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Am Mittag erreichte sie Buschmannsbrunnen, am
späten Nachmittag traf sie südwestlich Siegfeld ein.
Einige aufgegriffene Kaffern sagten aus, daß der
Häuptling Kahimema tags vorher dort gewesen,
aber mit einer Anzahl Khanas wieder nach Westen
abgerückt sei. In Siegfeld sollten nur Hereros sein.
Es blieben etwa noch 1½ Stunden bis zum Sonnen-
untergang. Die Kompagnie ging über die mit ein-
zelnen Büschen bedeckte Fläche gegen Siegseld vor,
neben dem rechten Flügel die Geschütze. Die im
Busch versteckten Werften wurden erst sichtbar, als die
Kompagnie einige Hundert Meter an sie heran war.
Ich ließ den Zug des Feldwebels Froede absitzen
und gegen die Hauptwerft, in der sich jetzt eine
große Volksbewegung entwickelte, zu Fuß vorgehen,
während ich mit den beiden anderen Zügen die
Werften links umging. Die Geschütze hatten kein
Ziel finden können und waren rechts rückwärts vom
Zuge Froede im Vorgehen geblieben, aber wegen
der Ochsenbespannung noch weit zurück. Das buschige
Feld hinter der Werft bedeckte sich nun mit Flücht-
lingen und ich ließ den Zug des Lieutenants Helm
im Galopp vorgehen, um sic zurückzutreiben. Er
bekam hierbei aus den Büschen Feuer, ebenso der
Zug des Feldwebels Froede, der nun auch seiner-
selits das Feuer auf 200 m begann.
Der Zug des Lieutenants Helm wurde ge-
sammelt und attackirte gegen die Büsche, aus denen
geschossen wurde. Es kam hierbei zu einem heftigen
Kampfe und Handgemenge. Die Khauos — als
solche stellte sich nämlich der Gegner heraus —
drückten sich vor den ansprengenden Reitern in die
Büsche und schossen dann hinter ihnen her. Diese
sprangen nun vom Pferde und bekämpften ihre
Gegner zu Fuß. (Die Reiter besaßen in dem Ge-
wehre M/88 mit aufgepflanztem Seitengewehr eine
unhandliche Waffe zu Pferde.) Diese Aufgabe wurde
dadurch wesentlich erschwert, daß eine Anzahl Weiber
die fechtenden Männer mit ihren Leibern zu decken
suchten und doch ward bei diesem heftigen Kampfe,
in dem allein sechs Khauas getödtet wurden, kein
Weib verletzt. Besonders tapfer fochten neben ihren
Offizieren der Unteroffizier Modler, die Reiter
Busch und Halberstadt.
Der Unteroffizier Pitl wurde in diesem Hand-
gemenge schwer verwundet (er starb, durch die Brust
geschossen, nach zwei Stunden), der Lieutenant Helm
erhielt einen Schuß durch den linken Oberschenkel,
machte mir jedoch hiervon nicht nur keine Meldung,
sondern nahm auch an den Gefechten der folgenden
Tage theil, sowie auch an jedem Dienste bis zur
Beendigung des Zuges. Sein Pferd brach schwer
verwundet zusammen. Der Zug des Premier=
lieutenants v. Lindequist griff links von dem des
Lieutenants Helm ein und machte die Flüchtlinge
nieder, welche jenem entronnen waren. Es hatte
dieser Zug, bevor er zum Gefechte eingezogen wurde,
ein hestiges Feuer über sich ergehen lassen müssen,
das er nicht erwidern durfte, und hierbei eine große
Ruhe bewahrt, dem Beispiele seines Offiziers folgend.
Während des Kampfes hatte indeß ein feindlicher
Haufen einen Vorsprung auf der Flucht in östlicher
Richtung gewonnen, die Geschütze hatten noch Ge-
legenheit, drei Schrapnelschüsse auf sie abzugeben,
während die Kompagnie sich schnell sammelte und
ihnen nachsetzte. Es gelang noch einige Gefangene
zu machen, der Rest entzog sich der Verfolgung in
dem dichten Busche und die hereinbrechende Nacht
begünstigte die Flucht. Unter den Gefangenen be-
fand sich der Kaffernhäuptling Apollo.
Die Kompagnie bezog in der Dunkelheit ein
Lager am Wasser; der Sicherheitsdienst, die Be-
wachung der Gefangenen, der erbeuteten Viehherden,
sowie der eigenen Pserde und Zugochsen, die man
weiden lassen mußte, stellten große Anforderungen
an die Kräfte der ermüdeten Mannschaften.
Mit Anbruch des folgenden Tages ritt der Zug
des Vizefeldwebels Froede das Gefechtsfeld ab,
während die Kompagnie sich marschfähig machte.
Plötzlich hörte man im Lager heftiges Schießen
aus nördlicher Richtung, es war klar, daß der
abgesandte Zug ein Gefecht zu bestehen hatte.
Ich führte den Rest der Kompagnie dorthin im
Trabe vor und ließ die Geschütze folgen. Eine Wache
verblieb im Lager. Als ich die Lage des fechtenden
Zuges übersehen konnte, zog ich mich sofort nach der
linken Flanke des Gegners. Schon diese Bewegung
bewog denselben zum Nachlassen. Der Zug des Lieute-
nants Helm ging dann einige Hundert Meter rechts
vorwärts von dem des Vizefeldwebels Froede zum
Fußgefecht vor, worauf der Feind den Rückzug an-
trat. Dieser aber verwandelte sich in einc eilige
Flucht, als der Zug des Premierlientenants v. Lin-
dequist im Galopp geradewegs in seine linke Flanke
vorging und die Reiter, auf etwa 200 m vor ihm,
vom Pferde springend, ihn mit ihrem Schütenfeuer
überschütteten. 4
Leider schwächte der außerordentlich dichte Busch
die Wirkung desselben ebenso sehr, wie er die Flucht
des Gegners begünstigte. Todte und Verwundete
wurden beim Nachreiten nicht gesunden, die schnell
gesammelte und nachsetzende Kompagnie erbeutete je-
doch ein halbes Dutzend Pferde. Der Feind war
nach allen Richtungen hin auseinander geflohen, die
meisten Spuren führten jedoch nach Westen und
Norden. Die Geschütze hatten mit ihrer Ochsen-
bespannung nicht rechtzeitig das Gefechtsfeld zu er-
reichen vermocht, aber durch drei Schrapnelschüsse
einen westwärts flüchtenden Reiterhaufen zersprengt.
Die Kompagnie hatte in beiden Gefechten 13 Pa-
tronen pro Mann verschossen. Das Verhalten der
Mannschaften war durchaus ausgezeichnet.
Die Aussage der Gefangenen hatte ergeben, daß
Kahimema und die Großleute der Khauas tags vor
dem Gefechte nach Auros abgeritten waren, ein später
aufgegriffener Bergdamara aber gab an, daß Kahi-
mema bei dem Gefechte am 19. betheiligt war.
Alle Wahrnehmungen bestätigen, daß das Gefecht am