Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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Am Mittag erreichte sie Buschmannsbrunnen, am 
späten Nachmittag traf sie südwestlich Siegfeld ein. 
Einige aufgegriffene Kaffern sagten aus, daß der 
Häuptling Kahimema tags vorher dort gewesen, 
aber mit einer Anzahl Khanas wieder nach Westen 
abgerückt sei. In Siegfeld sollten nur Hereros sein. 
Es blieben etwa noch 1½ Stunden bis zum Sonnen- 
untergang. Die Kompagnie ging über die mit ein- 
zelnen Büschen bedeckte Fläche gegen Siegseld vor, 
neben dem rechten Flügel die Geschütze. Die im 
Busch versteckten Werften wurden erst sichtbar, als die 
Kompagnie einige Hundert Meter an sie heran war. 
Ich ließ den Zug des Feldwebels Froede absitzen 
und gegen die Hauptwerft, in der sich jetzt eine 
große Volksbewegung entwickelte, zu Fuß vorgehen, 
während ich mit den beiden anderen Zügen die 
Werften links umging. Die Geschütze hatten kein 
Ziel finden können und waren rechts rückwärts vom 
Zuge Froede im Vorgehen geblieben, aber wegen 
der Ochsenbespannung noch weit zurück. Das buschige 
Feld hinter der Werft bedeckte sich nun mit Flücht- 
lingen und ich ließ den Zug des Lieutenants Helm 
im Galopp vorgehen, um sic zurückzutreiben. Er 
bekam hierbei aus den Büschen Feuer, ebenso der 
Zug des Feldwebels Froede, der nun auch seiner- 
selits das Feuer auf 200 m begann. 
Der Zug des Lieutenants Helm wurde ge- 
sammelt und attackirte gegen die Büsche, aus denen 
geschossen wurde. Es kam hierbei zu einem heftigen 
Kampfe und Handgemenge. Die Khauos — als 
solche stellte sich nämlich der Gegner heraus — 
drückten sich vor den ansprengenden Reitern in die 
Büsche und schossen dann hinter ihnen her. Diese 
sprangen nun vom Pferde und bekämpften ihre 
Gegner zu Fuß. (Die Reiter besaßen in dem Ge- 
wehre M/88 mit aufgepflanztem Seitengewehr eine 
unhandliche Waffe zu Pferde.) Diese Aufgabe wurde 
dadurch wesentlich erschwert, daß eine Anzahl Weiber 
die fechtenden Männer mit ihren Leibern zu decken 
suchten und doch ward bei diesem heftigen Kampfe, 
in dem allein sechs Khauas getödtet wurden, kein 
Weib verletzt. Besonders tapfer fochten neben ihren 
Offizieren der Unteroffizier Modler, die Reiter 
Busch und Halberstadt. 
Der Unteroffizier Pitl wurde in diesem Hand- 
gemenge schwer verwundet (er starb, durch die Brust 
geschossen, nach zwei Stunden), der Lieutenant Helm 
erhielt einen Schuß durch den linken Oberschenkel, 
machte mir jedoch hiervon nicht nur keine Meldung, 
sondern nahm auch an den Gefechten der folgenden 
Tage theil, sowie auch an jedem Dienste bis zur 
Beendigung des Zuges. Sein Pferd brach schwer 
verwundet zusammen. Der Zug des Premier= 
lieutenants v. Lindequist griff links von dem des 
Lieutenants Helm ein und machte die Flüchtlinge 
nieder, welche jenem entronnen waren. Es hatte 
dieser Zug, bevor er zum Gefechte eingezogen wurde, 
ein hestiges Feuer über sich ergehen lassen müssen, 
das er nicht erwidern durfte, und hierbei eine große 
  
Ruhe bewahrt, dem Beispiele seines Offiziers folgend. 
Während des Kampfes hatte indeß ein feindlicher 
Haufen einen Vorsprung auf der Flucht in östlicher 
Richtung gewonnen, die Geschütze hatten noch Ge- 
legenheit, drei Schrapnelschüsse auf sie abzugeben, 
während die Kompagnie sich schnell sammelte und 
ihnen nachsetzte. Es gelang noch einige Gefangene 
zu machen, der Rest entzog sich der Verfolgung in 
dem dichten Busche und die hereinbrechende Nacht 
begünstigte die Flucht. Unter den Gefangenen be- 
fand sich der Kaffernhäuptling Apollo. 
Die Kompagnie bezog in der Dunkelheit ein 
Lager am Wasser; der Sicherheitsdienst, die Be- 
wachung der Gefangenen, der erbeuteten Viehherden, 
sowie der eigenen Pserde und Zugochsen, die man 
weiden lassen mußte, stellten große Anforderungen 
an die Kräfte der ermüdeten Mannschaften. 
Mit Anbruch des folgenden Tages ritt der Zug 
des Vizefeldwebels Froede das Gefechtsfeld ab, 
während die Kompagnie sich marschfähig machte. 
Plötzlich hörte man im Lager heftiges Schießen 
aus nördlicher Richtung, es war klar, daß der 
abgesandte Zug ein Gefecht zu bestehen hatte. 
Ich führte den Rest der Kompagnie dorthin im 
Trabe vor und ließ die Geschütze folgen. Eine Wache 
verblieb im Lager. Als ich die Lage des fechtenden 
Zuges übersehen konnte, zog ich mich sofort nach der 
linken Flanke des Gegners. Schon diese Bewegung 
bewog denselben zum Nachlassen. Der Zug des Lieute- 
nants Helm ging dann einige Hundert Meter rechts 
vorwärts von dem des Vizefeldwebels Froede zum 
Fußgefecht vor, worauf der Feind den Rückzug an- 
trat. Dieser aber verwandelte sich in einc eilige 
Flucht, als der Zug des Premierlientenants v. Lin- 
dequist im Galopp geradewegs in seine linke Flanke 
vorging und die Reiter, auf etwa 200 m vor ihm, 
vom Pferde springend, ihn mit ihrem Schütenfeuer 
überschütteten. 4 
Leider schwächte der außerordentlich dichte Busch 
die Wirkung desselben ebenso sehr, wie er die Flucht 
des Gegners begünstigte. Todte und Verwundete 
wurden beim Nachreiten nicht gesunden, die schnell 
gesammelte und nachsetzende Kompagnie erbeutete je- 
doch ein halbes Dutzend Pferde. Der Feind war 
nach allen Richtungen hin auseinander geflohen, die 
meisten Spuren führten jedoch nach Westen und 
Norden. Die Geschütze hatten mit ihrer Ochsen- 
bespannung nicht rechtzeitig das Gefechtsfeld zu er- 
reichen vermocht, aber durch drei Schrapnelschüsse 
einen westwärts flüchtenden Reiterhaufen zersprengt. 
Die Kompagnie hatte in beiden Gefechten 13 Pa- 
tronen pro Mann verschossen. Das Verhalten der 
Mannschaften war durchaus ausgezeichnet. 
Die Aussage der Gefangenen hatte ergeben, daß 
Kahimema und die Großleute der Khauas tags vor 
dem Gefechte nach Auros abgeritten waren, ein später 
aufgegriffener Bergdamara aber gab an, daß Kahi- 
mema bei dem Gefechte am 19. betheiligt war. 
Alle Wahrnehmungen bestätigen, daß das Gefecht am
	        
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