Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

im südlichen Waldessaume neben der 1. und 2. Kom- 
pagnie. Während des Buschgefechtes wurden nach- 
weislich von den Witboois erschossen: 1 Khaua, Jo- 
nas Fledermuis, und 6 Hereros. Die Witboois 
hatten keine Verluste. 
Nachdem die Pferde herangebracht waren, begann 
in nordöstlicher Richtung die Verfolgung des Gegners. 
Einige Hundert Stück Rindvieh und einige Gefangene 
wurden eingebracht, im Uebrigen aber eine völlige 
Zersplitterung des fliehenden Gegners festgestellt. 
Im llebrigen verweise ich gehorsamst auf die dem 
Führer der Verfolgungsabtheilungen, Hauptmann 
v. Estorff, am selbigen Tage eingereichte Meldung. 
Ich muß lobend auf das in jeder Beziehung 
tapfere und energische Verhalten meiner Mannschaften 
sowohl wie der Witboois hinweisen. Bewunderungs- 
werth war das geschickte und gewandte Vorgehen der 
Witboois durch die dichten Gebüsche, nie sich dem 
Gegner zeigend, aber doch mit großer Schnelligkeit 
von Busch zu Busch fortdauernd vorspringend. Ich 
unterlasse nicht hervorzuheben, daß der alte Kapitän. 
Witbooi seinen Leuten als einer der Ersten stets mit 
gutem und bravem Beispiel voranging. 
gez. v. Burgsdorff, Premierlientenant. 
Ueber die Landungsverhältnisse in Tsoakbaubmund 
berichtet der Marine-Hafenbaumeister Mönch auf 
Grundlage seiner an Ort und Stelle vorgenommenen 
Untersuchungen Folgendes: 
Das Bett des Tsoakhaubflusses liegt an der Mün- 
dung etwa 2,0 m über Niedrigwasser und ist von 
der See durch eine 3,0 m über Niedrigwasser liegende 
Barre geschieden. Der Grund besteht auf eine Strecke 
von etwa 400 m flußaufwärts aus Sand mit ein- 
zelnen flachen Thonlöchern — Ueberresten der vom 
Flusse heruntergebrachten Sinkstofse. Hier entwickelt 
sich ein reichlicher Pflanzenwuchs. Es sind jedoch 
nur wenige zum Viehfutter geeignete Arten vertreten. 
Weiler oben ist das Flußbett in Kalkstein einge- 
schnitten. Das linke Ufer ist flach, während das 
rechte sich steil bis zu 10 m Höhe erhebt. In der 
Ablenkung, die der Wind — herrschende Windrich- 
tung ist Südwest — an diesem steilen Ufer erfährt, 
ist aller Wahrscheinlichkeit nach die Ursache dafür zu 
suchen, daß die Wanderdünen nicht auf das rechte 
Ufer übertreten. Im unteren Theile des Bettes, 
nahe dem Meerc, ist in etwa 0,75 m Tiefe gutes 
Trinkwasser zu finden, das zur Zeit aus eingegra- 
benen Jässern ohne Boden geschöpft wird. Das 
Wasser ist kaum merkbar brackig und es läßt dieser 
Umstand darauf schließen, daß es unterirdisch stets 
fließend ist, da es sonst durch dic höher ansteigenden 
Fluthen verdorben werden würde. In Zeiträumen 
von durchschnittlich sieben Jahren soll der Fluß auch 
oberirdisch für kurze Zeit fließen oder „abkommen“, 
wie man es nennt. 
  
495 — 
Vom Tsoakhaub ab südwärts bestehen die dem 
Strande vorgelagerten Klippen nicht mehr aus Granit, 
sondern aus Kalkstein. Derselbe ist stark zerklüftet 
und ausgewaschen. Die Wanderdünen, die von hier 
ab in fortlaufendem Zuge die Küste begleiten und 
stellenweise unmittelbar an den Strand herantreten, 
bestehen aus außerordentlich seinem Flugsande und 
verändern fortwährend ihre Gestalt. 
Hinsichtlich der Zugänglichkeit vom Innern her 
hat die Landestelle von Tsoakhaubmund wichtige Vor- 
züge dem englischen Konkurrenzhafen Walfischbai 
gegenüber. In der Nähe von Tsoakhaubmund, bei 
Nonadas, für einen Fußgänger in 1 1½ Stunden zu 
erreichen, liegt im Bett des Tsoakhaubflusses eine nie- 
drige mit reichlichem Pflanzemwuchs überzogene Wiesen- 
fläche von beträchtlicher Ausdehnung, woselbst auch 
Wasser von guter Beschaffenhcit etwa 0,5 m tief 
unter der Oberfläche stets zu finden ist. Der Weg 
von hier zur Küste führt mit Ausnahme einer karzen 
Strecke über festen Felsboden. Nach dem Innern 
zu hat man zunächst das Flußbett zu durchkreuzen 
und kommt dann in allmählichem Anstieg wieder auf 
die Namibfläche. Hier verläuft der Weg auf festem 
Boden weiter nach Kanikontis, der nächsten, bequem 
zu erreichenden Wasserstelle im Flußbett des Tsoakhaub. 
Von hier zweigt der am meisten befahrene Weg nach 
Walfischbai ab. Auch in der Nähe der Mündung 
ist, wic bereits erwähnt, Wasser und Futter vor- 
handen. Solange noch der ganze Transport nach 
dem Innern lediglich durch Ochsenfuhrwerke bewirkt 
wird, ist dieser Umstand von ganz besonderer Be- 
dentung. Aber auch wenn später die Transportart 
eine andere werden sollte, ist immer für einen Hafen 
die Möglichkeit zu reichlicher Wasserversorgung und 
zur Ernährung des nöthigen Schlachtviehes so wichtig, 
daß sie bei der Wahl einer Landestelle nicht aus 
dem Auge gelassen werden darf. 
Viel ungünstiger liegen die Verhältnisse für Wal- 
fischbai. Die Niederlassung ist von allen Seiten von 
Wanderdünen umschlossen. Dieselben müssen von den 
schwer beladenen Frachtwagen durchfahren werden. 
Hinter den Dünen schließt sich zunächst die sogenannte 
Plüm, eine von tiesem Flugsande bedeckte weite Ebene, 
dann die zwar feste, aber jeden Pflanzenwuchses ent- 
behrende, wasserlose Namib an. Von der letzten 
Wasserstelle Kanikontis ab finden die Zugthiere keinen 
Grashalm und keinen Tropfen Wasser mehr. Erst 
in Sandfontein, einer Hottentottenniederlassung ganz 
in der Nähe von Walfischbai, giebt es Wasser, das 
indessen stark brackig schmeckt. Die Thiere trinien es 
zwar gern, aber es soll sie — namentlich Pferde — 
mehr erschlaffen als stärken. Zur Fütterung müssen 
die Frachtfahrer aus dem Innern Heu, d. h. auf 
dem Halm getrocknetes Gras, mitnehmen. Eine 
Fahrt von Kanikontis nach Walfischbai und zurück 
erfordert mindestens 24 Stunden. Es ist begreiflich, 
daß auf dieser Strecke in dem glühenden Sande und 
der im Schutz der Dünen oft unerträglichen Hitze 
die Kräfte der Zugthiere, bis zum Uebermaß ange-
	        
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