Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

Es erschienen mit diesen Abgesandten der Oheim 
Quawas, Mpoma, dessen Sohn Schalula, sowie eine 
größere Anzahl Wahehe, unter denen zwölf Häupt-- 
linge der verschiedenen Distrilte des Landes. 
Der Oheim des Sultans von Uhehe, Mpoma, 
als Wortführer, erllärte, im Auftrage desselben die 
Friedensverhandlungen abzuschließen, und das Fern- 
bleiben Quawas mit Furcht desselben. 
„Quawa“, so gab der Aelteste an, „ist mit seiner 
Macht zu Ende. Er und alle seine Leute unter- 
werfen sich der deutschen Regierung; die Deutschen 
mögen kommen und gehen in Uhehe, wie sie wollen!“ 
Im Verlauf der Schauris erfuhr ich den wahren 
Grund des Fernbleibens von Quawa. 
Zunächst habe ich den Eindruck gewonnen, daß 
er eine unüberwindliche Furcht vor dem Zusammen- 
tressen mit Europäern und deren vermeintlichen 
Zanberkünsten hegt. Er weiß, daß er allzu viel auf 
dem Kerbholze hat, und kann sich nicht vorstellen, 
daß ihm Alles vergeben und vergessen sein soll. 
Unbegrenztes Mißtrauen dem Europäer gegen- 
über ist ja eine Eigenthümlichkeit aller Neger und 
bei Quawa um so mehr ausgebildet, als er weiß, 
wie es mit ihm und seinem Ansehen steht. 
In letzter Zeit sind zahlreiche Wahehe aus- 
gewandert. Sogar vier seiner Häuptlinge sind mit 
Hab und Gut fortgezogen; so 3. B. Kigosi aus 
Kiringa mit 60 Leuten, 50 Elfenbeinzähnen und 
Vieh, Magansa mit Anhang, mit gesammtem Hab 
und Gut nach Ugogo, wie gesagt wird zu Samba= 
lafu nach Ota. 
Ein anderer Grund des Fernbleibens von Quawa 
ist der, daß er, noch während ich hier im Lager mich 
aufhielt, durch Kriegsgerüchte zweimal aufgeschreckt 
wurde und gerade am Tage des Eintreffens meiner 
Boten mit zahlreichen Kriegern Kiringa verließ. 
Es hieß, daß Kiwanga im Anmarsch sei. Auch 
Curopäcr und Askaris waren gesehen worden. Ob 
dies Alles auf Wahrheit beruht oder ob nur Expe- 
ditionen der Station Ulanga Veranlassung gaben, 
kann ich nicht beurtheilen. Jedenfalls glaubte 
Quawa, und das ist meines Erachtens erklärlich, daß 
die Verhandlungen darauf abzielten, ihn in eine 
Falle zu locken oder zu tödten. 
Sein Bruder Mpangire, der sich erbötig zeigte, 
zum Ruaha an Stelle Quawas zu gehen, wurde von 
diesem unter Androhung der Todesstrafe verhindert, 
seine Absicht auszuführen. 
Nach Aussage der hier anwesenden Häuptlinge 
erstreckte sich Quawas Mißtrauen auch auf seine 
nächsten Verwandten. Er glaubt, daß Mpangire sich 
mit den Deutschen verbinden wolle, um ihn zu be- 
seitigen. 
Die zahlreichen Desertionen seiner Unterthanen 
machen ihn ängstlich. Doch diese sind lediglich auf 
frühere grausame Behandlung zurückzuführen. Häupi- 
linge, die vom Kriege zurückkehrten, wurden, wenn 
die Beute dem Sultan zu gering erschien, ohne 
Weiteres hingerichtet. In gleicher Weise verfuhr er 
  
it denen, deren Eigenthum ihm der Aneignung 
# schien. Quawas Reichthum an Elsenbein ist 
sehr erheblich, da er sich als den Besitzer jedes 
« s betrachtet. 
Iu scheine nach Allem, was man hört, als ob es 
mit Quawas Macht zu Ende geht. Man wird 
danach mit einem plötzlichen Verschwinden desselben 
- Illllcll. 
lechlglclr inn der Anlage übersandte Friedensvertrag 
ist von den angesehensten Häuptlingen unterzeichuet. 
Ich sende den Wali von Kondoa, Amer bin Nassor, 
nach Kiringa, um dort den Sultan ebenfalls zur 
böschrift zu veranlassen. » . 
Untcäkckczml wie nicht zu zweifeln ist, sich dieser mit 
Allem einverstanden erklärt, dürfte dem Verlehr der 
Handelnden, Reisenden u. s. w. nichts mehr im Wege 
4) hierher gesandten Wahehe haben einen recht 
findr emacht. 
cnten Endruc ge küftige, schlanke und auffallend 
roße Leute. Ein besonders hervortretender Ge- 
chsbhous ist mir nicht aufgefallen. Man hätte 
ange für Wasagara, andere für Waniamwesi halten 
können. 4 · 
ie bekannt, fehlen aber bei den Wahehe die 
anciichurno der Nase und der Ohren; auch Aus- 
feilung der oberen Vorderzähne scheint nicht statt- 
zufinden, ebenso Tätowirung des Gesichts. 
Unter den Gefallenen in Kiringa sahen wir ver- 
einzelt Leute mit ausgesprochenem Angoni- (Zulu-) 
Typus. Auch zeichneten sich diese Wenigen durch 
gelbliche, röthliche, überhaupt hellere Hautfarbe aus. 
Unter den hier befindlichen Gesandten befindet sich 
aber kein heller Rcger, im Gegentheil ist die tief- 
e Farbe vorherrschend. 
schwartz Farde vorherrfon man es bei den Wahehe 
also nicht mehr mit einem fremden, den benachbarten 
nicht verwandten Stamme zu thun, sondern es läßt 
sich wohl die Behauptung verfeechten, daß man in 
den Wahehe ein Gemisch aller von ihnen jemals 
bekriegten und unterworfenen Negervölker zu suchen hat. 
Die Zahl der Kriegsgefangenen, meist Weiber, ist 
enorm. Seit Jahren findet ein steter Zufluß von 
Weibern, aus den Raubzügen dieses kriegerischen 
Tilles herrührend, statt. 
Bold diesen Weibern finden sich Mahenge, 
Masiti, Wassangu, Wasagra, Wagogo, Waniamwesi, 
Wawemba, Massai u. A. m. *4*)2“ 
So ist das Ueberwiegen fremden Blutes in diesem 
eingewanderten Stamme erklärlich und die Folgen 
uszusehen. 
vorHen -die früher gegen die deutschen Truppen 
geführten Kriege erfahre ich noch einiges Erwähnens- 
werthe. # 
wer Vi dem Anmarsch der Expedition Zelewst 
hat Quawa sich als zu Unrecht angegriffen befühl. 
Er hatte, seiner Meinung nach, Alles hethan, ur 
ein gutes Einvernehmen mit der deutschen Regi zan 
herzustellen. Als ihm das trotz Absendung
	        
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