Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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einmal auf der Station Gochas, doch konnte in 
diesem Falle die durch thörichtes Betragen des heid- 
nischen Häuptlings ganz plötzlich hervorgerufene Ge- 
fahr eines blutigen Zusammenstoßes durch den 
Missionar noch glücklich beseitigt werden. So ist 
denn für die Namamission eine Zeit ruhiger Arbeit 
angebrochen, und es gilt für uns um so mehr, die 
so lange durch die kriegerischen Verwickelungen ge- 
storte Missionsarbeit mit frischen Kräften aufzu- 
nehmen. Zu dem Zwecke haben wir im letzten 
Jahre außer dem auch erst eben in die Arbeit ein- 
getretenen Missionar Albath noch zwei weitere 
Missionare, Schröder und Kronsbein, hinaus- 
gesandt. Schröder ist für Gibeon bestimmt. Diese 
unsere ehemalige Station, die jahrelang ganz ohne 
Leute gewesen war, ist nun von Hendrik Witbooi 
und seinem Stamme wieder besetzt, und das bis 
vor Kurzem völlig menschenleere Land hat nun sogar 
wieder eine sehr starke Bevölkerung erhalten. Zudem 
ist Hendrik Witbooi offenbar der angesehenste und 
einflußreichste Häuptling des Landes; so war es uns 
natürlich sehr willkommen, daß nicht nur der Herr 
Landeshauptmann im Interesse der Erhaltung des 
Friedens eine baldige Besetzung dieser Station 
wünschte, sondern daß auch Hendrik selbst den 
gleichen Wunsch gegen uns äußerte. Wir hatten 
ursprünglich den Missionar Stahlhut dafür be- 
stimmt, um den der Landeshauptmann ausdrücklich 
gebeten hatte. Aber wegen der mangelhaften Post- 
verbindung erreichte diese unsere Anordnung den 
Missionar erst auf Otjimbingue, und hielt dieser, 
nachdem er dort den schwerkranken Orambo-Missionar 
Meisenholl getroffen hatte, es doch für seine Pflicht, 
seiner ursprünglichen Weisung treu zu bleiben und 
nach dem Ovambolande durchzureisen, wo nur noch 
ein einziger Missionar auf dem so sehr weit vor- 
geschobenen Posten übrig geblieben war. Somit 
mußten wir einen anderen für Gibeon bestimmen, 
eben den Bruder Schröder, der aber erst gegen 
Ende des Jahres im Lande angekommen ist. Der 
zweite junge Bruder, Kronsbein, ist für die schon 
seit Jahren geplante zweite Station unter den 
Bondeszwarts, im Süden des Landes bestimmt. 
Er hatte indessen den Auftrag, zuerst nach Rietfontein 
zu gehen, um dort für den Missionar Pabst ein- 
zutreten, wenn derselbe seine Erholungsreise antreten 
würde. Dieser letztere hat sich nun aber wegen der 
kritischen Lage auf seiner Station veranlaßt gefühlt, 
lieber seine Frau allein reisen zu lassen und dort 
zu bleiben. Somit wird Missionar Kronsbein 
seine neue Station desto schneller anlegen können. 
Die Landbesitzverhältnisse fahren fort, sich in der 
Weise zu verschieben, daß immer mehr brauchbares 
Land in weiße Hände kommt. Auch in diesem Jahre 
haben wieder solche Landverkäufe stattgefunden, deren 
einer auf Bethanien für unsere Mission insofern von 
besonderer Bedeutung war, als der dortige Häupt- 
ling die Hälfte des Kaufpreises für die neu zu er- 
bauende Kirche bestimmte. Am meisten Grundbesitz 
  
haben die Farbigen in diesem Jahre auf Rietfontein 
verloren und zwar hier besonders auf dem englischen 
Theile des Stationsbezirkes. Dort mußten nämlich 
alle einzelnen Besiczungen der Leute vermessen werden. 
Da aber diese Vermessungskosten ziemlich hoch waren 
und die armen Bastards nicht die geforderten Summen 
bezahlen konnten, so ließen sie lieber ihren ganzen 
Besitz fahren; auf diese Weise hat die dortige Ge- 
meinde einen bedeutenden Theil ihrer Glieder ver- 
loren, da die Leute verzogen sind, und zwar meist 
nach Gibeon. Unter diesen Umständen bleibt es 
unsere Aufgabe, Alles zu versuchen, für unsere 
Stationen bezw. die Gemeinden moglichst viel Grund= 
besitz zu sichern. Auch in diesem Jahre konnte in 
Rietfontein und anderwärts Einiges in dieser Be- 
ziehung gethan werden. Daneben aber gilt es, die 
Leute mehr an den Kornbau zu gewöhnen, weil sie 
nur auf diesem Wege bei dem verringerten Land- 
besitz sich werden nähren können. Darum ist es 
recht erfreulich, daß z. B. auf Bethanien im letzten 
Jahre mehr Korn geerntet worden ist als je zuvor. 
Was die eigentliche Missionsarbeit anbelangt, so 
konnte dieselbe fast überall ihren erfreulichen Fort- 
gang nehmen. Andererseits konnte gerade dort die 
schöne neue Kirche eingeweiht werden. In Berseba- 
starb der erst im Jahre vorher gewählte Häuptling, 
ein treues Glied der Gemeinde, und an seine 
Stelle wurde der seitherige Schulmeister zum Häupt- 
ling erwählt, der nun hoffentlich in seiner neuen 
Stellung sich ebenso gut bewähren wird wie in der 
seitherigen. Die so entstandene Lücke wurde durch 
den jungen Schullehrer von Keetmanshoop besetzt. 
Der Evangelist Paulus, der unter dem Stamme 
der Veldschoendragers östlich von Keetmanshoop thätig 
ist, mußte seinc Thätigkeit nach Khoes verlegen, das 
jetzt der Mittelpunkt dieses Stammes geworden ist. 
Es wäre sehr zu wünschen, wenn dieser Stamm 
auch noch einen europäischen Missionar bekommen 
könnte. Noch ist zu erwähnen, daß wenigstens in 
einer Gemeinde, der von Warmbad, ein Aufang ge- 
macht werden konnte mit Einführung einer Gemeinde- 
steuer, wie solche in den kapischen Gemeinden überall 
schon längst besteht. 
Auf Hoachanas haben sich noch immer erst wenig 
Leute von dem rothen Volke wieder eingefunden. 
Rehoboth ist durch einen neuen Vertrag in noch 
engere Beziehungen zu der deutschen Regierung ge- 
treten, und ist namentlich die Wehrpflicht der dortigen 
Bastards in neuer Weise geregelt. Aus dem ge- 
planten Kirchbau ist noch nichts geworden. Die 
Baupläne sind zu hoch für die Leistungsfähigkeit der 
Gemeinde. 
Auch im Hererolande hat sich der Friede er- 
halten lassen, obwohl die Grenzregulirungen, durch 
welche den Hereros das Weideland beschränkt worden 
ist, einige Male ziemliche Erbitterung hervorrief, und 
manche Ueberschreitungen der den Hereros gesetzten 
Grenzen vorkamen. Was den äußeren Bestand der 
Stationen anlangt, so ist es sehr erfreulich, daß
	        
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