Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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unser Besitzstand jetzt durch eine Erklärung des 
Oberhäuptlings, der sich dann auch die anderen 
Häuptlinge angeschlossen haben, fest geregelt und ge- 
sichert ist. 
Wir haben in diesem Jahre die Zahl unserer 
Missionare um zwei Theologen vermehrt. Für 
Windhvek haben wir den Pastor Siebe ausgesandt. 
Nach Otjimbingue haben wir als zweiten Missionar 
den Kandidaten Olpp, Sohn unseres früheren 
Missionars Olpp, geschickt, der dort einerseits die 
Schule für die Kinder der Weißen übernehmen und 
andererseits die Bergdamragemeinde versorgen soll. 
Außerdem kehrte im Laufe des Jahres Missionar 
Dannert auf seine alte Station Omaruru zurück, 
wo er freilich die Zustände ziemlich trostlos vorfand. 
Doch gelang es ihm mit seinen eifrigen und ener- 
gischen Bemühungen, wenigstens manche Mißstände 
alsbald wieder zu beseitigen und einen Umschwung 
zum Besseren hervorzubringen. Missionar Berns- 
mann von Omburo, der bisher Omaruru mit ver- 
sorgt hatte, trat gegen Ende des Jahres seine Er- 
holungsreise an, auf der er aber nicht, wie beabsichtigt, 
bis nach Deutschland, sondern nur bis aus Kap ge- 
kommen ist. Der Arzt rieth ihm seiner Brust wegen 
ab, nach Europa zu gehen. Missionar Kremer hat 
die in Aussicht genommene neue Station für die 
Bergdamara wirklich anlegen können und zwar im 
sogenannten Otavigebiet in Oniha (Ghaub), im fernen 
Nordosten des Landes, jenseits Otjozondjupa. Die 
Landverhältnisse dieser neuen Station sind aber noch 
nicht völlig gerchelt. Unsere Missionare bestehen 
darauf, daß den Bewohnern der Stalion ein aus- 
reichend großes Weide= und Gartenland gesichert 
werden müsse, was in Anbetracht der sich mehrenden 
Ansiedler gewiß auch durchaus richtig ist. Die 
frühere Station des Missionars Kremer, Otiombuima 
(Tsumamas), ist jetzt ein Filial von Franzfontein 
geworden, da doch ein ziemlicher Theil der dortigen 
Leute es vorgezogen hat, lieber dort zu bleiben, als 
mit ihrem Missionar nach Oniha zu ziehen. 
Auf Franzfontein, wo die Wirren wegen der 
Häuptlingschaft glücklich ihr Ende erreichten, freilich 
durch die Bestätigung eines der Missionssache nichts 
weniger als freundlich gesinnten Mannes, konnte die 
Gemeinde das 50 jährige Jubiläum ihres Bestehens 
feiern. Am Festtage selbst brachte die ziemlich arme 
Gemeinde ein Dankopfer im Werth von etwa 
1000 Mark dar, womit man eine neue Kirche 
bauen will. 
Was im Uebrigen den inneren Stand der Ge- 
meinden anbetrisst, so steht es damit im Allgemeinen 
leider nicht gut. Zwar auf Otjimbingue berichtet 
Missionar Meyer von stillem und gesegnetem Fort- 
gang seiner Arbeit, dagegen auf den anderen Herero- 
stationen giebt es viel zu klagen. In Okahandja ist 
die Gemeinde sehr zerfahren, in Omburo ebenfalls, 
und auch auf den übhrigen Stationen ist es nicht 
viel besser. Es machen sich offenbar erst jetzt die 
bösen Nachwehen der jahrelangen Kriegszeit, in 
  
welcher eine regelmäßige Pflege der Gemeinden un- 
möglich war, recht bemerklich. 
Für die Ovambomission ist es ein wichtiges 
Jahr gewesen, reich an Leid und Freud. Einer 
unserer beiden dortigen Missionare, Meisenholl, 
hat das Land verlassen müssen und wird wegen 
seiner geschwächten Gesundheit nie wieder dahin 
zurückkehren können. An seine Stelle ist nun doch, 
wie schon oben erwähnt, Missionar Stahlhut ge- 
treten, der auch am besten dafür geeignet war. Nach 
langen Hin= und Herzügen ist er am 18. August 
auf Omupanda angekommen. Derselbe soll Meisen- 
holls Station Ondjiva übernehmen, die aber erst 
neu ausgebaut, vielleicht sogar verlegt werden muß. 
Natürlich werden wir nun bald einen weiteren 
Missionar zur Verstärkung hinsenden müssen, und 
das um so mehr, weil einerseits die Aussichten recht 
erfreulich sind — es konnten im Laufe dieses Jahres 
die 13 Erstlinge auf der Station Omupanda getauft 
werden —, und weil andererseits auch von einem 
benachbarten Stamme, den Uakualnzi, die Bitte um 
Lehrer kommt. Die Stellung, welche die Missionare 
sich in der kurzen Zeit sowohl dem Häuptling Uejulu 
als dem Volke gegenüber erworben haben, giebt zu 
guten Hoffnungen Anlaß. 
Dem 72. Jahresberichte der Gesellschaft zur 
Beförderung der evangelischen Mission 
unter den Heiden (Berlin 1) entnehmen wir über 
die Mission im Kondelande (Deutsch-Ostafrika): 
Die Arbeit in diesem abgelegenen Theile des 
dunklen Erdtheils hat sich auch im vergangenen Jahre 
weiter ausgebreitet und vertieft. Im Februar d. Is. 
langten die gegen Ende des Jahres 1894 aus- 
gesendeten drei Bräute wohlbehalten am Nordende 
des Nyassa an, wo am 9. Februar auf der Station 
Ikombe fröhliche Hochzeit gehalten werden konnte. 
Im Mai sandten wir wieder zwei Handwerker, den 
Tischler Harnoß und den Zimmermann Thiele, 
aus, die unter denselben Bedingungen dienen wie 
ihre beiden Vorgänger. Sie sind in Ikombe im 
August angelangt und haben nun drei Jahre lang 
von dem Tage ihrer Ankunft an alle Arbeiten äußer- 
licher Art zu verrichten, die ihnen bei dem Bau 
oder dem Ausbau von Stationen angewiesen werden. 
Im November aber konnten Missionar Källner 
und die beiden Verlobten der Missionare Wolff 
und Jauer ausgehen, über deren glückliche Ankunft 
in Blantyre Nachrichten eingegangen sind. Der Ge- 
sundheitszustand der acht Missionare und drei 
Schwestern war im verflossenen Jahre im Ganzen 
nicht ungünstig, vielleicht etwas günstiger als im 
Vorjahre. Missionar Nauhaus erfreute sich besseren 
Wohlseins, seit er auf Ikombe arbeitet, während der 
Bruder Schüler und seine Frau in der zweiten 
Hälfte des Jahres auf derselben Station so häufig 
am Fieber erkrankten, daß sie nach der Gebirgs- 
station Muakareri versetzt werden mußten. Ein
	        
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