenlinie zu
ziehen und mit ihm zu Pferde dem seindlichen rechten
Flügel in die Flanke zu gehen; auch ließ ich das
Geschütz dicht vor den Wagen dagegen auffahren.
Der Flügel der eigenen Schützenlinie unter Lieute-
nant Lampe hielt von der Spitzkuppe her den um-
gVehenden feindlichen linken Flügel in Schach.
Der Geschützführer, Neiter Troitzheim, ließ zwei
Schrapnelschüsse über Visir und Korn (Aufschläger)
abgeben. Der 2. Schuß schlug in die feindliche
Schützenlinic ein, aber am Weiterfeuern hinderten die
jetzt bereits zum Fußgesecht vorgehenden Reiter des
Lieutenants Eggers.
Das plötzliche Auftreten und scharfe Vorgehen
dieser kleinen Abtheilung (10 Reiter) zwang im
Verein mit der Artilleriewirkung den seindlichen
rechten Flügel zum Rückzuge und schließlich zur
eiligen Flucht, welcher sich auch die Front des
Gegners anschloß, als ich die Schützen von der
Spitzkuppe her mit aufgepflanztem Seitengewehr und
„Hurrah“ gegen ihn vorbrechen ließ. Auch der linke
feindliche Flügel zog sich zurück. Die Gesammtzahl
der angreifenden Hottentotten wurde überein-
stimmend, aber niedrig gerechnet, auf 150 Mann
angenommen. Der Lieutenant Eggers war bereits
beim Vorgehen zum Fußgefecht durch einen Schuß
in das linke Bein verwundet worden, leitete jedoch
den Angriff seiner Abtheilung, bis der Gegner floh,
und ließ sich erst dann verbinden, als ich ihm
später besahl, sich zu den Wagen zu begeben.
Ich ließ nun die Pferde heranholen und führte
die Kompagnie in breiter Front nach der Stelle
vor, an welcher ich beabsichtigte, das Lager zu be-
ziehen, das Geschütz und die Wagen sollten am
Hange des Höhenrückens hinter dem rechten Flügel
unter Bedeckung folgen. Vor der Front wurden
zwei todte Hottentotten gefunden, einer davon war
der Khauas-Kapitän Eduard Lambert, vor der Ab-
theilung des Lientenants Eggers lagen zehn Tote.
Es war etwa 9½ Uhr geworden und ich hatte fast
das Nordende des Rückens erreicht, als sich plötzlich
auf der Fläche nördlich eine große Menge Trupps
von Reitern und Fußvolk zeigten und nach der Höhe
heranzogen. Ich ließ die Kompagnie dagegen ein-
schwenken und schickte dem Geschütz Befehl, heranzu-
kommen. Dieser Befehl erreichte es jedoch nicht,
erst ein zweiter führte es heran. Hierdurch ging
eine kostbare Viertelstunde verloren, namentlich da
die Wagenkolonne nicht der Aufgabe gemäß am
Hange hinter dem rechten Flügel gefahren war,
sondern auf einem Wegc, der etwas von dem Rücken
entfernt, diesem gleichlaufend, nach Gobabis führt.
Das Frontfeuer der Schützen auf die kleinen Ab-
theilungen und weiten Schützenlinien des Gegners.
konnte wenig Ersolg haben und wurde daher ein-
geschränkt. Als sic sich aber mehr dem Fuß der
Höhe näherten, entzogen sie sich in dem dichten
Busche der Sicht und erlitten wenig Verluste. Den-
noch kam vor dem rechten Flügel der Schützenlinie,
welchen der Zug des Sergeanten Froede bildete,
der Angriff auf etwa 400 m zum Stehen, nament-
lich, da hier später auch und zwar noch weiter rechts
eine kleine Abtheilung eingriff. Es war dies die
Bedeckung, welche die Wagen bis nach dem Platze
Gobabis hereingeleitete und dann unter dem Wacht-
meister Urban sofort dem Gesechtsfelde zueilte.
Anders war es vor dem linken Flügel, welchen der
Zug des Lieutenants Lampe bildete. Als dieser
nämlich gerade in Stellung gegangen war, hörte ich
heftiges Schießen im Rücken. Die Wagenkolonne
wurde angegrissen und ich war genöthigt, jenen
Zug zur Vertreibung des dortigen Gegners vorzu-
führen. Als diese Aufgabe ersüllt war, konnte er
die alte Stelle wieder einnehmen, aber inzwischen
hatte der Feind den deckenden Busch und den
Höhenzug erreicht, große Massen zogen sich unge-
sehen gegen den linken Flügel; einige Minuten
später tauchten schwarze Gestalten, nur auf Angen-
blicke, aber bereits auf sehr nahe Entfernung in der
linken Flanke auf; es mußte binnen kürzester Frist
zum Nahkampfe kommen. Da befahl ich dem
Lieutenant Lampe, aussitzen zu lassen und nach der
linken Flanke zu attackiren. Der Befehl wurde so-
sort ausgeführt. In dem Angenblick, als der Zug
(er war noch etwa 12 Mann stark) sich zum An-
reiten auschickte, kam weiter rückwärts das Geschütz
auf der Höhe an, ich wies ihm seine Stellung an,
ließ auch den Zug des Sergeanten Froede mit Aus-
nahme einiger Schützen, die den Gegner in der Front
festhalten mußten, aufsitzen und führte ihn (10 Mann
stark), etwa 50 m weiter links von dem des Lieute-
nants Lampe und etwa drei Minuten später, ebenfalls
zur Attacke vor. Dieser Reiterangriff konnte wie
der von Licutenant Lampe wegen des dichten
Busches nicht geschlossen geritten werden, aber er
wurde mit großer Heftigkeit und mit weitschallendem
„Hurrah“ ausgeführt. .
Während ich beim Vorbeireiten an hesftigem
Schießen und Kampfgeschrei bemerkte, daß der
Angriff des Lientenants Lampe zum Handgemenge
geführt hatte und das Geschütz vier Schrapnels,
allerdings ohne Ziel finden zu können, in die
Angriffsrichtung warf, jagte die eigene Attacke die
vor mir befindlichen Hereros in die Flucht. Sie
spritzten nach allen Seiten auseinander, die berittenen
gingen in voller Flucht davon. Als sie fürchteten,
eingeholt zu werden, warfen sie sich vom Pferde
und flüchteten zu Fuß, über den steinigen Abfall
kletternd, der Fläche zu. Einige wurden noch von
den verfolgenden Reitern, die nun ebenfalls vom
Pferde sprangen, niedergeschossen.
Die Attacke des Zuges des Sergeanten Froede
hatte etva 800 m weit geführt. Ich befahl diesem
nun, den Höhenrücken bis zur Spitzkuppe vom