Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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gebildete Brücke unmöglich zu machen. Wollte man 
aber die Brücke in einer der klippenfreien Landestellen 
erbauen, so würde damit der Vortheil, den diese 
tiefen und verhältnißmäßig ruhigen Wasserrinnen 
bieten, verloren gehen, und die Brücke müßte ent- 
sprechend länger werden. Ob die Kosten für die 
Eisenkonstruktion unter diesen Umständen, namentlich 
auch im Hinblick auf die bei der Landung der Eisen- 
theile jetzt noch bestehenden Schwierigkeiten, nicht 
ebenso hoch werden würden wie diejenigen einer 
Mole, für welche geeignetes Steinmaterial in der 
Nähe vorhanden ist, erscheint nicht ganz umwahr- 
scheinlich. Es weisen sonach die Umstände gebieterisch 
auf einen Steinbau hin, und es bleiben nur noch 
diejenigen Verhältuisse zu untersuchen, welche auf die 
spezielle Konstruktion des Bauwerks und die Wahl 
der Baustelle von Einfluß sind. 
Zunächst ist die Gestalt der Uferlinie zu beachten. 
Dieselbe ist eine sehr flache Konkave, im Süden von 
dem energisch vorspringenden englischen Ufer, im 
Norden von einem sanft gerundeten Landvorsprung 
begrenzt. Sie ist jedoch keine stetige Kurve, sondern 
zeigt verschiedene Vorsprünge und Einbuchtungen. 
Die größte der letzteren, allem Anschein nach eine 
ehemalige Lagune, liegt etwa 3 km nördlich von 
Tsoakhaubmund. Daselbst lagert nahe am Strande, 
wie nebenbei bemerkt werden mag, alter durch Ver- 
witterung schon zerfallener Guano in größerer Menge. 
Die Wellenbewegung bei Tsoakhaubmund wird von 
den hier herrschenden Winden nur ganz unbedeutend 
beeinflußt und scheint aus südlicher gelegenen Meeres- 
theilen sich hierher fortzupflanzen. Die Dünung 
läuft immer aus südwestlicher Richtung und zeigt im 
Uebrigen nur die an einer Küste allgemein auftre- 
tenden Ablenkungen auf das User zu. Ohne beson- 
dere Anzeichen ändert sich die Stärke der Bewegung 
oft in einigen Stunden. Meistens war am Tage 
vor dem Eintritt schweren Secgangs die Meeresfläche 
fast spiegelglatt, und nur die in ungeheuerer Zahl 
am Ufer sich einfindenden Seevögel ließen auf einen 
Umschlag schließen. Die Brandungsverhältnisse sind 
an anderer Stelle schon beschrieben. Es mag noch 
erwähnt werden, daß die Stärke der Brandung so- 
wohl südlich als nördlich von Tsoakhaubmund zuzu- 
nehmen scheint. 
Der Fluthwechsel beträgt bei den Springfluthen 
des Sommers höchstens 1,5 m. Die hierüber von 
anderen Seiten gemachten Angaben sind sehr ver- 
schieden, wahrscheinlich weil die Beobachtungen in 
dem fortwährend bewegten Wasser schwer genau zu 
machen sind. Obige Zahl ist das Resultat sorgfäl- 
tigster persönlicher Ermittelungen. Die Hafenzeit ist 
etwa 1 Uhr 45 Minuten. 
Die herrschende Windrichtung ist die südwestliche. 
Während am Morgen Windstille oder eine leichte 
nördliche Brise herrscht, setzt regelmäßig um die 
Mittagszeit der Südwest ein. Die größte von Un- 
terzeichnetem beobachtete Stärke desselben war 5 der 
zwölftheiligen Beaufortschen Skaln. Zur Winterzeit 
  
treten zeitweilig Ostwinde auf und bringen große 
Hitze sowie eine ungehenere Menge Staubsand mit 
sich, der weit in das Meer hinausgetragen wird und 
die auf der Rhede liegenden Schiffe mit einer dicken 
Staubschicht überzieht. Der Staub in der Luft soll 
zuweilen so dicht sein, daß man auf 25 m Entfernung 
nichts mehr unterscheiden kann. Die Temperatur 
zeigt tägliche Schwankungen bis zu 15% C., die 
meistens kurz nach Sonnenaufgang oder kurz vor 
Sonnenuntergang sich bemerkbar machen. Im Winter 
soll zuweilen die Temperatur unter Null sinken. 
Regenfall ist äußerst selten. In der Zeit von No- 
vember 1895 bis April 1896 regnete es zweimal, 
das erste Mal ergab sich ein Niederschlag von 
0,1 mm, das andere Mal war der Niederschlag nicht 
meßbar. Dagegen treten sehr häufig nächtliche Nic- 
derschläge durch Nebel auf, welche 0,1 mm und 
darüber betragen. 
Die Tiefenverhältnisse der See sind als günstig 
zu bezeichnen. Vor der äußeren Klippenreihe fällt 
der Seegrund ziemlich steil ab. Die mehrfach er- 
wähnten Einschnitte, welche die Landestellen bilden, 
ziehen sich im Sceboden weiter fort und bilden schon 
ziemlich weit draußen vertiefte Rinnen. 
Die Strömungen vor Tsoakhaubmund sind eigen- 
artiger Natur. Die an der Westküste Südafrikas 
vorhandenc kalte nördliche Strömung kann bis etwa 
1500 m von der Küste nicht nachgewiesen werden. 
Die vorhandenen Strömungen scheinen Wirbelbewe- 
gungen oder Wellenströmungen lokaler Natur zu 
sein, deren Ursachen in der als flache Bucht sich dar- 
stellenden Form der Uferlinie zu suchen sind. Die 
genauere Erforschung der Gesammtverhältnisse im 
Allgemeinen mußte leider aus Mangel an einem 
geeigneten Fahrzeuge unterbleiben. Hart an der 
Küste läuft ein nördlicher Strom mit einer Geschwin- 
digkeit von 360 bis 600 m in der Stunde. Der 
Strom versetzt bei auflaufendem Wasser stark auf die 
Küste zu und ist beim Ein= und Ausfahren der Boote 
gefährlich. Diese Strömung ist allmählich abnehmend 
bis etwa 500 m vom Strande nachweisbar. Von 
da ab nach der See zu sind nur südliche Strömungen 
mit Geschwindigkeiten bis 720 m in der Stunde ge- 
funden worden. Es gewinnt danach den Auschein, 
als ob der Hauptstrom annähernd in der Sehne der 
Bucht verlaufend, beim Auftreffen auf das vortre- 
tende Ufer im Norden sich spaltet und einen Ast 
nach Süden entsendet, der wieder weitere Spaltungen 
erleidet. 
Die fast an allen Meeresufern zu beobachtende 
Fortbewegungen von Sand und Geröll ist auch hier 
vorhanden. Dieselbe ist indessen sehr schwach. Es 
hat den Anschein, als ob die mit dem Küstenstrom 
von Süden kommenden Sandmassen zwischen den aus 
stark ausgefressenem Kalkstein bestehenden Klippen 
südlich von der Tsoakhaubmündung zum größten Theil 
aufgefangen und von hier den Dünen zugeführt 
werden, während der Rest von dem oben erwähnten 
Hauptstrom in größerer Tiefe vorbeigeführt wird.
	        
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