Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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Nordosten, nach Kraschi und Adele und in die an 
letzteres sich anschließenden Landschaften wurde ein 
ansehnliches Gebiet erkundet und vernahm erstmals 
etwas vom Evangelium. Missionar Mischlich hat 
sich nun in Adele zunächst in Bismarckburg nieder- 
gelassen, um die umliegenden Länder zu bereisen. 
In Ntschumurn in Nkonya blüht die Schule unter 
einem wackeren jungen Lehrer auf, und die Bevöl- 
kerung wird dort dem Christenthum geneigter. 
Während früher die Predigt unwirksam zu sein 
schien, wird sie jetzt von den jungen Leuten beachtet. 
Ueberraschend ist der Aufschwung der Außenstation 
Kpando. Noch vor fünf Jahren war von dieser 
Stadt mit ihrer aus Heiden und Mohammedanern 
gemischten Bevölkerung nicht viel zu erwarten. Jetzt 
ist dort eine blühende Gemeinde, die sich in cinem 
besonderen Christendorf angesiedelt hat. Die Seele 
derselben ist der wackere Gemeindeälteste Georg 
Amana. Sonntags pflegt er die Zuhörer um sich 
zu versammeln, um ihnen die in Tschi gehaltene 
Predigt noch einmal in ihrer Muttersprache Ephe 
zu wiederholen und insbesondere den Weibern noch 
weiter zu erklären. Die ganze Gemeinde Kpando 
geht in die Sonntagsschule, um wenigstens noch lesen 
zu lernen. 
In der Kamerunmission waren die wichtigsten 
Ereignisse der Wiederaufbau von Buca, die Grund- 
legung zur Mission in Nyasoso und das Vordringen 
nach Edia. 
Es war ein empfindlicher Schaden für uns, als 
im Jahre 1891 infolge der Gravenreuthschen Expe- 
dition unsere Erholungsstation Buca von den Ba- 
kwiri zerstört wurde. Die Unsicherheit der Zustände 
im Gebirge ließ einen Wiederaufbau lange nicht zu. 
Erst im letzten Jahre konnte derselbe durch unseren 
Baumeister Missionar Schmid begonnen und in 
diesem Jahre der Hauptsache nach beendigt werden. 
Die Station wird, wie wir hoffen, nicht nur den in 
den ungesunden Niederungen vom Fieber schwer 
heimgesuchten Geschwistern eine gute Erholungsstärte 
in der gesunden Gebirgsluft bieten, sondern auch der 
Mittelpunkt für die Mission unter den Gebirgs- 
bewohnern werden, so daß ihre Errichtung auch für 
die Bakwirimission eine neue Zeit herbeiführen wird. 
Eine Reise des Missionars Autenrieth von Mangamba 
aus in nördlicher Nichtung nach dem Rkosiland hatte 
den unerwartet glücklichen Erfolg, daß dort mit Hülfe 
der Eingeborenen in Nyasoso ein Bretterhaus gebaut 
werden konnte, das den Missionaren wenigstens für 
einige Zeit, bis ein besseres Missionshaus errichtet 
ist, zur Wohnung dienen kann. Es ist damit ein 
bedeutender Schritt ins Innere hinein gethan und zu 
eimem ganz neuen Volke und in eine gesundere Ge- 
geud Bahn gebrochen worden. 
Auch das Vordringen nach Edia am Sannaga 
von Lobethal aus erfolgte unerwartet und wurde 
uns besonders ermöglicht durch das äußerst freund- 
liche Entgegenkommen eines deutschen Kaufmanns, 
des Herrn Jürs, der uns einen ihm gehörigen 
  
Hügel an den Ediafällen zur Errichtung der Station 
gegen einen kleinen Kaufpreis, den er uns dann 
wicder zum Bau einer Schule überließ, abtrat. Wir 
hoffen noch in diesem Jahre mit Errichtung eines 
Hauses und somit Gründung der Station Jürshöhe 
beginnen zu können. 
Neben den erwähnten drei Hauptereignissen ist 
noch mancher schöne Fortschritt zu erwähnen, so die 
Ausdehnung der Arbeit von Lobethal aus in südlicher 
Richtung gegen Klein-Batanga hin, der Eintritt der 
Station Bethel oder Bonaku in ein neues Arbeits- 
seld am Donga, einem zwischen dem Lungasi und 
dem Sannaga in gleicher Richtung wie diese laufen- 
den Flusse, wo zunächst einmal in einer Schule 
10 Kinder gesammelt werden konnten, sodann die 
Anbahnung einer Niederlassung in Bombe am oberen 
Mongo von Bonaberi aus, unter Anderem zur Ar- 
beit unter dem empfänglichen Stamm der Balongs. 
Diese Unternehmung wurde freilich durch dic schwere 
Krankheit des Missionars Graf aufgehalten, konnteaber 
in diesem Jahre durch Missionar Lauffer wieder 
aufgenommen werden. 
Die meisten Heidentaufen hatte Lobethal mit 129; 
von Victoria fehlt der Bericht, die drei übrigen 
Stationen hatten je 50 bis 60; doch zeigen schmerz- 
liche Erfahrungen in Vonaberi, wo viele Aus- 
schließungen nöthig wurden, daß man mit dem Taufen 
nicht zu rasch vorgehen darf. Bezüglich der inneren 
Entwickelung ist hervorzuheben das schöne Gedeihen 
der Kostschule in Lobethal, die im Jahre 1894 ge- 
gründet wurde. Die Jungen dort haben Erfreuliches 
namentlich im Erlernen der deutschen Sprache ge- 
leistet, doch mus darauf geachtet werden, daß ihrem 
Verlangen, Deutsch zu lernen, nicht in einseitiger 
Weisc mit Vernachlässigung des Dualla oder gar mit 
Beeinträchtigung der religiösen Unterweisung ent- 
sprochen werde. Neben der geistigen Bildung geht 
die zum sittlichen Gedeihen der Zöglinge dienende 
und die Erhaltung der Anstalt ökonomisch erleichternde 
Erziehung zur Arbeit her. Täglich arbeiten die 
Jungen in der Kakaopflanzung oder an der Instand- 
haltung des Stationslandes oder lernen im Tischler- 
schuppen mit Säge und Hobel umgehen. Die Anstalt 
hatie Anfang des Jahres 1896 80 Schüler. 
Von der Außenstation Nkom am Fluß Mabombe 
im Abolande aus hat sich die Gottessache in die 
umliegenden Dörser von Ndogripenda verbreitet, so 
daß sich bereits in einigen derselben „Gottesmänner“ 
befinden. Der Lehrer in Nkom hat schon zwei 
Schulen im Gange. Auch die Wurichristen haben 
sich nun den Missionsbestrebungen der Aboleute an- 
geschlossen, was auch als Anzeichen regeren Lebens 
bei ihnen selbst zu begrüßen ist. In Bonakwasi 
haben die Abochristen einc Kapelle ganz aus eigenen 
Mitteln errichtet und einen Lehrer mit 15 Mark 
Gehalt monatlich angestellt. Seit sie sich für diesen 
Zweck freiwillig eine Kopfsteuer auferlegt haben, geht 
die pflichtmäßige Steuer von 6 Mark noch leichter 
als vorher ein. Die Errichtung von Kapellen und
	        
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