Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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nicht mehr für die Gemeinde ausreicht. Das Gou- 
vernement habe einen schönen Platz für den Bau 
zur Verfügung gestellt. Der Bau, der stattlich 
werden soll, werde 100 000 Mark in Anspruch 
nehmen. Auch die geringste Gabe sei willkommen, 
die bei der Leitung des „Kreuz und Schwert“ ein- 
gezahlt werde. 
Die Basler Mission in Kamerun befindet 
sich in einem erfreulichen Zustand der Entwickelung 
und Ausbreitung. Von einer Forschungsreise nach 
den südlichen Gegenden der Kolonie berichtet Mis- 
sionar Hermann im „Heidenboten“: „Unser Haupt- 
eindruck von der Reise war, daß die Thüren für 
unsere Missionsarbeit offen stehen, die Leute fast 
durchweg des alten Treibens überdrüssig sind und 
die Betrügereien der Fetischleute allgemein erkannt 
und verspottet werden.“ — Die Zahl der Missions- 
stationen in Kamerun ist von fünf im Jahre 1895 
im laufenden Jahre auf sieben erhöht, noch zwei 
sollen hinzukommen. 
Im Kondelande am Nyassasee hat die Berliner 
Mission abermals, wie die „Berliner Missions- 
berichte“ mittheilen, die Zeltpfähle weiter stecken 
dürfen. Es ist eine neue Station, Bulagoa, für 
den Kingastamm im Livingstonia-Gebirge angelegt 
worden. 
Am 14. Oktober hat ein Missionar der Neu- 
dettelsauer lutherischen Missionsgesellschaft 
Namens Zwanzger seine Reise nach Kaiser 
Wilhelmsland angetreten. 
Um den Missionaren, welche an sich schon durch 
die Ungunst des Klimas genug zu leiden haben 
wenigstens die persönliche angestrengte Körperarbeit 
bei dem Bau der Stationen zu ersparen, hat die 
Rheinische Missionsgesellschaft einen christlich 
gesinnten tüchtigen Zimmermann L. Holzapfel 
nach Geu-Guinea entsendet. 
Die in Nr. 5 des „Deutschen Kolonialblattes“ 
vom vorigen Jahre, S. 131, erwähnte Schrift über 
das Wirkungsgebiet der Basler Missionsgesellschaft 
von Kühnle ist in einer zweiten bis zum August 
vorigen Jahres ergänzten Auflage erschienen. 
Ueber die Thätigkeit der Benediktiner in 
Ostafrika berichtet „Kreuz und Schwert“: 
Die St. Benediktus-Missionsgenossenschaft (Con- 
gregatio O. S.B. pro missionibus exteris), welche 
im südlichen Theile Deutsch-Ostafrikas thätig ist, 
zählte im Berichtsjahre zwei Doppelstationen (Dar- 
es-Saläm und Lukuledi) und eine einfache Station 
(Männerabtheilung) zu Kollasini. Zur Station 
Lukuledi gehören zwei Außenstationen, die eine in 
Chuckukwe, die andere die Dörfer der Häuptlinge 
Tu-Kutua und Mwananchekenie umfassend. Die 
  
Stationen waren besetzt mit insgesammt 6 Priestern, 
1 Lehrer, 7 Brüdern und 14 Schwestern. 
1. Dar-es-Saläm. Die älteste Niederlassung 
der Genossenschaft ist Dar-es-Saläm, wo zugleich 
ein Männerkloster gegründet wurde, beide mit dem 
vornehmlichsten Zwecke, heidnische Kinder, die durch 
Loskauf oder gerichtliche Entscheidung ihre Freiheit 
erhalten hatten, zu erziehen. Im Jahre 1894 wurde 
die Knabenabtheilung aus Dar-es-Saläm nach Kolla- 
sini (50 Minuten von der Stadt entfernt) verlegt. 
Gegenwärtig ist im Männerkloster zu Dar-es-Saläm 
ein Priester, welcher die Seelsorge der hier wohnen- 
den (europäischen, asiatischen und schwarzen) Christen 
versieht; außer ihm befindet sich dortselbst ein Bruder, 
zur Besorgung der Geschäfte der Mission und vier 
Knaben zur Bedienung, welch letztere in den gewöhn- 
lichen Schulfächern fortgebildet werden. 
Das Schwesternkloster in Dar-es-Saläm unter- 
hält ein Internat für schwarze Mädchen nebst einem 
Hospital und Asyl für die Farbigen. Am 1. Juli 
1896 zählte das Internat 73 Mädchen; eine größere 
Anzahl war im Laufe des Berichtsjahres aus der 
Mission entlassen worden und hat sich mit christlichen 
Männern aus der Mission verheirathet. Das Haupt- 
augenmerk bei der Erziehung wird darauf verwendet, 
die Mädchen für die Arbeit zu erziehen und sie an 
Reinlichkeit, Ordnung, geregelte Thätigkeit und christ- 
liche Sitte zu gewöhnen. Der nicht ungeräumige, 
aber für die vielen Kinder doch zu kleine Garten 
der Schwestern bietet zur Schambaarbeit Gelegen- 
heit; dazu besorgen die Kinder noch den Friedhof, 
machen allwöchentlich Spaziergänge, die nebst der 
Erholung auch mit irgend einer Arbeit, die in der 
Stadt nicht ausgeführt werden kann, verbunden sind. 
Neben dieser vor Allem ins Ange gefaßten Gewöh= 
nung der Mädchen an geregelte Arbeit, die ihnen 
für ihre spätere Lebensstellung am nöthigsten ist, 
wird aber auch der Schulunterricht wohl gepflegt. 
Bis gegen Ende des Berichtsjahres war die Mädchen= 
schule einklassig, und wurden alle Kinder von einer 
Lehrerin in folgenden Fächern unterrichtet: Religion, 
Lesen, Schreiben, Rechnen, Gesang. Jetzt steht die 
Schule unter zwei Lehrerinnen und ist in zwei Ab- 
theilungen getheilt; dem Unterrichtsplanc der oberen 
Abtheilung ist die Erlernung der deutschen Sprache 
hinzugefügt. Mit Vorliebe wird von den Kindern 
der Gesang gepflegt; sie sind auch zu großem Theile 
mit gutem Gehöre und mit wohlklingender Stimmc 
begabt. Sie singen die gewöhnlichen lateinischen 
Kirchengesänge und einige aus dem Deutschen über- 
setzte Suahelilieder korrekt und mit Ausdruck und 
erlernen gegenwärtig auch deutsche Texte. 
Neben der gewöhnlichen Schule für alle Mädchen 
besteht seit einigen Monaten noch eine Fortbildungs- 
schule, in welcher die fortgeschrittensten und begab- 
testen Mädchen neben weiterem Unterricht in den 
gewöhnlichen Fächern noch besonderen deutschen und 
Kisuaheli-Sprachunterricht pflegen und das Harmo- 
niumspiel erlernen. Es besteht die Absicht und Hoff-
	        
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