Das Kaiserliche Gouvernement bemerkt dazu,
daß, wie aus den neueren Nachrichten des Lieutenants
Dominik hervorgeht, die Nuhe im Yauündelande
wieder vollständig hergestellt und die Straße
Yaunde — Kribi sicher ist. Der Häuptling Tunga
wird vorläufig in Kamerun zurückbehalten. Er wohnt
in der Kaserne und darf in Begleitung eines Sol-
daten ausgehen. Die in Kamerun empfangenen
Eindrücke haben Tunga wesentlich umgestimmt, so
daß er schon den Wunsch ausgesprochen, er möchte
auch einmal Deutschland besuchen. Durch den Bruder
Tungas, Bam Bam, welcher sreiwillig mit nach
Kamerun gekommen war, sind die Ngumbalente an-
gewiesen worden, zunächst den Weg Kribi — Bipindi
vollständig zu reinigen und möglichst eben herzustellen.
Die RNgumbaleute sind zur Zeit an dieser Arbeit.
Nach Fertigstellung des Weges soll Tunga wieder
freigelassen werden unter der Bedingung, daß er stets
die Straße durch sein Land offen hält, keine Kara-
wanen belästigt, durchziehenden Regierungskarawanen
Unterkunft und Verpflegung gewährt und sich den
Anordnungen der Station Lolodorf unbedingt
unterwirft.
Rus dem Bereiche der Missionen und
der Ankiskhlaverei-Bewegung.
Nach Mittheilungen aus „Unter dem rothen
Kreuz“ ist Schwester Leonore in Kamerun in Er-
holungsurlaub gegangen. Es sind dorthin die
Schwestern Elise Weidner, Johanna Wittum und
Elise Franke abgereist.
Das Nachtigal-Krankenhaus in Klein-Popo hat
jetzt neun Betten für Europäer ausgestellt, die zeit-
weilig sämmtlich belegt waren. Besonders zahlreich
ist nach „Unter dem rothen Kreuz“ der Andrang
von Kranken aus Dahomoy.
Ueber die Schwierigkeiten der Missionsarbeit
in Kamerun erzählte Missionar Schuler am Jahres=
feste der Basler Mission: *)
Auf so einer ersten Reise giebt es allerlei, an das
sich der Neuling gewöhnen muß. Die Kost besleht
fast ausschließlich aus Landeskost, das Bett aus einem
Brett. Der Quälgeister in einer Negerhütte sind
viele! Moskitos und Mäuse lassen einem bei Nacht
beinahe keine Ruhe. Einmal wurden wir auf einer
späteren Reise mitten in der Nacht von Wander=
ameisen überfallen und schrecklich gequält, so daß wir
in eine Nachbarhütte fliehen mußten.
Neben der Reisepredigt begannen wir, den Bau-
platz (am Sannaga) zu reinigen. Da gub's nun
auch wieder Schwierigkeiten geung. Als wir nach
*) Vericht über die christlichen Jahresfeste in Basel
vom 29. Juni bis 2. Juli 1896.
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langen Unterhandlungen Arbeiter gedungen hatten und
diese beginnen wollten, den Platz zu säubern, rannte
ein Mann daher, machte einen schrecklichen Lärm und
sagte unter allerlei Gestikulationen, wir sollten, ehe
wir anfingen, ihm zuerst den Kopf abschneiden. Er
rannte unter die Arbeiter hinein, und wir waren
genöthigt, vorerst die Arbeit einzustellen und den
Mann anzuhören. Nun kam heraus, daß der Bau-
platz, den der Häuptling uns verkauft hatte, diesem
Mann gehörte, und daß der Häuptling die ganze
Bezahlung für sich eingesteckt habe. Wir mußten
dem Manne zuerst noch etwas geben, das der Häupt-
ling zurückzubezahlen versprach; dann konnten die
Arbeiker weiter machen. Gegen 9 Uhr waren aber
plöhlich alle verschwunden. Nach langem Suchen
und Fragen fanden wir einen, den wir fragten,
warum sie denn nicht arbeiteten; wir hätten ja aus-
gemacht, daß sie den ganzen Tag arbeiten müßten
für den bestimmten Lohn. Da lachte er laut auf
und sagte, bei ihnen sei das nicht Brauch, den ganzen
Tag zu arbeiten. Die Bakokos arbeiten bis gegen 9 Uhr,
dann baden und essen sie, und danach pflegen sie der
Ruhe. Es kostete viel Mühe, bis wir die Leute so
weit brachten, daß sie den ganzen Tag arbeiteten.
Wir begannen zunächst eine Lehmhütte zu bauen,
die als provisorische Wohnung dienen sollte. Da
wir sie nicht fertig brachten, verakkordirten wir den
Rest der Arbeit, den sie in 14 Tagen fertig zu
machen versprachen. Als wir aber im Juli wieder-
kamen, war noch nichts daran gemacht. Ja als am
7. Januar des folgenden Jahres (1892), — denn da-
mals erst konnten wir unsere Station endgültig be-
ziehen —, Missionar Schkölziger und ich aufzogen,
war die Lehmhütte noch nicht fertig. Wir waren für
den Anfang wieder auf die Hütte des Häuptlings an-
gewiesen, bis unsere Lehmhütte fertig war. In dieser
Lehmhütte wohnten wir dann beinahe ein halbes
Jahr. Da war natürlich Alles sehr primitiv, vom
Tisch im Wohnzimmer an, der aus einer Thür auf
zwei Kisten bestand, bis zum Herd in der Kiche,
einem alten Fenstergitter auf zwei kleinen Lehm-
mauern. Dabei war unser Zimmer zugleich Auf-
bewahrungsort für die Tauschwaaren zum Bezahlen
der Arbeiter, für Werkzeuge, für Reis und Salzfische,
die den Arbeitern als Kost gereicht wurden. Oft
sehlte es uns am Nöthigsten. Der Bau unseres
Hauses ging, wenn auch unter vielen Schwierigkeiten,
vorwärts. —
Dem Jahresberichte der Basler Mission vom
1. Juli entnehmen wir Folgendes: Die Station
Anum zählt nun infolge von 124 Heidentaufen im ver-
gangenen Jahre in ihrem ausgedehnten Gebiete auf
dem linken Ufer des Volta über 1000 Christen.
Die bedeutendsten Fortschritte wurden in dem zu
Deutsch-Togo gehörigen nördlichen Theile des Sta-
tionsgebietes gemacht. Dort konnte auch der Ort
Guamang in der Landschaft Boem neu besetzt werden.
Durch mehrere größere Reisen nach Norden und