— 421
gegenden lebhaftere Auswechselung der Luft, Luft-
strömungen aus noch höher gelegenen Gegenden und
auch der Umstand, daß an solchen Punkten häufige
Nebel und Niederschläge das Erdreich gleichmäßiger
feucht erhalten, daß seltener nasse und trockene Zeiten
miteinander wechseln. Man wird aber auch in
Höhenlagen von 5000 bis 6000 Fuß oder mehr nur
dann darauf rechnen können, vor neuen Infektionen
sicher zu sein, wenn auch die vorher bezeichneten
Umstände zusammenkommen, die einen Ort als mala-
riafrei erscheinen lassen. Auch in solcher Höhenlage
müßte eine Gesundheitsstation an einem relativ hoch-
gelegenen Punkte errichtet werden, Sumpfbildungen
und Ueberschwemmungsgebiete müßten in seiner Nach-
barschaft fehlen, der Grund und Boden, auf dem
man baut, sollte auch hier noch sorgfältig geprüft
werden, und besonders wäre es wichtig, darauf zu
sehen, daß die Station nicht Winden ausgesetzt ist,
die Malariadünste aus dem Tieflande heraufführen.
Am Himalaja hat man beobachtet, daß starke Winde
die Malarialuft heißer Thäler oft auf bedeutende
Höhen tragen. Weiter ist auch an hochgelegenen
Orten der Erdausdünstung nicht zu trauen und in
der nächsten Umgebung einer Gesundheitsstation sollte
aus diesem Grunde das Beackern des Bodens in
der Nähe der Gebände sorgfältig vermieden werden.
Die Lebenshaltung solcher, die hier Erholung
suchen, müßte in allen Stücken dem Zwecke ihres
Aufenthalts angemessen sein. Die Erfahrung hat
viele Vorurtheile früherer Zeit überwinden lassen.
Wenn man früher glaubte, daß Eier und Fleisch den
Ausbruch des Fiebers begünstigten, so wissen wir
jetzt, daß alle Nahrungsmittel, die eine kräftige Blut-
bildung begünstigen, Leuten heilsam sind, die am
Fieber leiden. Ein Umstand wird aber noch allzu
häufig übersehen, nämlich der, daß Leuten, die an
Malariakachexie oder an Anämie leiden, die durch
überstandene Fieber verursacht ist, sich recht warm
kleiden müssen, wenn sie ihre Gesundheit wieder er-
tangen wollen. Die Vernachlässigung dieser Vorsicht
hat häufig genug auch die kältere Temperatur an
hochgelegenen Gesundheitsstationen eine schädliche
Wirkung auf die Kranken üben lassen. Mir will
es scheinen, als ob nicht selten der Ausbruch des
gefährlichen Hämoglobinfiebers auf schädliche Ein-
wirkung, die kalte Winde oder zu kalte Bäder übten,
zurückzuführen sei. Auf Gesundheitsstationen, die in
bedeutender Höhe liegen, werden die Häuser deshalb
massiv und dicht gebaut werden müssen. Man ver-
sehe sie mit Kaminen und sorge dafür, daß den
Lagerstätten nicht warme Decken fehlen und daß die
Rekonvaleszenten über genügend warme Kleidung
verfügen. 6
Sonst ist die Höhenlust auch an sich als Kräfti-
gungsmittel für malariasieche Leute von hohem Werthe.
Die dünnere Luft erleichtert dem Herzen seine Arbeit,
und man hat neuerdings festgestellt, daß in der oben
genannten Höhenlage die rothen Blutkörperchen sich
überraschend schnell kräftigen und vermehren. Auf
diese Wirkung der Höhenluft ist ihr heilsamer Einfluß
bei Malariasiechthum hauptsächlich zurückzuführen.
Leute, die einmal an dem Hämoglobin gelitten haben,
sollten für Monate solche hochgelegenen Orte auf-
suchen, damit sie hier die Kräftigung und Gesundung
finden, die sonst nur durch eine Reise nach Europa
wiedererlangt werden kann. Damit diese Reisen
überflüssig werden oder wenigstens auf eine geringe
Zahl von Fällen beschränkt werden können, erscheint
die Errichtung von Gesundheitsstationen in der Höhen=
lage von 5000 bis 6000 Fuß in der Nachbarschaft
ungesunder Kolonial= und Missionsgebiete höchst
wünschenswerth, ja nothwendig.
Heren Brazlliensls.
Nach einer Mittheilung des „Central Alrican
Planter“ führt die große Samenfirma Thomas
Christy & Co. gegenwärtig große Mengen von
Kautschuksamen, besonders von Hevea braziliensis,
nach den portugiesischen Besitzungen in Ostafrika aus.
Die letztere Pflanze, die den werthvollsten Kautschuk
liefert, soll dort vortrefflich gedeihen und vom vierten
Jahre ab Kautschuksaft liefern.
Stickstofsammelnde Pflanzen.
In dem „Indian Agriculturist“ veröffentlicht
Mr. Bamber, der als Autorität für Theekultur
gilt, einen Brief, wonach er festgestellt hat, daß
Mimosen und Papilionaceen den freien Stickstoff der
Luft an ihren Wurzeln sammeln und dadurch den
Boden immer aufs Neue mit Nährstoff versehen.
Dieselbe Entdeckung hat der indische Regierungs-
botaniker Dr. Watt gemacht am „Sabaum" (Albizzia
Slipulata), der als Schattenbaum in Theeplantagen
gepflanzt wird. Ein dritter Beobachter hat die
Eigenschaft der Stickstossansammlung an der gewöhn-
lichen Mimosa pucica festgestellt. Er fand, daß
Kokosnußpalmen, zwischen denen die Mimose wächst,
weit besser als anderwärts gedeihen. Achrliche
Beobachtungen sind seit längerer Zeit von deutschen
Botanikern gemacht worden.
Levantiner Thaler.
Die Ausfuhr von Maria Theresien-Thalern
aus Triest weist nach einer Mittheilung der „Neuen
Freien Presse“ seit Dezember 1895 eine außer-
ordentliche Lebhaftigkeit auf. Die Nachfragen sind
immer noch so bedeutend, daß ein Theil des Bedarfs
seitens der Wiener Münze unbefriedigt bleiben muß.
Die Zahl der im Jahre 1895 ausgeführten Levan-
tiner Thaler betrug fast drei Millionen Stück. Man
schätzt die Zahl der von Dezember 1895 bis Ende
des vorigen Monats ausgeführten Stücke auf fast
sechs Millionen. Allerdings ist eine genaue Ueber-
wachung des Verkehrs nicht leicht, da die Thaler