Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

die Arbeit fortgeführt. Die Station liegt „wie im 
Walde“, so sind die Bäume gewachsen, die gepflanzt 
wurden. 
Hier wie auf Muakareri hatten die Brüder, 
wie auch die jungen Frauen, vom Fieber nicht zu 
leiden. Die Arbeit wurde auf beiden Plätzen in 
derselben Weise geführt. Tägliche Andachten wech- 
selten mit Besuchen in den Dörfern, und an den 
Sonntagen stellte sich immer eine Schaar von Hörern 
bei den Gottesdiensten ein. Auf beiden Stationen 
fanden sich auch täglich viele Kranke ein. Es wuchs 
diese Arbeit übermäßig, so daß die Brüder Heil- 
gehülfen anlernen mußten, durch deren Eintreten 
ihnen viel Zeitaufwand erspart wurde. Wenn auch 
die Liebe und Sorgfalt, mit der man sie behandelt, 
anscheinend meist ohne Dank entgegengenommen 
werden, so ist es doch sicher, daß die Liebe und 
Achtung, welche die Landbevölkerung den Missionaren 
entgegenbringt, zum großen Theil auf den Eindruck 
zurückzuführen ist, den die an diesen Kranken geübte 
Barmherzigkeit auf die Leute macht. Auch wären 
die Missionare sicher nicht so schnell bekannte, ja 
populäre Männer im Lande geworden, wenn sie 
nicht durch diese ärztlichen Hülfsleistungen täglich in 
nähere Berührung mit so vielen Menschen aus allen 
Theilen des Landes gekommen wären. 
Auch über den Anfang unserer Arbeit im Kinga- 
lande, wo die Station Muakagile angelegt worden 
ist, können wir Erfreuliches berichten. Vom 6. bis 
17. Juli machten die Brüder Schumann und 
Wolff von der Station Muakareri aus eine Unter- 
suchungsreise in die östlich vom Kondelande sich er- 
hebende Alpengegend. Steile Gebirgszüge wechseln 
hier mit Hochflächen, wo kühle Luft weht, und 
kürzerer Graswuchs wie der Wald, der sich an 
vielen Bergabhängen hinzieht, muthen den Europäer 
heimathlich an. Hier durchzogen die genannten 
Brüder die Landschaft Buanji (siehe Berliner Missions- 
berichte 1895, S. 471), deren wenige Bewohner als 
scheue Flüchtlinge auf unzugänglichen Berggipfeln 
hausen, und fanden dann im Gebiete des Kinga- 
Häuptlings Bululile freundliche Aufnahme. Sie 
konnten in einer Höhenlage von 6300 Fuß auch 
einen Platz ausfindig machen, der sich zur Anlegung 
einer Missionsstation eignete. Die Missionare Hübner 
und Wolff wurden dann bestimmt, hier ihren Wohn- 
sib zu nehmen. Am 30. Juli verließ der Erst- 
genannte mit 50 Trägern Wangemannshöh und 
erreichte den Platz Muakagile am zweiten Tage. 
Er erhielt den Eindruck, daß der zum Bau aus- 
ersehene Hügel sich in jeder Hinsicht zum Bauplatz 
eigene. Nicht weit entfernt liegt der am stärksten 
bewohnte Strich des Kingalandes. Holz und Bruch- 
steine zum Bau fanden sich in unmittelbarer Nähe. 
on der Station aus kann man einen herrlichen 
Ausblick auf die Gebirgslandschaften genießen, wenn 
nicht Wolken oder die hier so häufig auftretenden 
Nebel Alles verhüllen. Der Oberhäuptling Bululile 
empfing Missionar Hübner mit großer Freundlich- 
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keit, er machte ihm ein Geschenk von einem Rind 
und fügte später noch ein Rind und ein Schaf hinzu. 
Da an Arbeitern kein Mangel war, entschloß sich 
Missionar Hübner, gleich das erste Wohnhaus aus 
Ziegeln herzustellen, von denen in vier Wochen 
38 000 geformt und gebrannt wurden. Da die 
Stürme des Gebirges das Wohnen im Zelt fast 
unmöglich machten, wurde aber zunächst ein kleines 
Häuschen errichtet, wic auch ein Stall für das Vieh. 
Besonders erfreulich ist es, daß gleich der erste 
Gottesdienst, der auf dem neuen Platz gehalten 
werden konnte, von 200 Bakinga besucht wurde, 
welche der Predigt folgen konnten, da hier die 
Kondesprache noch verstanden wird. Auch kam der 
zweitgrößte Häuptling des Gebirges Kierera zu Be- 
such und brachte auch ein Rind als Bewillkomm- 
nungsgeschenk. In seinem Gebiet liegt der Ort des 
Häuptlings Muibuka, welcher von den Brüdern zur 
Anlegung einer zweiten Kingastation in Aussicht ge- 
nommen worden ist. Daß Kierera den Missionar 
besuchte, der sich bei dem ihm bisher feindlichen 
Bululile niedergelassen hatte, zeigt wieder, wie die 
Mission auch in mittelbarer Weise friedestiftend wirkt. 
In den „Documents relatils à la Repression 
de la Traité des Esclaves publiés en exccution 
des artiches LXXXI et suirants de Tacte 
gencral de Bruxgelles“ (1895) finden sich in 
Bezug auf Waffen und Munition folgende ein- 
zelne Verordnungen sowie Statistiken der verschie- 
denen Nationen vor: 
Deutschland. Verfügung des Reichskanzlers, 
betreffend Verbot der Ausfuhr von Waffen Jund 
Schießbedarf, welche für Häfen der Somaliküste oder 
Aethiopien bestimmt sind, aus Deutsch-Ostafrika. 
Verordnung, betreffend das Verbot der Ausfuhr 
von Wassen und Schießbedarf nach Aethiopien (vom 
27. Juli 1895). 
Oesterreich-Ungarn. Runderlaß des Ministers 
des Innern von Ungarn, vom 23. September 1895, 
betreffend das Verbot der Ausfuhr von Waffen und 
Schießbedarf nach Abessinien. 
NRunderlaß des ungarischen Finanzministers an 
die Zollverwaltungsbehörden, betreffend das Verbot 
der Ausfuhr von Waffen und Schießbedarf nach 
Abessinien. 
Kongostaat. Statistik über die während des 
IV. Trimesters 1894 und der ersten drei Trimester 
1895 für den Gebrauch eingeführten und deklarirten 
Feuerwassen und Schießbedarf. 
Frankreich. Senegal. Rapport des Direktors 
der Eingeborenen-Angelegenheiten vom 5. Dezember 
1895, wonach Kriegswaffen und Schießbedarf den 
Eingeborenen nur auf Erlaubniß des Direktors der 
Eingeborenen = Angelegenheiten überliefert werden 
dürsen; der Verkauf der Steinschloßgewehre gestattet, 
der aller gezogenen Waffen aber untersagt ist. 
Französisch-Guinea. Statistische Tafeln, be- 
  
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