Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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gegenden lebhaftere Auswechselung der Luft, Luft- 
strömungen aus noch höher gelegenen Gegenden und 
auch der Umstand, daß an solchen Punkten häufige 
Nebel und Niederschläge das Erdreich gleichmäßiger 
feucht erhalten, daß seltener nasse und trockene Zeiten 
miteinander wechseln. Man wird aber auch in 
Höhenlagen von 5000 bis 6000 Fuß oder mehr nur 
dann darauf rechnen können, vor neuen Infektionen 
sicher zu sein, wenn auch die vorher bezeichneten 
Umstände zusammenkommen, die einen Ort als mala- 
riafrei erscheinen lassen. Auch in solcher Höhenlage 
müßte eine Gesundheitsstation an einem relativ hoch- 
gelegenen Punkte errichtet werden, Sumpfbildungen 
und Ueberschwemmungsgebiete müßten in seiner Nach- 
barschaft fehlen, der Grund und Boden, auf dem 
man baut, sollte auch hier noch sorgfältig geprüft 
werden, und besonders wäre es wichtig, darauf zu 
sehen, daß die Station nicht Winden ausgesetzt ist, 
die Malariadünste aus dem Tieflande heraufführen. 
Am Himalaja hat man beobachtet, daß starke Winde 
die Malarialuft heißer Thäler oft auf bedeutende 
Höhen tragen. Weiter ist auch an hochgelegenen 
Orten der Erdausdünstung nicht zu trauen und in 
der nächsten Umgebung einer Gesundheitsstation sollte 
aus diesem Grunde das Beackern des Bodens in 
der Nähe der Gebände sorgfältig vermieden werden. 
Die Lebenshaltung solcher, die hier Erholung 
suchen, müßte in allen Stücken dem Zwecke ihres 
Aufenthalts angemessen sein. Die Erfahrung hat 
viele Vorurtheile früherer Zeit überwinden lassen. 
Wenn man früher glaubte, daß Eier und Fleisch den 
Ausbruch des Fiebers begünstigten, so wissen wir 
jetzt, daß alle Nahrungsmittel, die eine kräftige Blut- 
bildung begünstigen, Leuten heilsam sind, die am 
Fieber leiden. Ein Umstand wird aber noch allzu 
häufig übersehen, nämlich der, daß Leuten, die an 
Malariakachexie oder an Anämie leiden, die durch 
überstandene Fieber verursacht ist, sich recht warm 
kleiden müssen, wenn sie ihre Gesundheit wieder er- 
tangen wollen. Die Vernachlässigung dieser Vorsicht 
hat häufig genug auch die kältere Temperatur an 
hochgelegenen Gesundheitsstationen eine schädliche 
Wirkung auf die Kranken üben lassen. Mir will 
es scheinen, als ob nicht selten der Ausbruch des 
gefährlichen Hämoglobinfiebers auf schädliche Ein- 
wirkung, die kalte Winde oder zu kalte Bäder übten, 
zurückzuführen sei. Auf Gesundheitsstationen, die in 
bedeutender Höhe liegen, werden die Häuser deshalb 
massiv und dicht gebaut werden müssen. Man ver- 
sehe sie mit Kaminen und sorge dafür, daß den 
Lagerstätten nicht warme Decken fehlen und daß die 
Rekonvaleszenten über genügend warme Kleidung 
verfügen. 6 
Sonst ist die Höhenlust auch an sich als Kräfti- 
gungsmittel für malariasieche Leute von hohem Werthe. 
Die dünnere Luft erleichtert dem Herzen seine Arbeit, 
und man hat neuerdings festgestellt, daß in der oben 
genannten Höhenlage die rothen Blutkörperchen sich 
überraschend schnell kräftigen und vermehren. Auf 
  
diese Wirkung der Höhenluft ist ihr heilsamer Einfluß 
bei Malariasiechthum hauptsächlich zurückzuführen. 
Leute, die einmal an dem Hämoglobin gelitten haben, 
sollten für Monate solche hochgelegenen Orte auf- 
suchen, damit sie hier die Kräftigung und Gesundung 
finden, die sonst nur durch eine Reise nach Europa 
wiedererlangt werden kann. Damit diese Reisen 
überflüssig werden oder wenigstens auf eine geringe 
Zahl von Fällen beschränkt werden können, erscheint 
die Errichtung von Gesundheitsstationen in der Höhen= 
lage von 5000 bis 6000 Fuß in der Nachbarschaft 
ungesunder Kolonial= und Missionsgebiete höchst 
wünschenswerth, ja nothwendig. 
  
Heren Brazlliensls. 
Nach einer Mittheilung des „Central Alrican 
Planter“ führt die große Samenfirma Thomas 
Christy & Co. gegenwärtig große Mengen von 
Kautschuksamen, besonders von Hevea braziliensis, 
nach den portugiesischen Besitzungen in Ostafrika aus. 
Die letztere Pflanze, die den werthvollsten Kautschuk 
liefert, soll dort vortrefflich gedeihen und vom vierten 
Jahre ab Kautschuksaft liefern. 
  
Stickstofsammelnde Pflanzen. 
In dem „Indian Agriculturist“ veröffentlicht 
Mr. Bamber, der als Autorität für Theekultur 
gilt, einen Brief, wonach er festgestellt hat, daß 
Mimosen und Papilionaceen den freien Stickstoff der 
Luft an ihren Wurzeln sammeln und dadurch den 
Boden immer aufs Neue mit Nährstoff versehen. 
Dieselbe Entdeckung hat der indische Regierungs- 
botaniker Dr. Watt gemacht am „Sabaum" (Albizzia 
Slipulata), der als Schattenbaum in Theeplantagen 
gepflanzt wird. Ein dritter Beobachter hat die 
Eigenschaft der Stickstossansammlung an der gewöhn- 
lichen Mimosa pucica festgestellt. Er fand, daß 
Kokosnußpalmen, zwischen denen die Mimose wächst, 
weit besser als anderwärts gedeihen. Achrliche 
Beobachtungen sind seit längerer Zeit von deutschen 
Botanikern gemacht worden. 
Levantiner Thaler. 
Die Ausfuhr von Maria Theresien-Thalern 
aus Triest weist nach einer Mittheilung der „Neuen 
Freien Presse“ seit Dezember 1895 eine außer- 
ordentliche Lebhaftigkeit auf. Die Nachfragen sind 
immer noch so bedeutend, daß ein Theil des Bedarfs 
seitens der Wiener Münze unbefriedigt bleiben muß. 
Die Zahl der im Jahre 1895 ausgeführten Levan- 
tiner Thaler betrug fast drei Millionen Stück. Man 
schätzt die Zahl der von Dezember 1895 bis Ende 
des vorigen Monats ausgeführten Stücke auf fast 
sechs Millionen. Allerdings ist eine genaue Ueber- 
wachung des Verkehrs nicht leicht, da die Thaler
	        
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