Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

Kilossa, den 18. November 1895. 
Euer Hochwohlgeboren berichte ich gehorsamst, 
daß der Wali von Kondoa, Amer bin Nasr, am 
16. d. Mts. aus Kiringa zurückgekehrt ist. 
Eine Gesandtschaft Quawas, bestehend aus sieben 
Wasagira und 60 Wahehe, begleitete ihn hierher. 
Quawa sandte Elfenbein im Werth von über 1000 
Rupien als Saläm (Geschenk). 
Der Wali berichtet über seinen Marsch vom 
Ruaha nach Kiringa, daß er zunächst unbehelligt 
dorthin gelangte. 
Noch bevor er dieses erreichte, sandte ihm Cnawa 
Rinder entgegen, und auch später, als der Araber 
Kiringa erreicht hatte, erhielt er reichlich Vieh und 
Lebensmittel für sich und seine Leute. 
Am zweiten Tage nach der Ankunst des Wali 
wurde ihm der Baba mdogo des Quawa, dessen 
Onkel Mpoma, gemeldct. 
Dieser richtete aus, daß Ouawa persönlich mit 
Amer unterhandeln wolle, falls dieser bereit sei, mit 
Mpoma Blutsfreundschaft zu schließen. 
Die allerseits bekannte Handlung, Sali, wurde 
erledigt, und nachdem die üblichen zwei Tage ver- 
flossen, Quawa sich also überzeugt und beruhigt hatte 
über eventuelle verderbliche Wirkungen des Aublicks 
eines Fremden, kam er mit seinen Häuptlingen und 
zmmitten einer großen Volksmenge zum Wali. 
Amer bin Najr setzte nunmehr dem Sultan noch- 
mals alle Friedensbedingungen auseinander, die ihm 
schon vorher durch die Wasagira überbracht worden 
waren. 
Er erkllärte sich mit Allem einverstanden und 
bat wiederholt, in Kilossa seine Friedensliebe zum 
Ausdruck zu bringen. 
Sein früheres kriegerisches Verhalten suchte er 
in der bereits berichteten Weise zu erklären und zu 
entschuldigen. 
Auf die Aufforderung des Wali Amer bin Nasr, 
die Abmachungen nun mit eigener Hand zu 
umerzeichnen, schwieg er lange und äußerte dann 
mit allen Zeichen der Furcht sein Unvermögen. 
Alle seine Leute, seine Verwandten und Wasagira 
hätten „ihre Hand auf das Papier gelegt“, und das 
sei ebenso gut, als ob er es thäte: er bat, ihn von 
dieser „Daua"') zu entbinden. 
Seinen Wasagira gegenüber erklärte er, dasß, 
wenn der Msungus?) in Kilossa oder an der Küste 
seine Hand auf dem Papier sähe, er selbst dann 
sterben müsse. 
Mschensi ist, und glaube ich, daß man dieser 
Weigerung eben nichts Anderes unterlegen darf als 
unbändige Furcht vor der Macht der Europäer. 
Ueber die Anlage der Station in Uhehe, Perondo, 
vier Tage von Kiringa, äußert sich Luawa sehr er- 
staunt und mißtranuisch. 
Dem Wali gelang es, Quawa zu beruhigen, 
ein Araber seiner Begleitung ging selbst nach beabsichtigte Wirkung haben wird, 
*) Zaubermittel. 
*t4 Weiße 
! . 
11 
weiterhin zum Bezirk Kilossa zu rechnen, 
Boma auch hierher gelangen lasser 
Perondo und theilte Kleist mit, daß „der Krieg zu 
Ende sei“! 
Lieutenant v. Kleist hat sich an der Grenze von 
Uhehe, östlich Kiringa niedergelassen und zwar im 
Gebiet eines Msagiras von Quawa. Legterer hat 
nun seinem Häuptling eine deutsche Flagge für sein 
Dorf gegeben, weil er fürchtet, daß Lieutenant 
v. Kleist „Krieg macht"“. « 
Von Kleist ist am 16. d. Mts. ein Schreiben 
hierher gelangt, wonach er bei Perondo ein Lager 
bezogen hat, welches er zur Station ausbauen will. 
Er ersucht die Station Kilossa, dem Gouvernement 
Vorschläge behufs Abgrenzung der Bezirke zu machen. 
Ich halte es für zweckmäßig, Uhehe nun auch 
und daß 
Uhehe alles Land verstanden wird, in dem 
znesinge Quawas eingesetzt sind, und in dem er 
selbst seit geraumer Zeit herrscht. # . 
Eine Theilung des Landes und die Aulage einer 
Boma in Uhehe wird nur Unzuträglichleiten im Ge- 
j den. 
sece ben dcleheziehingen mit Uhehe gehen mit 
verschwindenden Ausnahmen von Kondoa aus. 
Es wird also sich hier an Drt und Stelle die 
Möglichkeit einer Kontrole dieses Handels bieten; 
etwa vorkommende Streitigkeiten wird die Station 
in der Lage sein, auf das Leichteste zu schlichten, da 
ja die Händler alle von hier aus abgehen, oder 
hier nach Erledigung ihrer Geschäfte in Uhehe wieder 
eintn ergiebt sich als ein Grund, von der An- 
ügeseiner Station in Uhehe abzusehen, daß Quawa- 
nunmehr, und nachdem in semen Hauptplätzen die 
deulsche Flagge weht, Zeit gewinnt, um den Liinstigen 
Einfluß des friedlichen Zustandes auf sein Land zu 
beurtheile 
Ein 
geraume Fei- 
Snde lommt. 6 # 
Das Erscheinen eines Europäers mit zahlreichen 
Soldaten an der Grenze seines Landes wird Quawa 
aber kaum zur Ruhe kommen lassen. 
Quawa hat allen Gefangenen die Freiheit gegeben; 
hier in Kondoa sind die meisten der im Jahre 1892 
Geraubten zurück. **½1 
Mitte Dezember trifft die Gesandtschaft hier 
ein, welche Ouawa bestimmt hat, Euer Hochwohl- 
I. " 
Mschensis) wie Quawa braucht aber eine 
bis er mit seinen Ueberlegungen zu 
geboren seine völlige Unterwerfung anzuzeigen. 
Quawa beweist damit nur, daß er eben ein 
Der Wali wird auf Bitten Quawas als Wort- 
führer sich anschließen. 
Da die Station Perondo nur 10 Tage von hier 
entfernt ist und sich mehrere Wasagira Huawas bier 
aufhalten, bitte ich gehorsanmst, * uschen Guer 
ren über die Absicht der An 
Hochwohlgeboren über die Absich -e wallge, | 
fü i « - nicht die 
füge noch hinzu, daß eine Boma in ue ie 
*) Heide.
	        
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