Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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Die Bach- oder Flußrinnen sind ununterbrochen von 
Buschwald begleitet, in welchem Raphia= und Oel- 
palmen vorherrschen. Wilde Dattelpalmen kommen 
ebenfalls vereinzelt vor. Denselben Landschafts- 
charakter zelgt auch Gbeschi, das der Missionar nach 
der Ueberschreitung des 40 bis 50 m breiten und 
8 bis 10 Fuß tiefen Monoflusses betrat. Auf der 
linken Seite dieses Flusses, 10 Minuten vom Ufer 
entfernt, liegt Gbeschi, die Hauptstadt gleichen Namens, 
mit etwa 1400 Einwohnern. Der König hätte ge- 
wünscht und sich sehr gefreut, wenn Mischlich so- 
gleich geblieben wäre und eine Schule angefangen 
hätte, nach der die Leute sehnlichst verlangen. Gbeschi 
liegt nur einige Stunden von der Dahomegrenze 
entfernt. 
Von Gbeschi aus schlug die Karawane südliche 
Richtung ein und erreichte nach zwei schwachen 
Stunden abermals den Mono. Beim Uebersetzen 
über den Fluß wurden große Schwierigkeiten bereitet, 
so daß sie an jenem Tage nur bis zu dem am 
anderen Ufer liegenden Kokote kam. 
Da morgens gewöhnlich ein sehr starker Nebel 
auf dem Gras lag und die Pfade an sehr vielen 
Stellen unter Wasser standen und verschlammt waren, 
wurden die Reisenden oft durchnäßt bis auf die Haut. 
Sie waren daher froh, als sic nach einigen Tage- 
märschen in das höher gelegene Akposo kamen. 
Dieses ist die größte Landschaft von Togo bis 
zum 8. Grad nördlicher Breite. Das herrliche Berg- 
land ist reich an ausgedehnten Weideplätzen, auf 
denen Schafe, Ziegen und Rindvieh prächtig gedeihen. 
In den vielen Thalgründen erfreut sich das Auge 
an dem reichen Bestand der herrlichsten Oelpalmen. 
Auch hochstämmige Fächerpalmen sieht man sehr 
häufig. Sauber gehaltene ausgedehnte Jams-, Korn- 
und Wahapflanzungen sind parzellenartig in die 
Buschsavanne eingestreut. Wohlhabend sind die Be- 
wohner von Akposo aber trotzdem nicht, da sie nur 
soviel Zeit und Kraft auf die Bebauung ihrer Felder 
verwenden, als es eben die bittere Nothwendigkeit 
erfordert. Sie arbeiten nur an drei Tagen in der 
Woche, während an den beiden anderen Tagen — 
bei ihnen hat die Woche nur fünf Tage — urbedingt 
Siesta gehalten wird. Weit und breit sind die 
Akposoer als ein streitsüchtiger und räuberischer 
Stamm bekannt. 
Eines gemeinsamen Stammeshauptes kann sich 
Alposo nicht erfreuen. Jeder Ort hat seinen eigenen 
Häupiling, der vollständig frei und unabhängig ist. 
Hier steht, wie in Akebu, das Faustrecht noch in 
voller Blüthe. Die Akposoer sprechen ihre eigene 
Sprache. Tschi wird so gut wic nicht verstanden. 
Atakpame gehörte früher zu Dahome und bildet 
jetzt einen Theil der deutschen Togokolonie. Zur 
Zeit bietet die Hauptstadt einen traurigen Anblick 
dar, da sehr viele Häuser zerstört sind. Wohin man 
blickt, starren einem neben den sehr planlos gebauten 
Gehöften viele von Buschwerk überwucherte Ruinen 
entgegen. 
  
Limonenbäumen siehen in vielen Orten beider Land- 
schaften. In wirthschaftlicher Hinsicht sind im All- 
gemeinen die Atakpamer rühriger, als die Akposoer, 
und es giebt unter ersteren manche wohlhabenden 
Eingeborenen, die neben großen Pflanzungen viele 
Schafe, Ziegen und auch eine kleine Ninderherde 
ihr eigen nennen und oft 30 bis 40 Stlaven be- 
sitzen. Während Akposo von der Kultur so gut wie 
noch ganz unberührt ist, scheint dagegen Atakpame, 
dessen Bewohner mit denen der Küste doch eine ge- 
wisse Fühlung haben, für Annahme europäischer 
Gebräuche schon offener und zugänglicher zu sein. 
Von Atakpame begab sich Mischlich nach Vho 
und von dort ins südwestliche Akposo. Er über- 
schritt den 20 m breiten und zwei Fuß tiefen 
reißenden Amu, erklomm den Rücken der Bergkette 
und befand sich dann wieder auf dem höher gelegenen 
Akposo, das in seinem südöstlichen Theil in die Land- 
schaft Dai übergeht. 
Die kleine Landschaft Dai liegt ganz auf dem 
Rücken des Gebirges. Sie zählt nur vier größere 
Orte und eine Anzahl Weiler und Farmen. 
Wie schon in dem südlichen Akposo waren hier 
in vielen Orten Kautschukhändler. Für eine Last 
Kautschuk (im Werth von 50 bis 60 Mk.), die der 
europäische Kaufmann in Lome an der Küste mit 
80 bis 100 Mk. bezahlt, werden hier nur Lenden- 
tücher im Werth von 15 bis 18 Mk., oder sonstige 
Wauen, hauptsächlich Perlen, im selben Werth ge- 
geben. 
Von Dai aus stieg der Reisende auf einem hals- 
brecherischen Felsenweg fast senkrecht hinab in die 
Ebene und gelangte in die kleine Landschaft Mripe 
und Lolobi. Letztteres ist besonders wichtig wegen 
seiner ausgedehnten Eisenindustrie. Sehr viele 
Schmiede verfertigen hier mit den einfachsten Werk- 
zeugen Hauen, Beile, Angeln und Fingerringe, Arm- 
und Beinspangen. Auch die gefürchteten Fußeisen, 
die noch sehr häusig bei ungehorsamen Sklaven oder 
widerspenstigen Frauen angewendet werden, kommen 
von dorther. 
Wenige Minuten nördlich von Lolobi steigt ein 
bewaldeter Gebirgszug sanft an und zieht sich in 
nördlicher Richtung hin. Die Karawane erklomm 
den Kamm und erreichte in einer schwachen Stunde 
das Dorf Beyika, das schon zu Boem gehört. Auch 
hier gab es, wie an so manchen anderen Orten, 
unter der Bevöllerung mehrere Aussäßzige, die aber 
hier nicht gesondert wohnen. Es darf daher auch 
gar nicht wundernehmen, daß diese schreckliche Krankheit 
mehr und mehr überhand nimmt. Beyika krönt die 
Spitze eines freistehenden Hügels. Die einzelnen 
Häuser sind wie in dem benachbarten Teteman auf 
großen Felsblöcken errichtet, zwischen dieselben hinein- 
gebaut oder kleben wie Schwalbennester an ihnen. 
Auffällig ist ihre sonderbare, an orientalische Woh- 
nungen erinnernde Bauart. Die Wände der vier- 
eckigen, fast qguadratförmigen Häuser sind von Lehm, 
Kokospalmen, Orangen und eine Art von: auf denen das von Balken gestütte, flache, fußdicke
	        
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