— 715 —
nicht mehr für die Gemeinde ausreicht. Das Gou-
vernement habe einen schönen Platz für den Bau
zur Verfügung gestellt. Der Bau, der stattlich
werden soll, werde 100 000 Mark in Anspruch
nehmen. Auch die geringste Gabe sei willkommen,
die bei der Leitung des „Kreuz und Schwert“ ein-
gezahlt werde.
Die Basler Mission in Kamerun befindet
sich in einem erfreulichen Zustand der Entwickelung
und Ausbreitung. Von einer Forschungsreise nach
den südlichen Gegenden der Kolonie berichtet Mis-
sionar Hermann im „Heidenboten“: „Unser Haupt-
eindruck von der Reise war, daß die Thüren für
unsere Missionsarbeit offen stehen, die Leute fast
durchweg des alten Treibens überdrüssig sind und
die Betrügereien der Fetischleute allgemein erkannt
und verspottet werden.“ — Die Zahl der Missions-
stationen in Kamerun ist von fünf im Jahre 1895
im laufenden Jahre auf sieben erhöht, noch zwei
sollen hinzukommen.
Im Kondelande am Nyassasee hat die Berliner
Mission abermals, wie die „Berliner Missions-
berichte“ mittheilen, die Zeltpfähle weiter stecken
dürfen. Es ist eine neue Station, Bulagoa, für
den Kingastamm im Livingstonia-Gebirge angelegt
worden.
Am 14. Oktober hat ein Missionar der Neu-
dettelsauer lutherischen Missionsgesellschaft
Namens Zwanzger seine Reise nach Kaiser
Wilhelmsland angetreten.
Um den Missionaren, welche an sich schon durch
die Ungunst des Klimas genug zu leiden haben
wenigstens die persönliche angestrengte Körperarbeit
bei dem Bau der Stationen zu ersparen, hat die
Rheinische Missionsgesellschaft einen christlich
gesinnten tüchtigen Zimmermann L. Holzapfel
nach Geu-Guinea entsendet.
Die in Nr. 5 des „Deutschen Kolonialblattes“
vom vorigen Jahre, S. 131, erwähnte Schrift über
das Wirkungsgebiet der Basler Missionsgesellschaft
von Kühnle ist in einer zweiten bis zum August
vorigen Jahres ergänzten Auflage erschienen.
Ueber die Thätigkeit der Benediktiner in
Ostafrika berichtet „Kreuz und Schwert“:
Die St. Benediktus-Missionsgenossenschaft (Con-
gregatio O. S.B. pro missionibus exteris), welche
im südlichen Theile Deutsch-Ostafrikas thätig ist,
zählte im Berichtsjahre zwei Doppelstationen (Dar-
es-Saläm und Lukuledi) und eine einfache Station
(Männerabtheilung) zu Kollasini. Zur Station
Lukuledi gehören zwei Außenstationen, die eine in
Chuckukwe, die andere die Dörfer der Häuptlinge
Tu-Kutua und Mwananchekenie umfassend. Die
Stationen waren besetzt mit insgesammt 6 Priestern,
1 Lehrer, 7 Brüdern und 14 Schwestern.
1. Dar-es-Saläm. Die älteste Niederlassung
der Genossenschaft ist Dar-es-Saläm, wo zugleich
ein Männerkloster gegründet wurde, beide mit dem
vornehmlichsten Zwecke, heidnische Kinder, die durch
Loskauf oder gerichtliche Entscheidung ihre Freiheit
erhalten hatten, zu erziehen. Im Jahre 1894 wurde
die Knabenabtheilung aus Dar-es-Saläm nach Kolla-
sini (50 Minuten von der Stadt entfernt) verlegt.
Gegenwärtig ist im Männerkloster zu Dar-es-Saläm
ein Priester, welcher die Seelsorge der hier wohnen-
den (europäischen, asiatischen und schwarzen) Christen
versieht; außer ihm befindet sich dortselbst ein Bruder,
zur Besorgung der Geschäfte der Mission und vier
Knaben zur Bedienung, welch letztere in den gewöhn-
lichen Schulfächern fortgebildet werden.
Das Schwesternkloster in Dar-es-Saläm unter-
hält ein Internat für schwarze Mädchen nebst einem
Hospital und Asyl für die Farbigen. Am 1. Juli
1896 zählte das Internat 73 Mädchen; eine größere
Anzahl war im Laufe des Berichtsjahres aus der
Mission entlassen worden und hat sich mit christlichen
Männern aus der Mission verheirathet. Das Haupt-
augenmerk bei der Erziehung wird darauf verwendet,
die Mädchen für die Arbeit zu erziehen und sie an
Reinlichkeit, Ordnung, geregelte Thätigkeit und christ-
liche Sitte zu gewöhnen. Der nicht ungeräumige,
aber für die vielen Kinder doch zu kleine Garten
der Schwestern bietet zur Schambaarbeit Gelegen-
heit; dazu besorgen die Kinder noch den Friedhof,
machen allwöchentlich Spaziergänge, die nebst der
Erholung auch mit irgend einer Arbeit, die in der
Stadt nicht ausgeführt werden kann, verbunden sind.
Neben dieser vor Allem ins Ange gefaßten Gewöh=
nung der Mädchen an geregelte Arbeit, die ihnen
für ihre spätere Lebensstellung am nöthigsten ist,
wird aber auch der Schulunterricht wohl gepflegt.
Bis gegen Ende des Berichtsjahres war die Mädchen=
schule einklassig, und wurden alle Kinder von einer
Lehrerin in folgenden Fächern unterrichtet: Religion,
Lesen, Schreiben, Rechnen, Gesang. Jetzt steht die
Schule unter zwei Lehrerinnen und ist in zwei Ab-
theilungen getheilt; dem Unterrichtsplanc der oberen
Abtheilung ist die Erlernung der deutschen Sprache
hinzugefügt. Mit Vorliebe wird von den Kindern
der Gesang gepflegt; sie sind auch zu großem Theile
mit gutem Gehöre und mit wohlklingender Stimmc
begabt. Sie singen die gewöhnlichen lateinischen
Kirchengesänge und einige aus dem Deutschen über-
setzte Suahelilieder korrekt und mit Ausdruck und
erlernen gegenwärtig auch deutsche Texte.
Neben der gewöhnlichen Schule für alle Mädchen
besteht seit einigen Monaten noch eine Fortbildungs-
schule, in welcher die fortgeschrittensten und begab-
testen Mädchen neben weiterem Unterricht in den
gewöhnlichen Fächern noch besonderen deutschen und
Kisuaheli-Sprachunterricht pflegen und das Harmo-
niumspiel erlernen. Es besteht die Absicht und Hoff-