Insel an, um von hier aus die Aufnahme der Neu-
Pommernküste zu beginnen. Am 8. morgens steuerte
ich bei schönstem Wetter in die große Bai ein, die
durch die weit nach Norden vorgestreckte Willeaumez-
Halbinsel gebildet wird. Die Bai gewährt nament=
lich in der Morgenstunde einen großartigen Anblick
durch die in einem Halbkreise gelegenen und gleich-
mäßig aus der Ebene sich erhebenden großen Einzel-
berge, welche sich mit ihrer Spitze bis zu 1000 m
erheben. Im Laufe der Fahrt konnte ich auch auf
der Ostseite der Willeaumez-Halbinsel feststellen, daß
die Inseln Willeaumez, Noul, Gicquel und du Faure
Theile einer gebirgigen Halbinsel bilden. Ich steuerte
denselben Nachmittag einer vor der Küste liegenden
Insel, die ich mit „Hannam-Insel“ bezcichnet habe,
zu und fand hier einen geschützten, durch die vor-
erwähnte Insel und das Festland gebildeten Hafen
vor, den ich für Errichtung eines Beobachtungspfeilers
ausgewählt habe. Auffallend war hier das ungemein
scheue Benehmen der Eingeborenen, die hauptsächlich
die Hannam-Jusel bewohnen; dieselben waren nicht
zu bewegen, längsseits zu kommen, sondern hielten
sich dauernd auf größere Entfernung vom Schiff
entfernt. An Land wurden heiße Onellen angetroffen,
deren aufsteigende dichte Dämpfe bereits auf eine
Entfernung von etwa 15 Seemeilen die Lage des
Platzes markirten.
Am 11. morgens setzte ich die Reise sort und
steuerte mittags um die Nordspitze der Willeaumez-=
Halbinsel herum und an der Westküste Neu--Pommerns
entlang. Gegen 4 Uhr nachmittags wurde die
flüchtige Küstenvermessung beendet, nachdem ich eine
Handelsstation der Firma Forsayth erreicht hatte.
Der Händler der Station kam sofort nach Sichten
der „Möwe“ dem Schiffe entgegen und berichtete,
daß auf der Station Alles in Ordnung sei und er
mit den Eingeborenen sehr gut auskäme.
In der Nacht vom 11. zum 12. steuerte ich dann
mit Westkurs unterhalb der Merite-Jusel entlang,
passirte anderen Tages abends die Crown-Insel
und ankerte am 13. nachmittags in Friedrich Wil-
helmshafen. Die während der Ueberfahrt an-
getroffenen Witterungsverhältnisse waren recht günstige.
Der stellvertretende Landeshauptmann Korvetten-
kapitän a. D. Rüdiger befand sich zur Zeit auf
dem Dampfer „BMabel“ auf einer Rekognoszirungs-=
fahrt im Bismarck-Archipel. In der Zeit vom 14.
bis 19. Februar ist hier mit dem Bau von Beobach=
tungspfeilern und mit den astronomischen Beobach-
tungen begonnen worden.
Am 20. Februar früh verließ ich Friedrich
Wilhelmshafen zur Errichtung eines Beobachtungs-
pfeilers in der Nähe von Finschhafen und zur aber-
maligen Beobachtung an der Ikovemündung, der
Grenze unseres Schutzgebietes. Ich lief zu meiner
Information dicht unter der Küste entlang.
Am 21. mittags ankerte ich nördlich von dem
eigentlichen Finschhafen vor der Mündung des Bumi-
flusses zu dem obengenannten Zweck. Die Station
413
Finschhafen ist von der Neu-Guinca-Kompagnie be-
reits im Jahre 1891 wegen einer Malariaepidemie
aufgegeben worden und ist nunmehr wieder von
Eingeborenen bevölkert.
Am 23. stattete ich der Neudektelsauer Missions-
station in Simbang in der Langemakbucht einen
Besuch ab und unternahm von dort aus per Dampf-
boot eine Fahrt den Bubuifluß aufwärts.
Nach Beendigung der Arbeiten setzte ich am 24.
die Reise nach der Ikovemündung fort. Ich ankerte
vor derselben am 25. vormittags. Es gelang dies-
mal, genaue Beobachtungen zu erhalten. Wie ich
bereits meldete, besteht die Küste an der Ikove-
mündung aus niedrigem, sumpfigem, mit Kasuarinen-
bäumen dicht bestandenem Lande. Letztere sterben
am Küstensaum nach und nach ab und brechen dann
mit ihren Wurzeln aus dem Boden heraus, dadurch
größere Veränderungen des Küstensaumes hervor-
rufend.
Am 26. nachmittags waren die Beobachtungen
beendet, so daß ich am Abend die Weiterreise nach
Friedrich Wilhelmshafen antreten konnte. Dieselbe
verlief ohne besondere Vorfälle. 4 Die Navigirung
bietet in diesem Theil von Kaiser Wilhelmsland
keinerlei Schwierigkeiten, da man bis auf 3 Seemeilen
bequem an die Küste herangehen kann.
Am 28. vormittags ankerte ich wieder in Friedrich
Wilhelmshafen, um die Beobachtungen daselbst fort-
zusetzen und die Post in Empfang zu nehmen. ·
Nach Beendigung der nothwendigen Arbeiten
sowie nach Erledigung der Post beabsichtige ich, die
Reise nach dem nordwestlichen Theile von Kaiser
Wilhelmsland anzutreten.
schicksal der Eblersschen Expedition.
Nachrichten aus Neu-Guinea zufolge sind die
Ueberlebenden der Otto Ehlers schen Expedition?)
— 21 farbige Arbeiter — am 30. März d. Is. mit
dem Britisch-Neu-Guinea-Gouvernementsdampfer
„Merrie England“ wohlbehalten in Friedrich Wil-
helmshafen eingetroffen. Ueber den Verlauf der so
traurig endenden Expedition liegen folgende Mit-
theilungen vor.
Otto Ehlers war am 24. Juli 1895 in Friedrich
Wilhelmshafen eingetroffen. Seine Absicht ging
dahin, Neu-Guinca von der deutschen Küste aus in
südwestlicher Richtung zu durchqueren. Der seit mehr
als acht Jahren im Dienste der Neu-Guinea-Kom-
pagnie stehende Polizeiunteroffizier Piering hatte
sich freiwillig bereit erklärt, die Expedition mitzu-
machen. Er war ein Mann von ausgezeichneter
Erfahrung, der bercits eine mehrwöchige Expe-
dition auf das Finisterregebirge unternommen hatte
und sich mit allen Trägern gut verständigen konnte.
Außer Ehlers und Piering setzte sich die Expedition
*) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1895, S. 624.