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Die Bach- oder Flußrinnen sind ununterbrochen von
Buschwald begleitet, in welchem Raphia= und Oel-
palmen vorherrschen. Wilde Dattelpalmen kommen
ebenfalls vereinzelt vor. Denselben Landschafts-
charakter zelgt auch Gbeschi, das der Missionar nach
der Ueberschreitung des 40 bis 50 m breiten und
8 bis 10 Fuß tiefen Monoflusses betrat. Auf der
linken Seite dieses Flusses, 10 Minuten vom Ufer
entfernt, liegt Gbeschi, die Hauptstadt gleichen Namens,
mit etwa 1400 Einwohnern. Der König hätte ge-
wünscht und sich sehr gefreut, wenn Mischlich so-
gleich geblieben wäre und eine Schule angefangen
hätte, nach der die Leute sehnlichst verlangen. Gbeschi
liegt nur einige Stunden von der Dahomegrenze
entfernt.
Von Gbeschi aus schlug die Karawane südliche
Richtung ein und erreichte nach zwei schwachen
Stunden abermals den Mono. Beim Uebersetzen
über den Fluß wurden große Schwierigkeiten bereitet,
so daß sie an jenem Tage nur bis zu dem am
anderen Ufer liegenden Kokote kam.
Da morgens gewöhnlich ein sehr starker Nebel
auf dem Gras lag und die Pfade an sehr vielen
Stellen unter Wasser standen und verschlammt waren,
wurden die Reisenden oft durchnäßt bis auf die Haut.
Sie waren daher froh, als sic nach einigen Tage-
märschen in das höher gelegene Akposo kamen.
Dieses ist die größte Landschaft von Togo bis
zum 8. Grad nördlicher Breite. Das herrliche Berg-
land ist reich an ausgedehnten Weideplätzen, auf
denen Schafe, Ziegen und Rindvieh prächtig gedeihen.
In den vielen Thalgründen erfreut sich das Auge
an dem reichen Bestand der herrlichsten Oelpalmen.
Auch hochstämmige Fächerpalmen sieht man sehr
häufig. Sauber gehaltene ausgedehnte Jams-, Korn-
und Wahapflanzungen sind parzellenartig in die
Buschsavanne eingestreut. Wohlhabend sind die Be-
wohner von Akposo aber trotzdem nicht, da sie nur
soviel Zeit und Kraft auf die Bebauung ihrer Felder
verwenden, als es eben die bittere Nothwendigkeit
erfordert. Sie arbeiten nur an drei Tagen in der
Woche, während an den beiden anderen Tagen —
bei ihnen hat die Woche nur fünf Tage — urbedingt
Siesta gehalten wird. Weit und breit sind die
Akposoer als ein streitsüchtiger und räuberischer
Stamm bekannt.
Eines gemeinsamen Stammeshauptes kann sich
Alposo nicht erfreuen. Jeder Ort hat seinen eigenen
Häupiling, der vollständig frei und unabhängig ist.
Hier steht, wie in Akebu, das Faustrecht noch in
voller Blüthe. Die Akposoer sprechen ihre eigene
Sprache. Tschi wird so gut wic nicht verstanden.
Atakpame gehörte früher zu Dahome und bildet
jetzt einen Theil der deutschen Togokolonie. Zur
Zeit bietet die Hauptstadt einen traurigen Anblick
dar, da sehr viele Häuser zerstört sind. Wohin man
blickt, starren einem neben den sehr planlos gebauten
Gehöften viele von Buschwerk überwucherte Ruinen
entgegen.
Limonenbäumen siehen in vielen Orten beider Land-
schaften. In wirthschaftlicher Hinsicht sind im All-
gemeinen die Atakpamer rühriger, als die Akposoer,
und es giebt unter ersteren manche wohlhabenden
Eingeborenen, die neben großen Pflanzungen viele
Schafe, Ziegen und auch eine kleine Ninderherde
ihr eigen nennen und oft 30 bis 40 Stlaven be-
sitzen. Während Akposo von der Kultur so gut wie
noch ganz unberührt ist, scheint dagegen Atakpame,
dessen Bewohner mit denen der Küste doch eine ge-
wisse Fühlung haben, für Annahme europäischer
Gebräuche schon offener und zugänglicher zu sein.
Von Atakpame begab sich Mischlich nach Vho
und von dort ins südwestliche Akposo. Er über-
schritt den 20 m breiten und zwei Fuß tiefen
reißenden Amu, erklomm den Rücken der Bergkette
und befand sich dann wieder auf dem höher gelegenen
Akposo, das in seinem südöstlichen Theil in die Land-
schaft Dai übergeht.
Die kleine Landschaft Dai liegt ganz auf dem
Rücken des Gebirges. Sie zählt nur vier größere
Orte und eine Anzahl Weiler und Farmen.
Wie schon in dem südlichen Akposo waren hier
in vielen Orten Kautschukhändler. Für eine Last
Kautschuk (im Werth von 50 bis 60 Mk.), die der
europäische Kaufmann in Lome an der Küste mit
80 bis 100 Mk. bezahlt, werden hier nur Lenden-
tücher im Werth von 15 bis 18 Mk., oder sonstige
Wauen, hauptsächlich Perlen, im selben Werth ge-
geben.
Von Dai aus stieg der Reisende auf einem hals-
brecherischen Felsenweg fast senkrecht hinab in die
Ebene und gelangte in die kleine Landschaft Mripe
und Lolobi. Letztteres ist besonders wichtig wegen
seiner ausgedehnten Eisenindustrie. Sehr viele
Schmiede verfertigen hier mit den einfachsten Werk-
zeugen Hauen, Beile, Angeln und Fingerringe, Arm-
und Beinspangen. Auch die gefürchteten Fußeisen,
die noch sehr häusig bei ungehorsamen Sklaven oder
widerspenstigen Frauen angewendet werden, kommen
von dorther.
Wenige Minuten nördlich von Lolobi steigt ein
bewaldeter Gebirgszug sanft an und zieht sich in
nördlicher Richtung hin. Die Karawane erklomm
den Kamm und erreichte in einer schwachen Stunde
das Dorf Beyika, das schon zu Boem gehört. Auch
hier gab es, wie an so manchen anderen Orten,
unter der Bevöllerung mehrere Aussäßzige, die aber
hier nicht gesondert wohnen. Es darf daher auch
gar nicht wundernehmen, daß diese schreckliche Krankheit
mehr und mehr überhand nimmt. Beyika krönt die
Spitze eines freistehenden Hügels. Die einzelnen
Häuser sind wie in dem benachbarten Teteman auf
großen Felsblöcken errichtet, zwischen dieselben hinein-
gebaut oder kleben wie Schwalbennester an ihnen.
Auffällig ist ihre sonderbare, an orientalische Woh-
nungen erinnernde Bauart. Die Wände der vier-
eckigen, fast qguadratförmigen Häuser sind von Lehm,
Kokospalmen, Orangen und eine Art von: auf denen das von Balken gestütte, flache, fußdicke