Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

Sihung des Kolvnialraths. 
Der Kolonialrath trat am Montag, den 19. Ok- 
tober, morgens 10 Uhr, in Anwesenheit der Mit- 
glieder der Kolonial-Abtheilung des Auswärtigen 
Amtes zu seiner Herbsttagung zusammen. Es ge- 
hören ihm gegenwärtig als Mitglieder an: 
1. Herr Ministerial-Präsident a. D. Wirklicher Geheimer 
Nath Dr. v. Grimm, Karlsruhe 
2. eheimer Kommerzienrath v. 
Berlin, Thiergartenstr. 31. 
ernsheim, Direktor der Jaluit-Gesellschaft, 
amburg. 
Wirklicher Geheimer Rath, Staatssekretär a. D. 
Dr. Herzog. Berlin, Magdeburgerstr. 2. 
Domkapitular Professor Dr. Hespers, Cöln. 
Bankier Karl v. d. Heydt, Berlin, Von der 
Heydtstraße. 
Staatsminister v. Hofmann, Verlin, Nürn- 
bergerstr. 63, III. 
Wirklicher Geheimer Nath, Staatssekretär a. D. 
Dr. v. Jacobi, Berlin, Karlsbad 14. 
eheimer Ober-Postrath Kraetke, vortragender 
Nath im Reichspostamt, Berlin, Leipzigerstr. 15. 
eheimer Kommerzienrath Michels, Cöln. 
direktor der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft 
eheimer Kommerzienrath Lucas, Berlin, 
Behrenstr. 16. 
2. Seine Hoheit der Herzog Johann Albrecht von 
Mecklenburg-Schwerin. 
13. Herr Hofrath Dr. Mehnert, Direktor des landwirth- 
Hastlichen Kreditvereins im Königreich Sachsen, 
resde 
Hansemann, 
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—— 
  
— 
  
  
n. 
14. .. Geheimer Kommerzienrath Dr. Oechelhäuser, 
essau. 
15. - Oberst v. Palézieux, Flügeladjutant Sr. Königl. 
Hoheit des Großherzogs von Sachsen, Weimar. 
16. Geheimer Negierungsrath Professor Dr. Freiherr 
v. Richthofen, Berlin, Kurfürstenstr. 117. 
17. Rechtsanwalt Dr. Scharlach, Hamburg. 
18. Vizeadmiral z. D. Schering, Kiel. 
19. Professor Dr. Ebert, Berlin. 
20. Professor Dr. Schweinfurth, Berlin, Pots- 
damerstr. 75 
21. P. Staudinger, Berlin, Nollendorfstr. 33. 
22. Kaufmann Johannes Thormählen, Hamburg. 
23. Regierungsrath a. D. Freiherr v. Tucher, 
Nürnberg. · 
24. Konsul a. D. Vohsen, Verlin, Königgrätzerstr. 124. 
25. Kaufmann Adolf Woermann, Hamburg, Große 
Reichenstr. 23/27. · 
26. Dr. Wiegand, Direklor des Norddeutschen Lloyd, 
Bremen. " 
27. .Geheimer Regierungsrath Simon, Berlin. 
28. Drr. phil. Hindorf, VBerlin. 
Davon waren entschuldigt Direktor Dr. Wiegand 
und Oberst v. Palczieux. 
Der Vorsitzende, Ministerialdirektor Dr. Kayser, 
eröffnete die Sitzung mit der Mittheilung, daß 
Dr. Schröder aus dem Kolonialrath ausgeschieden 
sei, und begrüßte die neu eingetretenen Mitglieder, 
die Herren Geheimer Regierungsrath Simon, 
I)r. Hindorf und Professor Ebert. Er knüpfte 
daran eine längere Ansprache, in welcher er dem 
Kolonialrath von seinem bevorstehenden Scheiden 
aus der Kolonialverwaltung Mittheilung machte und 
über die Entwickelung unserer Schutzgebiete während 
seiner Amtsführung folgende Uebersicht gab: 
  
