Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

Der erste Theil dieses Weges geht durch Baum- 
und Buschsavannen, während man von dem kleinen 
Orte Yuvokoyi bis nach Amutive, einem benachbarten 
Ort bei Lome, in dem ausgetrockneten Bett der 
Lagune marschirt, welche vollkommen den Charakter 
einer Grassavanne ohne jeden Baum und Strauch 
zeigt. Der eigentliche Moorboden tritt hier wenig 
zu Tage, da fast Alles durch den Dünensand ver- 
weht ist; nur der Theil, welcher zwischen der Lagune 
und dem Strande gelegen ist, weist überall den un- 
gefähr 1½ m hohen, undurchdringlichen Busch auf, 
außer vereinzelt stehenden Agobims, sowie einigen 
kleinen Kokosanpflanzungen, die dem Wanderer sehr 
erwünscht sind, um seinen Durst zu löschen. 
Nachdem ich in Bagida gerastet hatte, gelangte 
ich weiter, den Buschweg verfolgend, über den 
großen Fetischort Be und Amutive marschirend, am 
Abend in dem Handelscentrum von Togo, Lome, an. 
Am 4. August reiste ich nach Erledigung der 
nöthigsten Geschäfte von Lome ab und langte auf 
der großen Handelsstraße über Akeppe abends in 
NoSppe an. — Da ich leider meine Träger voraus- 
geschickt hatte und diese sich in einer Palmweinfarm 
fesigekneipt hatten, hatte ich hier durch den bedingten 
größeren Aufenthalt Gelegenheit, die Wasserarmuth 
des Landes kennen zu lernen. Ein schmutzig-graues 
Wasser, was sie stundenweit auf dem Kopfe mühsam 
zu ihren Dörfern tragen müssen, wird hier von den 
Leuten für hohes Geld feilgeboten. Was die 
Kokospalme am Strande ersetzt, thut hier die Oel- 
palme, weil sie ebenfalls mit ihrem Wein den müden 
Wanderer erfrischt. 
Von Lome führt der Weg über die genannte 
Lagune in einer sandigen Ebene, bis er plötzlich bergauf 
führt und ein rother strenger Lehmboden an Stelle 
des Sandes tritt. 
In großen wellenförmigen Erhebungen von un- 
gefähr 60 bis 80 m Höhe führt der Weg durch 
undurchdringlichen Busch an einzelnen kleinen Farmen 
und Dörsern vorbei, bis der rothe Lehmboden 
zurücktritt und ein humusreicherer Lehmboden der 
Vegetation ein anderes Aussehen verleiht. 
Nachdem man 11⅛ Stunden weiter in das Innere 
marschirt ist, treten dann mit dem besseren Boden 
große und schöne Palmenhaine auf; die Farmen 
werden üppiger, slatt der dürftigen Kassava sieht man 
mehr Mais bauen, die Dörfer werden größer und 
d Hütten sind besser gebaut als die der sandigen 
Zone. 
Akeppe ist der erste bedeutendere Ort, den ich 
antraf. Hier schon sah man ein ziemlich reges Leben. 
Es ist die letzte Station der ermüdeten Träger, die 
weit aus dem Innern ihre Waaren zur Küste nach 
Lome führen. Eine Stunde nördlich liegt der bei 
Weitem bedeutendere Ort Nosppe. Hier finden all- 
wöchentlich größere Märkte statt, welche vorzugsweise 
von englischen Händlern besucht werden, was sich 
mir auch darin bestätigte, daß das deutsche Geld 
gegen das englische bedeutend zurücktritt. Ueberall 
  
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an kleinen Orten auf der Straße fanden sich fast bis 
Lome herunter kleinere Verkaufsstellen, welche dem 
Wanderer Palmwein sowie Erdnüsse und andere 
Leckerbissen der Neger feilhielten. Da hier eine reiche 
Ernte an Palmwein aus den ergiebigen Oelpalm- 
wäldern gewonnen wurde, war ein überaus reicher 
Karawanenverkehr, welcher hauptsächlich Palmöl, 
Wein und zum Theil auch Mais nach Lome führte. 
Auch traf ich Karawanen zu 20 und 30 Trägern, 
welche von weither aus Atalpame Gummi nach der 
Küste herunterbrachten. Ich traf auf dem Wege bis 
nach Nobppe an diesem Tage nach meiner durch- 
schnittlichen Schätzung ungefähr 600 Leute, vorzugs- 
weise Frauen. Trotz des regen Verkehrs war auf 
große Strecken der Weg mit Gras verwachsen, da 
der Neger, wie es scheint, auch auf den breitesten 
Wegen, seiner Gewohnheit folgend, nur im Gänse- 
marsch marschirt. Daher wird die Maßnahme, wie 
sie auf der Station Misahöhe getroffen ist, daß die 
einzelnen Ortschaften den Weg bis an ihre Grenzen 
in Stand zu halten haben, auch in diesem Bezirke 
von großem Vortheil sein. 
Am 5. August brach ich früh von hier auf und 
gelangte gegen Abend 6 Uhr nach dem ziemlich be- 
deutenden Orte Keve-ga. Der Boden ist hier von 
grauer Farbe und zu dem sandigen Lehmboden zu 
rechnen. Durch die ungenügende Bündigkeit des 
Bodens waren die Hütten auch von weniger Festig- 
keit und von geringerer Größe als dic in dem vor- 
her beschriebenen Noppe. 
Am 6. August früh rückte ich nach dem nahe- 
gelegenen Assahun ab. Bis Keppe war ich ohne jede 
Schwierigkeit die 4 m breite Kunststraße trockenen 
Weges marschirt. Von hier ab mußte ich dem Ein- 
geborenenpfad folgen, welcher die Hauptstraße ins 
Innere bildet und eine Breite von nicht mehr als 
2 bis 2½ Fuß aufweist. Bald trat die erste Urwald-= 
vegetation auf. Hohe große Seifenbäume, darunter 
Oelpalmen, verschlungen mit Lianen, bilden den 
Hauptbestandtheil. Nach 1½⅛ Stunden hatte ich 
Assahun erreicht, wo ein großer Markt abgehalten 
wurde. Erdnüsse, Bams, Kassava, Banauen, Palm- 
wein, Mais, geröstet und ungeröstet, allerhand Speisen 
aus Mais und Erdnüssen bereitet sowie getrocknete 
Fische von der Küste her, Glasperlen und Tücher, 
letztere fast nur europäischen Ursprungs, Ananas so- 
wie Apfelsinen und Citronen wurden in großer Menge 
unter Feilschen der einzelnen handelnden Gruppen 
lebhaft feilgeboten. 
Nach kurzer Rast marschirte ich weiter durch 
Baum= und Grassavannen, in denen die Bäume ver- 
einzelt herumstanden, wie Seisenbäume, Baobabs, 
Mimosen und Kanubäume. Die vielen Sträucher 
gewährten leider keinen weiteren Ausblick. Am Abend 
gelangte ich in dem berüchtigten Tove an, dessen 
Häuptling sich bei der Bevölkerung keines guten 
Rufes erfreut. Wegen der zerfallenen Hütten und 
der engeren unsauberen Straßen, in denen sich die 
Schweine sehr ungenirt bewegten, machte Tove in
	        
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