Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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die für die Eingeborenen nicht einfahrbar sind. Der 
tiefste ist ein Trichter in Bugabu: oben auf dem 
kahlen Plateau sieht man plötzlich im Grase ein kreis- 
rundes Loch von Gm Durchmesser; senkrecht stürzen 
die glatten Quarzitwände 40 m in die Tiefe; unten 
gehen verschiedene Röhren thalwärts. Diese Höhle 
dient speziell dazu, schweren Verbrechern ein grauen= 
volles Ende zu bereiten: man bindet ihnen Arme 
und Beine und stürzt sie hinein. 
Die größte Höhle ist die bei Nianga innerhalb 
einer malerisch schönen Urwaldparzelle mit westafri- 
kanischer Flora gelegen: durch ein großes Felsenthor, 
dessen Decke — vulkanischer Tuff — durch die 
Wurzeln eines Urwaldriesen durchbrochen ist, steigt 
man allmählich hinab, bis sich zwei Röhren abzweigen, 
die eine kann bequem 400 Menschen, die andere 
60 Ochsen beherbergen. Die Decken der Röhren 
sind durch Sickerwasser gespalten, an den Spalten 
sieht man lappenartige Anhänge wie Tropfstein. 
Der Grund ist eingeschwemmte nasse Erde mit fließen- 
dem Wasser und es ist daher bewundernswerth, wie 
sich Menschen ohne Schädigung ihrer Gesundheit hier 
lange aufhalten können. Die Höhlen, welche, wie 
gesagt, nur in den Landschaften Kjamtnara und Bu- 
gabu sich vorfinden, sind oben auf dem Plateau, an 
den Abhängen und unten; die kreisrunden Trichter 
und Röhren kann ich mir nur so erklären, daß sie 
den Weg vulkanischer, flüssiger Masse darstellten und 
früher gefüllt waren; dafür spräche auch die Decke 
vulkanischer Tuffe, die über dem ganzen Lande aus- 
gebreitet ist. Ueber den geologischen Aufbau des 
Plateaus werde ich später detaillirt berichten. 
Besuch des englischen Admirals Rawson 
in Dar-es-Salm. 
Die „Sansibar-Gazette“ veröffentlicht unter dem 
30. September d. Is. folgenden Bericht über einen 
Besuch des englischen Admirals Rawson in Dar- 
es-Saläm: 
„Dienstag Morgen um 6 Uhr verließ das Flagg= 
schiff den Hafen von Sansibar mit Bestimmung nach 
Dar-es = Saläm, woselbst der Admiral dem stell- 
vertretenden Gouverneur, v. Bennigsen, elnen 
Besuch abstatten wollte. Basil S. Cave, der ver- 
vertretende diplomatische Agent und Generalkonsul in 
Sansibar, Brigadegeneral Raikes und Archdeakon 
Farler waren zu dieser Gelegenheit als Gäste des 
Admiralsan Bord. Mit etwa 10 Meilen Fahrt erreichte 
das Flaggschiff kurz vor 10 Uhr den Außenhafen 
von Dar-zes-Saläm, wo der „Racoon“, der Sansibar 
am vorhergehenden Tage verlassen hatte, bereits 
ankerte; beim Ankerfallen wurde ein Salut von 
21 Schuß abgegeben, während das Musilkorps 
muntere Weisen spielte. Der Admiral begab sich 
mit Kapitän Egerton und den Offizieren seines 
  
Stabes, ferner mit Frau und Fräulein Rawson 
und den Gästen an Bord des „Racoon“, welcher 
sofort Anker aufging und in den inneren Hafen 
einlief. Als das Schiff die Landzunge, auf welcher 
das Gouvernementshaus und die dazu gehörigen 
Gebäude gelegen sind, umlief, kam die Stadt voll 
in Sicht. Im Hafen lag S. M. S. „Seeadler“ zu 
Anker, außerdem noch eine zahlreiche deutsche Segel- 
schiffflotte. Das Fort an Land gab dann seinen 
Salut, während man die Boote von der Landungs- 
brücke des Gouvernements, sowie vom „Seeadler“, 
ankommen sah, Letzteres brachte den beliebten Kapitän, 
der den Admiral bewillkommnete. 
Alle begaben sich alsdann an Land, um das 
Frühstück, zu welchem in der liebenswürdigsten Weise 
Einladungen ergangen waren, einzunehmen; und 
nachdem der Admiral dem stellvertretenden Gou- 
verneur in seinem Hause einen Besuch abgestattet 
hatte, begab er sich mit demselben in das Kasino, 
wo für das Frühstück Vorbereitungen getroffen waren. 
Die Ausschmückung des Kasinos bot einen pracht- 
vollen Anblick. Die Mahlzeit war vortrefflich und 
wurde ihr nach der Wirkung einer dreistündigen 
schnellen Seefahrt gegen die frische Morgenbrise volle 
Gerechtigkeit erwiesen. 
Beim Champagner, der reichlich floß, kamen 
die Toaste. Der stellvertretende Gouverneur, 
v. Bennigsen, begann mit einer Rede zur Bewill- 
kommnung des Admirals und Ihrer Majestät Ver- 
treter in Dar-es-Saläm und wies auf die herzlichen 
Verhältnisse und engen Beziehungen hin, welche ein 
inniges Band um England und Deutschland schlingen, 
indem er damit schloß, alle Anwesenden aufzufordern, 
auf das Herzlichste die Gesundheit der Großmutter 
des Kaisers, Königin Victoria, zu trinken. Drei 
kräftige Hochs bestärkten dies, und rings um die 
Tafel wurden Glückwünsche ausgetauscht. 
Darauf erhob sich der Admiral und dankte zu- 
nächst dem stellvertretenden Gouverneur für die eben 
ausgesprochenen freundlichen Wünsche, kam dann auf 
seine ersten Tage zur See zurück, als seine freund- 
schaftlichen Gefühle durch die beiden ersten deutschen 
Kriegsschiffe, welche er in den japanischen Gewässern 
getroffen, geweckt worden waren, von welcher Zeit 
er eine fortdauernde Freundschaft mit der deutschen 
Marine unterhalten habe, die bis zum heutigen 
Tage währe. Darauf kam der Admiral auf Seine 
Majestät den deutschen Kaiser selbst zu sprechen, den 
er die große Ehre habe, persönlich zu kennen, und 
gab seiner vollen Bewunderung Ausdruck über die 
Vielseitigkeit seines Charakters, „ein Soldat unter den 
Soldaten“. Ueber Marineangelegenheiten spreche Er 
mit der eingehendsten Kenntniß der Grundsätze und 
des Details, und bei anderen Lebensberufen bean- 
spruche ein Jeder, der ihn kenne, ihn speziell als 
seinen Berufsgcnossen. 
Er (der Redner) betrachte Seine Majestät als 
den hervorragendsten Mann in Europa, der einer
	        
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