671 — 
Bei Uebernahme meiner Verwaltung waren 
die Einnahmen in Kamerun 278 000 Mark, 
sie sind in diesem Etatsjahr auf 640 000 Mk. 
gestiegen; in Togo betrugen sie für 1890/91 
93 500 Mk. und belaufen sich in diesem Etatsjahr 
auf 380 000 Mk. In Südwestafrika beliefen sich 
die Einnahmen 1890/91 auf 1200 Mk., in dem 
laufenden Etatsjahr auf 386 000 Mk. In Ostafrika 
sind die Einnahmen während der ganzen Zeit fast 
ständig geblieben, was aber insofern eine Steigerung 
bedeutet, als der Rupiekurs einen erheblichen Sturz 
erlitten hat, der seither fast 25 pCt. beträgt. Dem 
allmählich wachsenden Interesse des Reichstages für 
die Kolonien entspricht die Erhöhung des Reichs- 
zuschusses, woraus hervorgeht, daß das Vertrauen 
zu der Entwickelung unserer Schutzgebiete und zu der 
Verwaltung der Kolonien dauernd gestiegen ist. Wäh- 
rend im Jahre 1890/91 von dem Reiche etwa- 
2¾ Millionen für die deutschen Kolonien verwendet 
worden sind, hat die Aufwendung im Jahre 1896/97 
etwa 9½ Millionen betragen. Diesen erhöhten Auf- 
wendungen entspricht aber auch der wirthschaftliche 
und kulturelle Fortschritt. In allen unseren Kolo- 
nien ist die Zahl der Stationen im Innern gewachsen. 
Von 4 Stationen, die im Jahre 1890/91 in Ost- 
afrika bestanden, ist die Zahl im Jahre 1896/97 auf 
19 gestiegen; in Kamerun von 2 auf 10, in Togo 
von 2 auf 5, in Südwestafrika von 1 auf 26. Den 
gleichen Fortschritt machte das Anwachsen der weißen 
Bevölkerung; sie betrug in Kamerun im Jahre 1890 
105 und stieg auf 230 im Jahre 1896. In Togo 
35 und im Jahre 1896 96. In Südwestafrika im 
Jahre 1890 450 und im Jahre 1896 2025. Für 
Ostafrika liegt eine solche Statistik nicht mit Genauig- 
keit vor. Wenn aber im Jahre 1894 die weiße 
Bevölkerung auf 750 Köpfe geschätzt wurde, so darf 
man annehmen, daß diese Zahl das Sechsfache der 
Anfangsbevölkerung darstellt. Auch die Zahl der 
Handelsfirmen hat sich in allen Schutzgebieten ver- 
größert. Während in dem Jahre 1890 an der ost- 
afrikanischen Küste nur die Ostafrikanische Gesellschaft 
mit ihren Stationen thätig war, sind im Jahre 1896/97 
13 selbständige Firmen vorhanden. Die elf Kamerun= 
firmen des Jahres 1890 haben sich um fünf deutsche 
vermehrt. In Togo wuchs die Zahl der Firmen 
von 11 auf 18, in Südwestafrika von 12 auf 23. 
Der Handelsverkehr unserer Kolonien beträgt im 
Gesammtumsatz über 30 Mill. Mk., wovon 10 Mill. 
auf das deutsche Zollgebiet fallen, welches im Jahre 
1890 an diesem Handel mit einem kaum nennens- 
werthen Betrage betheiligt war. Von Plantagen- 
unternehmungen war im Jahre 1890 noch nirgends 
die Rede. In Ostafrika sind jetzt 16 derartige Unter- 
nehmungen im Gange und Gesellschaften dabei thätig, 
deren Grundkapital allein für diese Zwecke mehr als 
acht Millionen beträgt. In Kamerun sind ebenfalls 
sieben Plantagenunternehmungen im Gange. In Togo 
sind diese Unternehmungen auf acht gewachsen. Ueber 
die in Südwestafrika thätigen Gesellschaften und deren
	        
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