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rohe und wüste Gesellschast, die noch nicht ganz die
Zeiten, in denen der Sklavenhandel hier im höchsten
Schwunge war und ebenso wie der früher sehr be-
deutende Elfenbeinhandel große Verdienste abwarf,
vergessen kann. Sie werden sich allmählich auch an
Zucht und Ordnung gewöhnen müssen. Die Polizei-
abtheilung muß deshalb und auch der großen Aus-
dehnung der Stadt wegen eine starke sein.
Die Araber und die anderen Händler in Udjidji
sowie die Eingeborenen haben die endliche Begrün-
dung einer deutschen Station am Tanganyika mit
Freuden begrüßt, weil sie nun ein Wiederaufblühen
des Handels erwarten.
Die Belgier haben zur Zeit drei Stationen am
Tanganyika. Mtoa ist die Hauptstation und besetzt
mit vier Europäern und etwa 100 Soldaten. Im
Süden haben sie die Station Mpusto, wo ein Euro-
päer mit wenigen Soldaten ist. Die dritte Station
ist am Nordende des Tanganyika, in Uvira, ganz in
der Nähe unserer Grenze; die Station ist besetzt mit
zwei Europäern und 100 Mann und heißt Unjam-
njanda oder Luwenga; detachirt von hier ist ein
Posten von 7 Mann an der Lussisifähre.
Ich bin dabei, die zerstreut wohnenden Wabwari,
die mir wesentlich intelligenter und bildungsfähiger
zu sein scheinen als die Wadjidji und Warundi und
aus denen sich vielleicht tüchtige Soldaten machen
lassen, zu sammeln und hier in der Nähe der Station
anzusiedeln.
Alle Sultane und Häuptlinge, mit denen ich
durch Boten oder sonst welche Gelegenheit habe in
Berührung zu treten, sind entweder selbst hergekommen
oder haben Abgesandte hergeschickt. Aus allen Theilen
des sehr stark bevölkerten Urundi, aus der ganzen
Landschaft Udjidji, aus Uvinsa, aus Ukaranga, selbst
aus einzelnen Theilen von Uha sind Gesandtschaften
mit zum Theil ansehnlichen Elfenbeingeschenken hier
gewesen.
Ganz ablehnend verhalten sich nur die beiden
Sultane Mtan und Luassa. Ersterer wohnt in
Uvinsa, am Malagarassi und an dessen rechtem Neben-
fluß Rutschugi, Letzterer wohnt in dem an Udjidji#
grenzenden Theil von Uha. Beide sind berüchtigte
und gefürchtete Straßenräuber, deren Rugarnga llei-
nere und unbewaffnete Karawanen übersallen und
ausplündern. Ich habe Beiden noch drei Monate
Bedenkzeit gegeben und werde dann, falls sie auf
ihrer Weigerung, sich zu unterwerfen, beharren
sollten, ihre Bestrafung vornehmen. Beide haben
nur geringen Anhang; wahrscheinlich hält nur ihr
böses Gewissen und ihre Furcht sie ab, hier zu
erscheinen; man muß mit diesen Leuten etwas Ge-
duld haben. »
Die französischen Missionare führen Klagen über
einige Watonguesultane.
Der Handel von Udjidji ist gegen früher er—
heblich zurückgegangen; der Sklavenhandel hat ganz
aufgehört und der Elfenbeinhandel liegt danieder,
seitdem die Belgier die Elfenbeinausfuhr aus ihrem
Gebiet nach dem deutschen Gebiet nach Möglichkeit
zu verhindern suchen.
Manyema und Uvira sind die beiden Haupt-
elsenbeingebiete; während in Manyema fast nur
Stoffe (Salz) zum Elfenbeinhandel gebraucht werden,
sind im Norden des Tanganyika (Uvira, Usige,
Nordurundi) nur kleine rothe Perlen (simsim) ver-
käuflich, etwas Kupfer und Messingdraht.
Der zweite und außerordentlich wichtige Handels-
artikel ist das weit und breit berühmte Salz aus
Uvinsa. Von hier wird fast ganz Manyema, die
ganze West-, Nord= und Ostlüste des Tanganyika,
ganz Urundi, ganz Uha, Uvinsa, Ukaranga, Utongue,
Ufipa, Uniamwesi bis Tabora hin mit Salz ver-
sorgt. Das Salz wird aus Salzquellen am Rut-
schugi kurz vor seiner Einmündung in den Mala-
garassi und an diesem selbst als fast reines Kochsalz
gewonnen. Die Angaben über die jährlich ge-
wonnenen Salzmengen gehen weit auseinander; die
Angaben der intelligenteren Leute schwanken zwischen
10 000, 50 000, 100 000, 500 000 vihiga;, b. h.
Lasten von 25 bis 30 Pfund. Jedenfalls sind es
ganz ungeheure Mengen. In der Trockenzeit, vom
Juni bis zum Anfang der Regenzeit (November)
strömen an dem Rutschugi Tausende von Menschen
aus allen Himmelsrichtungen zusammen, um Salz
zu kochen; in der Regenzeit, wenn der Rutschugi
steigt, stehen die Salzquellen unter Wasser. Bis
jetzt erhoben drei Sultane abwechselnd — jeder
zwei Jahre — einen Salzzoll von den Eingeborenen.
In der Annahme, daß dem Boden entstammende
Reichthümer Eigenthum des Staates sind, und um
dem Staat Einnahmen zu schaffen, habe ich im
Namen des Gouvernements von den Salzquellen
Besitz genommen und dort den Feldwebel Köhler
mit 20 Askaris stationirt. Er hat den Befehl
erhalten, für das Gonvernement eine Salzsteuer zu
erheben.
Wenn vielleicht in diesem Jahre die Salz-
gewinnung nicht die gleich große sein wird wie
sonst, so liegt das an der Furcht und dem Miß-
trauen der Eingeborenen vor Neueinrichtungen und
vor der Station. Die Salzkocher werden sich aber
bei richtiger und vorsichtiger Behandlung, die ich
dem Feldwebel vor allen Dingen zur Pflicht gemacht
habe, bald daran gewöhnen, die Steuer an die
Station abzuliefern, zumal sie bisher die gleiche
Steuer an die Sultane haben abliefern müssen.
Ich hoffe, daß durch diese Einrichtung dem
Gonvernement ein sehr bedeutender Nußen erwachsen
wird. Die ungefähre Höhe der Einnahmen wird
erst nach der Salzkampagne, wenn ich mich so aus-
drücken darf, zu schätzen sein. Der Vortheil wird
noch erheblich größer, wenn es gelingt, das Salz
den Malagarassi abwärts nach hier zu transportiren;
ich hoffe dann auch für Udjidji einen lebhaften