recht fühlbar machen. Doch ist wenigstens an zwei
Stellen eine entschiedene Wendung zum Besseren zu
bemerken, nämlich in Omaruru, wo der Stations-
missionar Dannert wieder in die Arbeit eingetreten
ist, und auf Otjimbingue. Auch auf der Namastation
im Nordwesten des Hercrolandes, Franzfontein, wo
die Gemeinde in diesem Jahr ihr 50 jähriges Jubiläum
feierte, steht es recht erfreulich; in den vier Jahren,
seitdem diese vorher arg verwilderte Gemeinde wieder
einen Missionar hat, ist ein recht lebendiges Gemeinde-
leben entstanden.
In der Ovambo-Mission hat das Jahr wesent-
liche Aenderungen, aber auch wesentliche Fortschritte
gebracht. Missionar Meisenholl mußte leider wegen
seiner Gesundheit das Land für immer verlassen.
Zum Glück konnte Missionar Stahlhut sofort für
ihn eintreten, aber aus der beabsichtigten Verstärkung
ist hier noch nichts geworden. Das wichtigste Er-
eigniß war die Taufe der 13 Erstlinge durch Missionar
Wulfhorst auf Omupanda. Daß diese Neugetauften
alle lesen können und wenigstens einen Theil des
Wortes Gottes in ihrer eigenen Sprache schon in
Händen haben, ist ein erstaunlich schneller Erfolg in
dieser jüngsten Mission. Es scheint auch, daß sich
die Missionare schon ein bedeutendes Ansehen und
einen großen Einfluß erworben haben, namentlich bei
ihrem Häuptlinge, und so dürfen wir der weiteren
Entwickelung dieses zarten Pflänzleins mit Vertrauen
entgegensehen. Auch das ist recht erfreulich, daß
kürzlich von einem anderen Ovambostamme, den
Oukualuzi, die Bitte um Missionare an uns gelangte.
Die Neu-Guinea-Mission hat leider ein
schmerzliches Jahr gehabt. Der junge Missionar
Barkemeyer lam durch eine Unvorsichtigkeit mit dem
Gewehr ums Leben. Außerdem mußte eine der drei
Stationen, die auf Dampier, wegen der überaus
schwierigen Kommunikationsverhältnisse und wegen
des Vulkanausbruches aufgegeben werden. Anderer-
seits ist es erfreulich, daß es endlich gelungen ist,
freilich mit sehr großen Kosten, auf den beiden uns
noch verbleibenden Stationen ordentliche Häuser zu
errichten. Durch diese Bauten wurde freilich die
Missionsarbeit lange sehr gehindert, ist nun aber
wieder frisch aufgenommen worden.
Der Missionsgesellschaft vom heiligen Herzen
Jesu ist die Genehmigung zur Errichtung einer
Niederlassung im Stadt= oder Landkreise Münster
ertheilt worden. Die Mission ist seit längerer Zeit
im Bismarck-Archipel thätig.
Von Bedere (Adeli) wandte sich Missionar
Mischlichn) auf seiner Erkundungsreise nach Osten
und durchzog das noch von keinem Boten des Evan-
geliums betretene Anyangaländchen. Ein anstrengender
Tagesmarsch, auf theilweise schwierigen Gebirgs-
*) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1896, S. 316 ff.
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pfaden, ließ ihn die beiden Dörfer Okpate und Dofoli,
die nur fünf Minuten voneinander entfernt sind, und
damit die Ebene erreichen. Sofort fällt dem Reisenden
die Verschiedenheit der Dorfanlage beider Nachbar-
länder auf. Die meist kleinen Bedercorte bestehen
nur aus einzelnen runden Hütten, die regel= und
planlos dastehen, so daß es für einen Fremden schwer
ist, sich dazwischen zurecht zu sinden. In Anyanga
hingegen sind immer mehrere Häuser, gewöhnlich
zehn bis zwölf und noch mehr, zu einer Hosseite
zusammengebaut. Die einzelnen Wohnungen und
Stallgebäude, die ebenfalls rund aufgeführt sind,
stehen im Kreis und sind durch 1 m hohe Lehm-
manern oder durch niedrige Zäune miteinander ver-
bunden. Ein solcher Hof hat zwei bis drei sehr
niedrige Nebeneingänge, die in den Verbindungs-
mauern thorartig angebracht sind, und ein oder
zwei Haupteingänge, die durch ein Wohnhaus
oder ein Stallgebäude führen. In der Mitte des
Gehöftes befindet sich eine gemauerte Erhöhung, auf
der die Fufustößel, Schüsseln und vieles Andere seinen
Plaß findct. An den beiden Längsseiten steht der
primitive Lehmherd oder es liegen an seiner Stelle
drei Steine, zwischen denen gewöhnlich ein lustiges
Feuer flackert. Dicht daneben hat auch der in keiner
Negerhaushaltung fehlende Fufumörser Platz gefunden.
Von Dofoli aus erreichte Mischlich nach etwa
anderthalb Stunden den reißenden Annefluß, der
dort 35 m breit und 1 m tief war. In der vollen
Regenzeit wird der Uebergang unmöglich, und der
Fluß bildet eine vollständige Schranke zwischen den
Bewohnern der beiderseitigen Ufer.
Ein guter Weg führte durch sauber gchaltene
Korn= und Jamspflanzungen sowie durch Felder von
Guincakorn, an deren Stelle allmählich wieder die
Grassteppe mit reichen Beständen von Sheabutter-
bäumen und Fächerpalmen trat. Schon gegen 11 Uhr
früh kam der Reisende nach Blitta, dem Knotenpunkt
der Straßen nach Bedere und den Kotoboliländern.
Die Anlage des Ortes ist dieselbe wie in Dofoli.
Blitta zählt etwa 1800 Einwohner und war seit
der Abreise von Worawora der erste Ort, an dem
Markt abgehalten wurde. Die Hauptumsatzprodukte
sind: Salz, Erdnüsse, Tomaten, Guineakorn, Shea-
butter, Landesseife, Tabak, Jams, Bohnen, Hauen
aus Bassari und hauptsächlich kleine Klöße aus
Guineakorn, die in Wasser aufgelöst ein beliebtes
Getränk der Haussas bilden. Daneben wurde auch
Bier aus Guincakorn in großen Töpfen angeboten.
Auch gekochtes Hundefleisch war ausgelegt, das ebenso
gern gekauft wurde wie Schweinefleisch.
Die Bewohner von Anyange sprechen ihre eigene
Sprache, die mit Betwuati verwandt sein soll.
Politisch steht Anyanga unter dem König von
Gbeschi.
Das ganze Anyangaländchen bildet eine von
mehreren Wasseradern durchzogene Baumsavanne, in
der sich wie Wächter viele einzelne Fächerpalmen
erheben. Auch an Sheabutterbäumen fehlt es nicht.