Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

Kleinere Jungen und Mädchen tragen entweder ein 
kleines Schamtuch oder gehen meistens, wie sic er- 
schaffen sind. Kleine Kinder von Reicheren tragen 
manchmal auch kleine Perlenschnüre um die Hiften. 
Was die Ehe anbetrifft, so wählt sich der 
Jüngling selbständig, wenn er eine Frau ernähren 
kann, ein Mädchen aus seinem Stamme. Gewöhn- 
lich wird es für ein Entgelt, welches sowohl in 
Produkten als auch in anderen Abgaben bestehen 
kann, von den Eltern erworben. Ein Hochzeits- 
schmaus mit dem üblichen Trinkgelage wird auch bei 
dieser Feier abgehalten. Reiche Leute gestatten sich 
auch drei bis vier Frauen, was wohl dadurch er- 
klärlich ist, daß hier die Mutter drei Jahre hindurch 
das Kind zu säugen pflegt. Der Knabe oder das 
Mädchen wächst dann frei bei den Eltern auf und 
wird schon früh im Alter von 9 bis 12 Jahren zu 
kleinen Diensten angehalten, um sich dann später 
selbständig seinen Erwerb zu suchen. 
Deutsch-Meu-Guinra. 
Wissenschaftliche Sammlungen 
von Professor Dahl, dem Leiter der mit Unter- 
stützung des Auswärtigen Amtes und der Königlichen 
Akademic der Wissenschaften durch Geheimrath Pro- 
fessor Dr. Dohrn in Neapel angelegten Forschungs- 
station in Ralum ist dem Königlichen Museum für 
743 
  
Naturkunde eine Sammlung sehr gut konservirter 
verschicdener Thiere zugegangen. 
Arten Säugethiere, 
Arten Vögel, 
14 Arten Amphibien und Reptilien, 
200 Stück Lepidopteren, trocken, 
161 DOrthopteren, - 
190 .Hemipteren, 
26 Odonaten, 
136 Hymenopteren, 
227 Dwteren, trocken, und 
161 Röhrengläschen, angefüllt mit Insekten 
aller Ordnungen in Alkohol. 
Sie enthielt: 
-S 
27 
— 
zeichnungen Dahls über Vorkommen, Fangzeit und 
Lebensweise behufs späterer Bearbeitung entsprechen. 
Da vorher unser Museum von Neupommern noch 
keine Thiere erhalten hat, und über die dortige Fauna 
überhaupt noch sehr wenig Sicheres bekannt ist, haben 
diese Beobachlungen und Sammlungen einen großen 
wissenschaftlichen Werth. 
Außer den Thieren enthielt die Dahlsche Sen- 
dung auch ein Packet getrockneter Pflanzen, welche 
dem Botanischen Museum übergeben sind. 
5. August auf Guadalcouver gelandet. 
Aus dem Bereiche der Wisstonen und 
der Kntisklaverei-Bewegung. 
In der allgemeinen Missionszeitschrift schildert 
Missionsinspektor Zahn die Entwickelung der Nord- 
deutschen Missionsgesellschaft. Sie steht jetzt 
im fünfzigsten Jahre ihrer Thätigkeit und zählt 
1623 Gemeindeglieder im Missionsgebiete Togo und 
an der Goldküste. Die Leitung der Gesellschaft lag bis 
1850/(51 in Hamburg und ist dann nach Bremen 
gekommen, wobei sie ihr Missionshaus verlor. Gegen- 
wärtig bildet die Gesellschaft ihre Missionare in der 
Anstalt der Basler Mission aus. Sie verfügt gegen- 
wärtig über 17 Missionare, von denen acht verhei- 
rathet sind, und acht Schwestern. Die Zahl der 
Stationen betrug ursprünglich fünf. Zwei sehr un- 
gesunde sind aufgegeben worden, so daß jetzt noch 
Quitta, Ho und Anmedschovhe vorhanden sind. 
Augenblicklich ist die Anlage einer neuen Station in 
Lome im Werke, wofür 20 000 Mark Kosten vor- 
gesehen sind. Die Norddeutsche Mission hat das 
neue und den größten Theil des alten Testaments 
in die Eohesprache übersetzt. Außerdem hat sie Ge- 
sang-, Rechen-, Lesebücher, Weltgeschichte und Anderes 
in der Eohesprachc hergestellt und giebt jetzt eine 
Zeitschrift darin heraus. 
Rus fremden Molonien. 
Expedition nach den Salomons-Inseln. 
Auf der zum britischen Schutzgebiet der Salomons-= 
Inseln gehörenden Insel Guadalcouver ist im August 
d. Is. der österreichische Geologe Baron Fullon 
v. Norbeck mit mehreren Begleitern von Ein- 
geborenen überfallen und getödtet worden. Baron 
v. Norbeck hatte sich auf dem österreichischen 
Kriegsschiff „Albatroß“ eingeschifft und war am 
Mit ihm be- 
fanden sich Lientenant Budik, Seekadet v. Beau- 
fort, 20 Matrosen, zwei Diener und zwei einge- 
borene Führer. Die Expedition beabsichtigte, einen 
Berg im Innern der Insel, „Lions Head“, zu er- 
Alle Sachen sind mit Nummern versehen, welche 
zufolge brieflicher Mittheilungen den Tagebuchauf- 
forschen. Dieser wurde am 10. August erreicht. Um 
den Berg zu ersteigen, theilte sich die Expedition. 
Baron v. Norbeck mit Lieutenant Budik und sechs 
Matrosen sowie mit den zwei Dienern begannen den 
Aufstieg. Die Uebrigen blieben am Fuße des Berges. 
Kurz bevor Baron Norbeck den Gipfel erreicht hatte, 
fielen plötzlich zwei Schüsse, welche das Signal zum 
Angriff seitens der Eingeborenen gaben, die sich dem 
Zuge angeschlossen hatten. Baron Norbeck wurde 
getödtet, seinen Begleitern gelang es, die Eingeborenen 
in die Flucht zu schlagen und zu dem Lager am 
Juße des Berges zurückzukehren. Dieses war in- 
1 
zwischen gleichfalls angegriffen worden. Hier fielen 
der Seckadet v. Beaufort, drei Matrosen und ein 
eingeborener Führer. Sechs Matrosen wurden ver-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.